Hamas-Umfeld: Neue Verhandlungen über Gaza-Waffenruhe wohl in den nächsten Tagen
Die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg werden nach Angaben aus dem Umfeld der Hamas-Delegation voraussichtlich in den nächsten Tagen wieder aufgenommen. In Kairo werde "sehr wahrscheinlich" eine neue Verhandlungsrunde beginnen, verlautete am Wochenende aus dem Umfeld der Hamas-Delegation. Von israelischer Seite wurden zu einer möglichen Neuaufnahme der Verhandlungen jedoch keine Angaben gemacht.
Bei der Fortsetzung der Verhandlungen sollten "Ideen und Vorschläge für eine Waffenruhe und einen Gefangenenaustausch diskutiert" werden, teilte eine der Hamas-Delegation nahestehende Quelle der Nachrichtenagentur AFP mit.
Gelobt wurden von dieser Quelle die Vermittlungsbemühungen mehrerer Staaten. "Die Ägypter, Katarer, Türken und andere Parteien haben lobenswerte Anstrengungen unternommen, um den Krieg zu beenden", hieß es.
Hamas-Politbüromitglied Bassem Naim erklärte gegenüber AFP, die Vermittler hätten die Kommunikation mit der Hamas und Israel wieder aufgenommen, "um einen neuen Zyklus der Diskussionen" über eine Waffenruhe einzuleiten. Die Hamas habe ihrerseits die Vermittler in den vergangenen Tagen darüber unterrichtet, dass sie "Flexibilität" zu zeigen gewillt sei, um ein Abkommen über ein Ende des Krieges zu erreichen und dieses dann umzusetzen.
Dieses Abkommen soll laut Naim einen konkreten Zeitplan für den Abzug der israelischen Armee aus "Schlüsselgebieten" im Gazastreifen enthalten. Darunter seien der sogenannte Philadelphi-Korridor im südlichen Grenzgebiet zu Ägypten sowie der Netzarim-Korridor, der im Zentrum des Küstenstreifens von West nach Ost verläuft und diesen in zwei Hälften teilt.
Die Hamas traf auch bereits konkrete Vorbereitungen für die mögliche Freilassung von beim Überfall auf Israel im Oktober vergangenen Jahres genommenen Geiseln bei gleichzeitiger Entlassung palästinensischer Häftlinge aus israelischen Gefängnissen. Die Hamas bat mit ihr verbündete Milizen darum, Informationen über von diesen gehaltene Geiseln zusammenzustellen, wie die AFP von Quellen innerhalb militanter Palästinensergruppen erfuhr. Zu den angefragten Auskünften gehörte demnach die Information, welche der Geiseln leben und welche tot sind.
Auch veröffentlichte die radikalislamische Hamas erneut ein Video von einer israelischen Geisel. In der undatierten, dreieinhalbminütigen Aufnahme ist Matan Zangauker zu sehen, der von den Islamisten bei ihrem Angriff auf den Kibbuz Nir Oz verschleppt worden war. Der junge Mann appelliert in dem Video an seine Landsleute, Druck auf die israelische Regierung auszuüben, um die Freilassung aller Geiseln zu erwirken.
Im November 2023 waren im Zuge einer einwöchigen Feuerpause im Gaza-Krieg 105 Geiseln im Gegenzug für 240 in Israel verurteilte palästinensische Häftlinge freigekommen. Seitdem wurden zudem sieben Geiseln von der israelischen Armee befreit.
Bei dem beispiellosen Großangriff der Hamas und mit ihr verbündeter Gruppen auf Israel am 7. Oktober 2023 waren nach israelischen Angaben 1208 Menschen getötet und 251 Geiseln genommen worden. 96 Geiseln werden weiterhin festgehalten, 34 von ihnen sollen allerdings bereits tot sein.
Der Überfall auf Israel löste den Gaza-Krieg aus. Bei dem massiven israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen wurden nach jüngsten Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde des Gebiets, die nicht unabhängig überprüft werden können, insgesamt bereits mehr als 44.700 Menschen getötet.
Ägypten und Katar wie auch die USA bemühten sich in den vergangenen Monaten vergeblich darum, eine neue Feuerpause zwischen Israel und der Hamas zustande zu bringen. Anfang November setzte Katar seine Vermittlungsbemühungen aus, inzwischen nahm es sie aber wieder auf, wie AFP vor einigen Tagen aus diplomatischen Kreisen erfahren hatte.
Der katarische Regierungschef Mohammed bin Abdelrahman Al-Thani lobte am Samstag, dass seit dem Wahlsieg des Republikaners Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl Anfang November ein "neuer Schwung" für die Bemühungen um ein Ende des Gaza-Kriegs entstanden sei.
Im Unterschied zum Gaza-Krieg war im Konflikt zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz bereits am 27. November eine Waffenruhe in Kraft getreten. Gleichwohl gab es seither vereinzelte gegenseitige Angriffe der israelischen Armee und der Hisbollah.
Am Samstag wurden bei israelischen Luftangriffen im Südlibanon nach Angaben der Regierung in Beirut sechs Menschen getötet. Die israelische Armee erklärte, sie habe bei einem Angriff einen "Terroristen" der Hisbollah getroffen. Israel hatte nach Inkrafttreten der Waffenruhe angekündigt, weiter gegen Bedrohungen aus dem Libanon vorzugehen, "falls die Hisbollah gegen das Abkommen verstößt und versucht, sich wieder zu bewaffnen".
(U.Kabuchyn--DTZ)