Deutsche Tageszeitung - Senegal als sicherer Herkunftsstaat - Berliner Gericht befragt europäische Richter

Senegal als sicherer Herkunftsstaat - Berliner Gericht befragt europäische Richter


Senegal als sicherer Herkunftsstaat - Berliner Gericht befragt europäische Richter
Senegal als sicherer Herkunftsstaat - Berliner Gericht befragt europäische Richter / Foto: © AFP/Archiv

Der westafrikanische Senegal ist in Deutschland als sicherer Herkunftsstaat eingestuft - dazu hat das Berliner Verwaltungsgericht dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg Fragen gestellt. Es will nach Angaben vom Mittwoch wissen, ob landesweite Sicherheit für alle Bevölkerungsgruppen Voraussetzung für die Einstufung ist. Das Verwaltungsgericht muss über die Asylklage eines 26 Jahre alten Senegalesen entscheiden.

Textgröße ändern:

Wenn ein nationales Gericht in der Europäischen Union unsicher ist, wie EU-Recht auszulegen ist, kann es die Frage dem EuGH vorlegen. Dieser entscheidet dann nicht im konkreten Fall, sondern nur über die Auslegung. Den konkreten Fall entscheidet dann wiederum das nationale Gericht, es ist dabei an die Auslegung des EuGH gebunden.

Das Berliner Verwaltungsgericht wies nun auf verschiedene Probleme hin, die es im Senegal sieht. So sei etwa ein Viertel der Mädchen und Frauen zwischen 15 und 49 Jahren Opfer von Genitalverstümmelung. Trotz Verbots sei auf dem Land die zwangsweise Verheiratung auch von Minderjährigen verbreitet.

Zehntausende Kinder würden in Koranschulen geschickt, wo sie oft auf der Straße betteln müssten. Homosexuelle Handlungen seien strafbar, queere Menschen würden diskriminiert. Außerdem gebe es wegen willkürlicher Verhaftungen und längerer Inhaftierungen Anlass zur Sorge.

Da der Senegal als sicherer Herkunftsstaat eingestuft ist, wird in Asylverfahren erst einmal davon ausgegangen, dass es dort keine Verfolgung und keine unmenschliche oder erniedrigende Bestrafung oder Behandlung gibt. Asylbewerber müssen nachweisen, dass ihnen trotzdem Verfolgung droht.

In manchen anderen EU-Staaten sei der Senegal nicht mehr als sicherer Herkunftsstaat eingestuft, führte das Verwaltungsgericht aus. Es bat den EuGH um Klärung. Dabei will es auch wissen, wie eine Bevölkerungsgruppe definiert wird und unter welchen Voraussetzungen sie als sicher anzusehen ist. Wann der EuGH die Fragen beantwortet, ist noch unklar.

(M.Dorokhin--DTZ)

Empfohlen

Sicherheitskräfte in Syrien gehen gegen Assad-treue "Milizen" vor

Im Westen Syriens sind Sicherheitskräfte der neuen Regierung Medienberichten zufolge gegen "Milizen" vorgegangen, die dem gestürzten Machthaber Baschar al-Assad die Treue halten. Bei den Kämpfen in der Provinz Tartus sei es gelungen, eine Reihe von Mitgliedern der "Milizen" zu "neutralisieren", meldete die Nachrichtenagentur Sana am Donnerstag. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete drei Tote aus den Reihen der Unterstützer der früheren Regierung. Tartus ist eine Hochburg der alawitischen Minderheit, der auch Assad angehört.

Nach Kabel-Störung: Finnische Behörden stoppen in Russland gestarteten Öltanker

Nach der Störung eines unterirdischen Stromkabels in der Ostsee zwischen Finnland und Estland haben die finnischen Behörden einen von einem russischen Hafen gestarteten Öltanker gestoppt. "Wir haben das Schiff bereits aufgebracht, mit der Besatzung gesprochen und Beweise gesammelt", sagte Robin Lardot von Finnlands Nationalem Ermittlungsbüro am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Derzeit befinde sich der Tanker "Eagle S" vor der Küste der Halbinsel Porkkala rund 30 Kilometer westlich der finnischen Hauptstadt Helsinki.

Empörung nach massiven russischen Angriffen auf die Ukraine an Weihnachten

Russische Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur an Weihnachten haben bei Kiews Partnern für Entrüstung gesorgt. US-Präsident Joe Biden nannte die Drohnen- und Raketenangriffe am Mittwoch "empörend" und kündigte weitere Waffenlieferungen an die Ukraine an. Der britische Premierminister Keir Starmer verurteilte die "brutale Kriegsmaschinerie, die nicht einmal an Weihnachten still steht". Unterdessen versicherte der russische Außenminister Sergej Lawrow, Frankreich habe sich um einen "Dialog über die ukrainische Frage" unter Umgehung Kiews bemüht.

Anhaltende Krise: Opposition in Südkorea will Interimspräsidenten absetzen

Angesichts der andauernden politischen Krise in Südkorea hat die Opposition einen Antrag auf ein Amtsenthebungsverfahren gegen Interimspräsident Han Duck Soo eingereicht. "Wir werden morgen darüber abstimmen", sagte der Abgeordnete Park Sung Joon am Donnerstag in der Nationalversammlung in Seoul. Zuvor hatte Han sich geweigert, drei Richter für das Verfassungsgericht zu ernennen, um die Amtsenthebung seines Vorgängers, des suspendierten Staatschefs Yoon Suk Yeol, zu Ende zu bringen. Dieser hatte Anfang des Monats kurzzeitig das Kriegsrecht verhängt.

Textgröße ändern: