Deutsche Tageszeitung - Israel warnt nach Hisbollah-Beschuss vor Scheitern der Waffenruhe im Libanon

Israel warnt nach Hisbollah-Beschuss vor Scheitern der Waffenruhe im Libanon


Israel warnt nach Hisbollah-Beschuss vor Scheitern der Waffenruhe im Libanon
Israel warnt nach Hisbollah-Beschuss vor Scheitern der Waffenruhe im Libanon / Foto: © AFP

Knapp eine Woche nach Beginn der Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon hat Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu die Hisbollah einer "schwerwiegenden Verletzung" der Waffenruhe beschuldigt. Er kündigte eine Antwort "mit aller Kraft" an. Am Montagabend hatte das israelische Militär dutzende Ziele der pro-iranischen Miliz angegriffen - nach eigenen Angaben als Reaktion auf Beschuss durch die Hisbollah.

Textgröße ändern:

Auch der israelische Verteidigungsminister Israel Katz drohte mit schweren Konsequenzen, sollte die Waffenruhe mit der pro-iranischen Hisbollah scheitern. Israel werde im Falle einer erneuten Eskalation des Konflikts "mit noch größerer Kraft vorgehen und noch tiefer" in den Libanon eindringen, sagte Katz am Dienstag bei einem Truppenbesuch. Es werde "keine Immunität für den libanesischen Staat mehr geben", Israel werde nicht mehr zwischen dem Libanon "und der Hisbollah unterscheiden", sagte Katz weiter.

Die Luftwaffe habe "Hisbollah-Terroristen, dutzende Abschussrampen und terroristische Infrastruktur im gesamten Libanon getroffen", erklärte die Armee am Montagabend. Das libanesische Gesundheitsministerium meldete mindestens neun Todesopfer durch israelische Angriffe auf zwei Dörfer im Südlibanon. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden fünf Menschen in dem Dorf Haris getötet sowie zwei weitere verletzt. Im Dorf Tallus starben demnach vier Menschen durch israelischen Beschuss, ein weiterer erlitt Verletzungen.

Die Hisbollah hatte am Montag erstmals seit Inkrafttreten der Waffenruhe vergangene Woche eine israelische Stellung angegriffen. Die Hisbollah bekannte sich zu einem Angriff auf eine israelische Stellung auf den Scheba-Farmen, die von Israel als Har Dov bezeichnet werden und die in einem zwischen Israel und dem Libanon umstrittenen Gebiet am nördlichen Rand der Golanhöhen liegen.

In dem etwa 30 Quadratkilometer großen Gebiet an der Grenze von Israel, Libanon und Syrien waren im Jahr 2006 zwei israelische Soldaten entführt worden, dies löste damals den zweiten Libanon-Krieg aus.

Die israelische Armee hatte zuvor erklärt, dass die Hisbollah zwei Geschosse auf das Gebiet abgefeuert habe. Es sei niemand verletzt worden.

Die Waffenruhe ist seit Mittwoch in Kraft. Sie war nach mehr als einem Jahr zunehmend heftiger Kämpfe unter internationaler Vermittlung zustandegekommen. Israel hatte jedoch angekündigt, weiter gegen Bedrohungen aus dem Libanon vorzugehen, "falls die Hisbollah gegen das Abkommen verstößt und versucht, sich wieder zu bewaffnen". Die israelische Armee führte seitdem vereinzelte Angriffe auf Hisbollah-Stellungen aus, von denen aus ihrer Sicht Verstöße gegen die Waffenruhe ausgingen.

Der israelische Außenminister Gideon Saar wies am Montag Vorwürfe zurück, Israel verletze seinerseits die Waffenruhe. Er reagierte damit auf Kritik seines französischen Kollegen Jean-Noël Barrot. Dieser hatte in einem Telefonat mit Saar an die "Notwendigkeit" erinnert, "dass alle Seiten die Waffenruhe im Libanon respektieren".

Die von den USA und Frankreich vermittelte Waffenruhe-Vereinbarung sieht vor, dass die israelische Armee den Südlibanon innerhalb von 60 Tagen schrittweise verlässt. Die Hisbollah soll sich ihrerseits aus dem Grenzgebiet bis hinter den etwa 30 Kilometer nördlich der Grenze gelegenen Fluss Litani zurückziehen und ihre militärischen Stützpunkte auflösen. Lediglich die libanesische Armee und UN-Blauhelme der Friedensmission Unifil sollen vor Ort verbleiben.

Die Hisbollah hatte ihre Zustimmung zu der Vereinbarung nicht mehr wie zuvor an eine Waffenruhe im Gazastreifen geknüpft. Nach dem Großangriff der dort herrschenden Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hatte die Hisbollah mit regelmäßigen Raketenangriffen vom Libanon aus eine zweite Front gegen Israel eröffnet.

Als Reaktion beschoss Israel immer wieder Hisbollah-Ziele im Nachbarland. Seit Mitte September hatte die israelische Armee ihre Angriffe dann deutlich verstärkt, zudem startete sie Ende September Bodeneinsätze im Südlibanon.

(M.Travkina--DTZ)

Empfohlen

Trump-Vertrauter Carlson kündigt Interview mit russischem Außenminister Lawrow an

Der umstrittene rechte Nachrichtenmoderator und Vertraute des designierten US-Präsidenten Donald Trump, Tucker Carlson, hat die Ausstrahlung eines Interviews mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow angekündigt. "Wir sind gestern nach Moskau zurückgekehrt, um den russischen Außenminister zu interviewen", sagte Carlson in einem am Dienstag (Ortszeit) in Onlinenetzwerken veröffentlichten Video. Das Interview werde "sehr bald" gesendet, fügte er hinzu, ohne einen Termin zu nennen.

Unions-Innenminister fordern mehr Geld für Bevölkerungsschutz

Angesichts der sich angespannten internationalen Lage fordern mehrere Landesinnenminister der Union einen Ausbau des Bevölkerungsschutzes in Deutschland. Ein stärkeres finanzielles Engagement des Bundes sei im Zivil- und Katastrophenschutz "dringend erforderlich", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) dem "Handelsblatt" vom Mittwoch. Er sprach sich dabei "ganz klar" für die Einrichtung eines entsprechenden Sondervermögens aus.

Grüne lassen Votum bei Vertrauensfrage zu Scholz weiter offen

Die Grünen lassen weiter offen, ob sie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei der für den 16. Dezember geplanten Abstimmung im Bundestag das Vertrauen aussprechen werden. "Das klären wir dann beizeiten, wenn es ansteht", sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Grünen-Wahlkampfleiter Andreas Audretsch am Mittwoch in der Sendung "Frühstart" von RTL und ntv.

Statistik: Mehr als 59 Millionen Wahlberechtigte bei geplanter Bundestagswahl

Bei der vorgezogenen Bundestagswahl im kommenden Februar werden in Deutschland voraussichtlich mindestens 59,2 Millionen Bürger stimmberechtigt sein. Das teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch auf Basis einer Schätzung nach dem Zensus 2022 mit. Die Zahl liegt demnach unter dem Niveau der Bundestagswahl 2021, als etwa 61,2 Millionen Menschen wahlberechtigt waren. Ein Grund dafür sei die demografische Entwicklung, hieß es.

Textgröße ändern: