Deutsche Tageszeitung - Macron kommt bei Sondierungsgesprächen für neuen Premier nicht voran

Macron kommt bei Sondierungsgesprächen für neuen Premier nicht voran


Macron kommt bei Sondierungsgesprächen für neuen Premier nicht voran
Macron kommt bei Sondierungsgesprächen für neuen Premier nicht voran / Foto: © AFP

Eine Woche nach dem Sturz der französischen Regierung ist Präsident Emmanuel Macron bei seinen Sondierungsgesprächen für einen neuen Premierminister mit Vertretern mehrerer Parteien nicht deutlich vorangekommen. Es gebe "derzeit keine breitere Basis als bisher", sagte Macron bei einer Kabinettssitzung der nur noch geschäftsführenden Regierung nach Angaben einer Regierungssprecherin am Mittwoch in Paris. "Es bleibt abzuwarten, ob einige bereit sind, diese Basis zu erweitern", fügte sie hinzu.

Textgröße ändern:

Ob Macron seine selbst gesetzte Frist, bis Donnerstag einen neuen Premierminister zu ernennen, einhalten wird, bestätigte die Sprecherin nicht. Es sind weiterhin zahlreiche Namen im Gespräch, unter ihnen der 73 Jahre alte Mitte-Politiker François Bayrou, der 38 Jahre alte Verteidigungsminister Sébastien Lecornu und die Dezentralisierungs-Ministerin Catherine Vautrin. Macron will am Donnerstag zudem nach Polen reisen, was die Zeit für die Ernennung weiter einschränkt.

Macron hatte am Vortag Vertreter aller Parteien mit Ausnahme der Links- und Rechtspopulisten zu einem gemeinsamen Treffen in den Elysée eingeladen. Ziel war es, die Überlebenschance der künftigen Regierung zu verlängern. Macron will verhindern, dass die nächste Regierung erneut rasch durch ein Misstrauensvotum gestürzt wird.

Die Reaktionen nach dem Treffen waren gemischt. Das linke Lager zeigt sich grundsätzlich zu Zugeständnissen bereit, beharrt aber auf der Ernennung eines linken Regierungschefs. In diesem Fall würden die konservativen Republikaner die Regierung nicht unterstützen.

Die aktuellen Verhandlungen sind mit deutschen Koalitionsverhandlungen nicht vergleichbar. Es geht dabei nicht um ein gemeinsames Programm, sondern lediglich um einen Minimalkonsens, um etwa den Haushalt für 2025 abzustimmen.

Da dies der Minderheitsregierung des bisherigen, konservativen Premierministers Michel Barnier nicht gelungen war, brachte der geschäftsführende Haushaltsminister Laurent Saint-Martin am Mittwoch ein Sondergesetz ein. Es ist das erste Mal seit 1979, dass ein solches Gesetz genutzt wird, um die Zahlungsunfähigkeit der Regierung zu Beginn des kommenden Jahres zu verhindern. Die Nationalversammlung soll das Sondergesetz am 16. Dezember debattieren, der Senat zwei Tage später.

Macron hatte nach dem Regierungssturz die Ernennung eines Premierministers "in den kommenden Tagen" angekündigt und eine "Regierung des Gemeinwohls" in Aussicht gestellt. Diese sollte "alle politischen Kräfte des republikanischen Spektrums" umfassen. Eine rechtliche Frist gibt es nicht. Bis zur Ernennung von Premierminister Barnier im September hatte er sich zwei Monate Zeit gelassen.

Seit den vorgezogenen Neuwahlen im vergangenen Juni hat die Regierung keine Mehrheit mehr. Die Nationalversammlung ist in drei sich feindlich gegenüberstehende Blöcke gespalten - Links, Mitte und Rechts. Die rechtspopulistische Partei Rassemblement National von Marine Le Pen hatte den Konservativen Barnier ursprünglich toleriert, dann aber seinen Sturz unterstützt.

(V.Sørensen--DTZ)

Empfohlen

Sicherheitskräfte in Syrien gehen gegen Assad-treue "Milizen" vor

Im Westen Syriens sind Sicherheitskräfte der neuen Regierung Medienberichten zufolge gegen "Milizen" vorgegangen, die dem gestürzten Machthaber Baschar al-Assad die Treue halten. Bei den Kämpfen in der Provinz Tartus sei es gelungen, eine Reihe von Mitgliedern der "Milizen" zu "neutralisieren", meldete die Nachrichtenagentur Sana am Donnerstag. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete drei Tote aus den Reihen der Unterstützer der früheren Regierung. Tartus ist eine Hochburg der alawitischen Minderheit, der auch Assad angehört.

Nach Kabel-Störung: Finnische Behörden stoppen in Russland gestarteten Öltanker

Nach der Störung eines unterirdischen Stromkabels in der Ostsee zwischen Finnland und Estland haben die finnischen Behörden einen von einem russischen Hafen gestarteten Öltanker gestoppt. "Wir haben das Schiff bereits aufgebracht, mit der Besatzung gesprochen und Beweise gesammelt", sagte Robin Lardot von Finnlands Nationalem Ermittlungsbüro am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Derzeit befinde sich der Tanker "Eagle S" vor der Küste der Halbinsel Porkkala rund 30 Kilometer westlich der finnischen Hauptstadt Helsinki.

Empörung nach massiven russischen Angriffen auf die Ukraine an Weihnachten

Russische Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur an Weihnachten haben bei Kiews Partnern für Entrüstung gesorgt. US-Präsident Joe Biden nannte die Drohnen- und Raketenangriffe am Mittwoch "empörend" und kündigte weitere Waffenlieferungen an die Ukraine an. Der britische Premierminister Keir Starmer verurteilte die "brutale Kriegsmaschinerie, die nicht einmal an Weihnachten still steht". Unterdessen versicherte der russische Außenminister Sergej Lawrow, Frankreich habe sich um einen "Dialog über die ukrainische Frage" unter Umgehung Kiews bemüht.

Anhaltende Krise: Opposition in Südkorea will Interimspräsidenten absetzen

Angesichts der andauernden politischen Krise in Südkorea hat die Opposition einen Antrag auf ein Amtsenthebungsverfahren gegen Interimspräsident Han Duck Soo eingereicht. "Wir werden morgen darüber abstimmen", sagte der Abgeordnete Park Sung Joon am Donnerstag in der Nationalversammlung in Seoul. Zuvor hatte Han sich geweigert, drei Richter für das Verfassungsgericht zu ernennen, um die Amtsenthebung seines Vorgängers, des suspendierten Staatschefs Yoon Suk Yeol, zu Ende zu bringen. Dieser hatte Anfang des Monats kurzzeitig das Kriegsrecht verhängt.

Textgröße ändern: