Deutsche Tageszeitung - Chef von Polens neuer Oppositionspartei gegen Reparationsforderungen an Berlin

Chef von Polens neuer Oppositionspartei gegen Reparationsforderungen an Berlin


Chef von Polens neuer Oppositionspartei gegen Reparationsforderungen an Berlin
Chef von Polens neuer Oppositionspartei gegen Reparationsforderungen an Berlin / Foto: ©

Der Chef von Polens neuer linksliberaler Partei Frühling, Robert Biedron, lehnt Reparationsforderungen des polnischen Staates an Deutschland ab. Entschädigungszahlungen für die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg vom heutigen Deutschland zu verlangen, sei "Quatsch", sagte Biedron in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der Deutschen Welle. Es liege in Polens Interesse, "gute, freundschaftliche Beziehungen zu diesem wichtigen Player in Europa und der Welt zu haben".

Textgröße ändern:

Der Chef der polnischen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Jaroslaw Kaczynski, hatte 2017 eine Debatte über Reparationsforderungen an Deutschland angestoßen. Seitdem bekräftigten Regierungsmitglieder entsprechende Forderungen.

Biedron warnte, Deutschland könne es "sich leisten, Polen als Partner zu verlieren". Polen hingegen könne es "angesichts dessen, was Wladimir Putin in Europa treibt, nicht ohne Deutschland" schaffen, fügte der Parteichef in Anspielung auf die Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim vor fünf Jahren hinzu. Sein Land wolle mit seinen europäischen Partnern an einem Tisch sitzen. "Den Tisch umzuwerfen, ergibt keinen Sinn", sagte Biedron der Deutschen Welle.

Biedron forderte allerdings, dass sich die EU stärker um konkrete Probleme kümmern müsse wie etwa "Wohnungsnot, Luftverschmutzung, niedrige Lohne". Auch eine gemeinsame europäische Migrationspolitik befürwortete der polnische Oppositionspolitiker. Allerdings werde die EU die Menschen in Polen "derzeit nicht davon überzeugen können, dass wir alle nach Europa hereinlassen sollen".

Biedron sagte, es bedürfe Investitionen in die Bildung, "um die Menschen auf eine Diskussion über Migration vorzubereiten und irgendwann eine ernsthafte Debatte darüber beginnen, wie eine vernünftige Migrationspolitik aussehen kann". Die nationalkonervative PiS kritisierte der Oppositionspolitiker "für das Aushebeln der Verfassungsordnung und der demokratischen Fundamente". Seine Partei wolle die PiS dafür zur Verantwortung ziehen, da Polen "ansonsten nicht zur nächsten Etappe übergehen" könne.

Biedron, Polens erster offen homosexueller Politiker, hatte seine Partei erst Anfang Februar gegründet. Laut einer nur eine Woche später veröffentlichten Meinungsumfrage kann Frühling bei der Europawahl im Mai darauf hoffen, drittstärkste Kraft nach der PiS und der oppositionellen Bürgerplattform (PO) zu werden. Sie käme demnach auf einen Stimmenanteil von gut 16 Prozent.

(S.A.Dudajev--DTZ)

Empfohlen

Netanjahu nennt Tötung von Hamas-Chef Sinwar "Anfang vom Ende" des Gaza-Krieges

Die Tötung von Hamas-Chef Jahja Sinwar ist nach Worten des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu der "Anfang vom Ende" des Gaza-Krieges. "Jahja Sinwar ist tot", sagte Netanjahu in einer Videobotschaft am späten Donnerstagabend in englischer Sprache. "Das ist zwar nicht das Ende des Krieges in Gaza, aber der Anfang vom Ende." Laut Armee töteten israelische Soldaten den Chef der radikalislamischen Palästinensergruppe am Mittwoch bei einem Einsatz im südlichen Gazastreifen. Westliche Staaten äußerten nach dem Tod Sinwars Hoffnung auf ein Ende des Konfliktes.

Grüne Jugend wählt nach Eklat neue Führungsspitze

Die Grüne Jugend kommt ab Freitag (17.30 Uhr) in Leipzig zu ihrem dreitägigen Bundeskongress zusammen. Nach dem Eklat um den Rücktritt und die Abkehr der Partei des bisherigen Vorstands steht vor allem am Samstag die Neuwahl der Führungsspitze der Grünen-Nachwuchsorganisation auf der Tagesordnung. Um den Vorsitz der Grünen Jugend bewerben sich Jette Nietzard und der Fridays-for-Future-Mitbegründer Jakob Blasel.

Bundesrat wählt Rehlinger zur neuen Präsidentin der Länderkammer

Der Bundesrat wählt am Freitag die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger zu seiner neuen Präsidentin (Sitzung ab 09.30 Uhr). Sie soll ab dem 1. November auf die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD) folgen. Die Wahl der Bundesratspräsidentin oder des Bundesratspräsidenten folgt einer festgelegten Reihenfolge, die mit der Einwohnerzahl der Länder zusammenhängt.

Linke beginnt Parteitag in Halle

Die Linkspartei beginnt am Freitag (14.00 Uhr) ihren dreitägigen Bundesparteitag in Halle an der Saale. Am ersten Tag sind Reden der scheidenden Ko-Parteichefin Janine Wissler, von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow sowie eines Überlebenden des Anschlags in Halle von 2019, Ismet Tekin, geplant. Zudem soll über den Leitantrag debattiert werden. In diesem wird eine "existenzbedrohenden Situation" der Partei konstatiert und deshalb für einen Neustart geworben.

Textgröße ändern: