Deutsche Tageszeitung - Gouverneur meldet Tote bei ukrainischem Angriff auf russische Grenzregion Kursk

Gouverneur meldet Tote bei ukrainischem Angriff auf russische Grenzregion Kursk


Gouverneur meldet Tote bei ukrainischem Angriff auf russische Grenzregion Kursk
Gouverneur meldet Tote bei ukrainischem Angriff auf russische Grenzregion Kursk / Foto: © AFP

Bei einem ukrainischen Angriff auf die russische Grenzregion Kursk sind nach Angaben des dortigen Gouverneurs sechs Menschen getötet worden, darunter ein Kind. Zehn weitere Menschen seien nach dem Angriff auf die Stadt Rylsk am Freitag verletzt ins Krankenhaus gebracht worden, erklärte Gouverneur Alexander Chinschtein im Onlinedienst Telegram. Zuvor hatte die russische Armee Kiew mit Raketen angegriffen. Mehrere Gebäude wurden dabei beschädigt, darunter diplomatische Vertretungen.

Textgröße ändern:

Der Gouverneur beschuldigte die ukrainische Armee, zivile Ziele mit dem von den USA bereitgestellten Raketensystem Himars angegriffen zu haben. In russischen Onlinenetzwerken verbreitete Videos zeigten brennende Autos, Trümmer auf den Straßen und Gebäude mit zerstörten Dächern und Fenstern. Die russische Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa sagte der staatlichen Nachrichtenagentur Tass, Russland wolle den Angriff bei der nächsten Sitzung des UN-Sicherheitsrats ansprechen.

Die ukrainische Armee hatte bei einer Überraschungs-Offensive im August mehrere hundert Quadratkilometer Gelände in der Grenzregion Kursk eingenommen. Versuche der russischen Truppen sie zurückzuschlagen, führten bisher nicht zum Erfolg.

Nur wenige Stunden vor dem Angriff in Kursk griff die russische Armee Kiew mit Raketen an. Dabei wurde den örtlichen Behörden zufolge ein Mann getötet, 13 weitere Menschen wurden verletzt.

Die ukrainische Luftwaffe erklärte, alle fünf russischen Raketen vom Typ Iskander seien mithilfe des Patriot-Luftabwehrsystems abgeschossen worden. Durch herabfallende Trümmerteile kam es jedoch in fünf Bezirken zu Schäden und Bränden. Laut der ukrainischen Denkfabrik Defence Express wurden zwar alle Raketen erfolgreich abgefangen, "aber in einem Fall konnte der Sprengkopf nicht zerstört werden und explodierte in der Nähe eines Geschäftszentrums im Stadtzentrum".

Nach den Angriffen waren in den Straßen verkohlte Autos und Gebäude mit zerbrochenen Scheien zu sehen. 630 Wohngebäude sowie ein Dutzend Schulen und Krankenhäuser waren bei winterlichen Temperaturen von der Wärmeversorgung abgeschnitten.

Unter den beschädigten Gebäuden waren dem ukrainischen Außenministerium zufolge auch sechs diplomatische Vertretungen. Portugals Außenminister Paulo Rangel verurteilte den Angriff scharf. Es sei "absolut inakzeptabel, dass Angriffe auf diplomatische Einrichtungen verübt werden". Die Regierung in Lissabon erklärte, sie habe den russischen Geschäftsträger Föderation einbestellt, um ihm einen formelle Protestnote zu überreichen.

Das Auswärtige Amt verurteilte die Angriffe "aufs Schärfste". "Zerstörte Wohnhäuser, lodernde Flammen, beschädigte Botschaften - Russlands Angriffe treffen die Menschen in Kyjiw vor den Feiertagen erneut ins Mark", erklärte das AA im Onlinedienst X und fügte hinzu: "Unsere Unterstützung ist unerschütterlich, fest stehen wir an der Seite der Ukraine."

Russland führe seinen Krieg auch online, hieß es weiter. Erst am Freitag habe es einen Cyber-Angriff auf ukrainische Behörden gegeben, teilte das Auswärtige Amt mit, ohne Einzelheiten zu nennen.

Aus dem Verteidigungsministerium in Moskau hieß es, der "kombinierte Angriff mit Langstrecken-Präzisionswaffen" sei eine "Reaktion auf die Aktionen des Kiewer Regimes, das von seinen westlichen Handlangern unterstützt wird". Konkret nahm das Ministerium Bezug auf einen ukrainischen Angriff mit westlichen Raketen auf eine russische Chemieanlage am Mittwoch.

Den Angaben des russischen Verteidigungsministeriums zufolge wurden in Kiew ein Büro des ukrainischen Inlandsgeheimdiensts SBU sowie ein Standort der Rüstungsindustrie angegriffen. Alle Ziele seien getroffen worden. Präsident Wladimir Putin habe angekündigt, dass es auf jeden ukrainischen Angriff mit westlichen Waffen auf Russland "eine Antwort geben wird", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.

Russland greift die Ukraine seit dem Beginn des Krieges vor fast drei Jahren fast täglich aus der Luft an. Neben Kiew meldeten am Freitag auch andere Regionen des Landes Angriffe. In der südukrainischen Stadt Cherson wurden offiziellen Angaben zufolge zwei Menschen getötet.

Das ukrainische Koordinierungsbüro für die Behandlung von Kriegsgefangenen teilte unterdessen mit, Russland habe die Leichen von 503 im Kampf gefallenen Soldaten übergeben, die meisten aus der Region Donezk. Seit Oktober gab es damit mindestens vier Rückführungsaktionen, bei denen die Leichen von jeweils mindestens 500 gefallenen Soldaten an die Ukraine übergeben wurden. Der Austausch von sterblichen Überresten gefallener Soldaten und von Kriegsgefangenen ist eine der wenigen Bereiche, in denen Russland und die Ukraine seit Kriegsbeginn noch interagieren.

(V.Korablyov--DTZ)

Empfohlen

Pistorius in jährlichem Ranking erneut beliebtester Politiker

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat in einem jährlichen Politikerranking seinen Platz an der Spitze verteidigt. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Insa für die "Bild am Sonntag" gaben 46 Prozent der Befragten an, dass der SPD-Politiker im neuen Jahr möglichst viel Einfluss in der deutschen Politik haben solle. Das sind nochmal vier Prozent mehr als im Vorjahr.

BSW wählt Landesvorsitzenden Brack zum Spitzenkandidaten für Wahl in Hamburg

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) zieht mit ihrem neuen Hamburger Landesvorsitzenden Jochen Brack als Spitzenkandidat in die Bürgerschaftswahl in rund zweieinhalb Monaten. Der 70-jährige Brack wurde am Samstag bei der Gründungsversammlung des Landesverbands auf Platz eins der BSW-Liste gewählt, wie die Partei in der Hansestadt mitteilte.

Streit mit Polen: Orban stellt ungarisches Asyl für weitere Ex-Minister in Aussicht

Nach der umstrittenen Entscheidung Ungarns, einem in Polen wegen Korruptionsverdachts gesuchten polnischen Ex-Regierungspolitiker Asyl zu gewähren, hat der ungarische Regierungschef Viktor Orban für die Zukunft ähnliche Schritte in Aussicht gestellt. "Ich verrate Ihnen kein Geheimnis, wenn ich sage, dass ich nicht glaube, dass er der Letzte sein wird", sagte Orban am Samstag bei seiner Jahres-Pressekonferenz mit Blick auf den ehemaligen polnischen Justiz-Staatssekretär Macin Romanowski von der rechtsnationalistischen früheren Regierungspartei PiS.

Nach Anschlag auf Weihnachtsmarkt: Gedenkstunde im Magdeburger Dom

Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg haben Betroffene und Angehörige, Einsatzkräfte, Bürger sowie Politiker im Magdeburger Dom der Opfer gedacht. An der Gedenkstunde im Dom nahmen am Samstagabend unter anderem Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) teil.

Textgröße ändern: