Deutsche Tageszeitung - Kardinal Marx will offene Debatte über Zölibat in katholischer Kirche führen

Kardinal Marx will offene Debatte über Zölibat in katholischer Kirche führen


Kardinal Marx will offene Debatte über Zölibat in katholischer Kirche führen
Kardinal Marx will offene Debatte über Zölibat in katholischer Kirche führen / Foto: ©

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, will eine offene Debatte über den Zölibat für Priester führen. Als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal hätten sich die Bischöfe auf ihrer Frühjahrsvollversammlung in Lingen einstimmig für einen sogenannten synodalen Weg entschieden, der auch die katholische Sexualmoral hinterfragen solle. Die Opferorganisation Eckiger Tisch warf den Bischöfen derweil vor, bei der Entschädigung von Missbrauchsopfern weiter zu mauern.

Textgröße ändern:

Marx hob zum Ende der Frühjahrsvollversammlung besonders hervor, dass sich alle Bischöfe einstimmig für den synodalen Weg entschieden hätten. Im Vorfeld des Treffens hatte Marx bemängelt, dass es als Folge des Missbrauchskandals ein wachsendes Gegeneinander in der katholischen Kirche statt eines gemeinsamen Neuanfangs gebe.

Marx sagte, auf dem angekündigten synodalen Weg solle auch über die priesterliche Lebensform gesprochen werden. Es solle dabei auch darüber gesprochen werden, "ob Priesterweihe und zölibatäre Lebensform immer gebunden sein müssen".

Katholische Priester müssen in aller Regel ehelos leben, es gibt nur wenige Ausnahmen etwa für zur katholischen Kirche konvertierte verheiratete evangelische Geistliche. Über den Zölibat wird seit längerer Zeit diskutiert. Neu ist, dass nach dem Beschluss der Bischofskonferenz auch mit den Laien und Betroffenen des Missbrauchsskandals Debatten geführt und konkrete Ergebnisse formuliert werden sollen.

Marx sagte, die deutsche Kirche werde die Ergebnisse dann auch auf der Ebene der Weltkirche vertreten. Neben der Ehelosigkeit der Priester will die Bischofskonferenz auch die Frage nach dem Umgang mit Macht in der Kirche und die Frage nach der Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualmoral debattieren.

Der Sprecher der Opfervertretung Eckiger Tisch, Matthias Katsch, nannte es zwar ermutigend, dass Marx in Lingen auch sein persönliches Versprechen gegeben habe, alles in Gang zu bringen und wiedergutzumachen, was möglich sei. Dennoch vermisse er klare Worte zur Frage der Hilfe und Entschädigung der Opfer. "Die Bischöfe wirken bei dieser Frage überfordert." Das Wort "Entschädigung" komme ihnen nicht über die Lippen.

Der Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, begrüßte den Beschluss zum synodalen Weg. Das ZdK stehe bereit, die Vorbereitung zügig voranzubringen, "wenn der Wille zu wirklicher Veränderung erkennbar wird". Die Bischofskonferenz hatte die Laien eingeladen, an dem neuen Format mitzuwirken.

(P.Tomczyk--DTZ)

Empfohlen

Frankreich: Mehr als 100.000 Menschen protestieren gegen rechtsgerichteten Premier

In Frankreich haben am Samstag nach Angaben des Innenministeriums mehr als 100.000 Menschen gegen die Ernennung des neuen rechtsgerichteten Premierministers Michel Barnier demonstriert. Allein in Paris waren es demnach 26.000. Aber auch in vielen anderen Städten wie Nantes, Nizza, Marseille und Straßburg gingen die Menschen gegen die Regierungsübernahme durch den 73-jährigen Konservativen auf die Straße. Die Wut der Demonstrierenden richtete sich auch gegen Präsident Emmanuel Macron.

Tausende in Israel demonstrieren erneut für Abkommen für Freilassung der Geiseln

Genau elf Monate nach dem beispiellosen Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel sind dort erneut tausende Menschen für ein Abkommen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung aller Geiseln auf die Straße gegangen. Unter den Teilnehmern der Kundgebungen in Tel Aviv, Jerusalem und anderen Städten waren am Samstag auch Angehörige der immer noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln.

Niedrige Wahlbeteiligung: Präsidentschaftswahl in Algerien zu Ende gegangen

Nach einer einstündigen Verlängerung ist die Präsidentschaftwahl in Algerien am Samstag zu Ende gegangen. Statt wie geplant um 20.00 Uhr schlossen die Wahllokale in dem nordafrikanischen Land angesichts einer sehr niedrigen Wahlbeteiligung erst um 21.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MESZ).

Großdemo für "Freiheit" nach Sperrung des Onlinediensts X in Brasilien

Nach der Sperrung des Onlinedienstes X in Brasilien sind in dem südamerikanischen Land am Samstag tausende Demonstranten auf die Straße gegangen. Die Kundgebung in der Wirtschaftsmetropole São Paulo fand am brasilianischen Unabhängigkeitstag als Gegenveranstaltung zu einer offiziellen Parade in der Hauptstadt Brasília mit dem linksgerichteten Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva statt. Dessen rechtsextremer Amtsvorgänger Jair Bolsonaro unterstützte den Protestmarsch in São Paulo.

Textgröße ändern: