Deutsche Tageszeitung - Mindestens ein Todesopfer bei Absturz von DHL-Frachtflugzeug in Litauen

Mindestens ein Todesopfer bei Absturz von DHL-Frachtflugzeug in Litauen


Mindestens ein Todesopfer bei Absturz von DHL-Frachtflugzeug in Litauen
Mindestens ein Todesopfer bei Absturz von DHL-Frachtflugzeug in Litauen / Foto: © AFP

Beim Absturz eines Frachtflugzeugs des deutschen Paketdienstleisters DHL in Litauen ist mindestens ein Mensch ums Leben gekommen. Nach Angaben von DHL stürzte die aus Leipzig kommende Maschine am frühen Montagmorgen bei einer Notlandung rund einen Kilometer vor dem Flughafen der Hauptstadt Vilnius ab. Die litauischen Behörden schlossen einen terroristischen Hintergrund nicht aus. Vor einem Monat hatte der deutsche Verfassungsschutz berichtet, dass Deutschland bei einem womöglich von Russland initiierten Brand eines Luftfrachtpakets nur knapp einem Flugzeugabsturz entgangen sei.

Textgröße ändern:

"Wir können die Möglichkeit eines Terrorakts nicht ausschließen", sagte Litauens Geheimdienstchef Darius Jauniskis mit Blick auf den Absturz am Stadtrand von Vilnius: "Wir haben davor gewarnt, dass so etwas passieren könnte. Wir sehen uns einem immer aggressiveren Russland gegenüber." Noch sei es jedoch zu früh, eindeutige Schlüsse zu ziehen.

Verteidigungsminister Laurynas Kasciunas betonte, derzeit gebe es "keine Hinweise oder Beweise die nahelegen, dass es Sabotage oder ein Terrorakt war". Untersuchungen der Flugschreiber sollten Hinweise dazu geben, ob es sich um einen "technischen Fehler, einen Pilotenfehler oder etwas anderes handelt", sagte Kasciunas. Die Ermittlungen zur Absturzursache werden nach seinen Worten "etwa eine Woche" dauern.

Anfang November waren nach Paketbränden in Post-Depots in Europa mehrere Verdächtige in Litauen festgenommen worden. Laut Staatsanwaltschaft werden sie verdächtigt, am Versand von Paketen mit Brandsätzen in mehrere westliche Länder beteiligt gewesen zu sein. Der nationale Sicherheitsberater des baltischen Landes machte Russland für die Vorfälle verantwortlich.

Im Juli war im DHL-Logistikzentrum in Leipzig ein Paket in Brand geraten. Drei Monate später berichtete Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang, Deutschland sei bei dem möglicherweise von Russland initiierten Brand nur knapp einer Katastrophe entgangen. Ihm zufolge war es reiner Zufall, dass das Paket am Boden und nicht während des Fluges in Brand geraten war - sonst wäre ein Absturz wohl unvermeidlich gewesen. Die Bundesanwaltschaft ermittelt in dem Fall.

Auch in Großbritannien brannte im Juli ein Paket in einem DHL-Warenlager. In Polen setzte ein Paket laut Medienberichten einen DHL-Lkw in Brand. Der britische Geheimdienstchef Ken McCallum warnte Anfang Oktober vor russischen Sabotageakten und Brandstiftungen. Moskau wolle in den Unterstützerländern der Ukraine "Chaos" stiften, sagte McCallum.

Nach Angaben der litauischen Polizei rutschte die am Montag abgestürzte Maschine mehrere hundert Meter weit über den Boden und krachte in mehrere Häuser. In einem Wohnhaus brach Feuer aus. Die Bewohner konnten nach Angaben des Katastrophenschutzes in Sicherheit gebracht werden.

Laut Polizei kam das bei dem Absturz getötete Besatzungsmitglied aus Spanien, die drei übrigen kamen demnach aus Deutschland, Spanien und Litauen. Laut Polizeichef Arunas Paulauskas sollten die verletzten Besatzungsmitglieder der Maschine im Krankenhaus befragt werden.

DHL erklärte, das abgestürzte Flugzeug sei im Auftrag von DHL von ihrem Servicepartner Swift Air betrieben worden. Etwa einen Kilometer vor dem Flughafen der litauischen Hauptstadt habe das Flugzeug "eine Notlandung durchgeführt". Die Ursache des Unglücks sei noch unklar. Das Flugzeug transportierte Post für verschiedene Kunden.

Der Vize-Vorsitzende des Geheimdienste-Kontrollgremiums des Bundestages, Roderich Kiesewetter (CDU), sieht Russland als möglichen Urheber für den Absturz. "Auch wenn es aktuell noch nicht aufgeklärt ist, es ist zumindest wahrscheinlich, dass es sich um eine russische Sabotage und somit Terror handeln könnte, da Nachrichtendienste und Partner eindringlich davor gewarnt haben", sagte er dem "Handelsblatt".

Es habe "wiederholt relevante und sehr ernstzunehmende Hinweise auf Sabotageversuche gegen den Luftfrachtbereich der DHL gerade in Bezug auf den Flughafen Leipzig" gegeben, sagte der Grünen-Sicherheitsexperte Konstantin von Notz den Funke-Medien. Er forderte, den Absturz in Litauen "ebenso entschlossen wie umgehend" aufzuklären.

(M.Travkina--DTZ)

Empfohlen

Irans geistliches Oberhaupt: IStGH-Haftbefehl gegen Netanjahu "nicht genug"

Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei hält ein Verfahren wegen Kriegsverbrechen gegen den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu im Zusammenhang mit dem Krieg im Gazastreifen für unzureichend und hat ein Todesurteil gefordert. Der Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) gegen Netanjahu sei "nicht genug", sagte Chamenei am Montag. Es waren seine ersten Äußerungen dazu seit der Ausstellung eines Haftbefehls durch den IStGH gegen Netanjahu in der vergangenen Woche.

Tiefgaragen, Keller und U-Bahnhöfe: Deutsche Behörden arbeiten an Bunker-Plan

Angesichts der sich verschärfenden internationalen Bedrohungslage wollen das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und die Innenministerien wieder mehr Bunkerräume in Deutschland einrichten. Derzeit werde "beabsichtigt, Eckpunkte für ein Schutzraumkonzept auszuarbeiten", sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Montag in Berlin. Erwartet würden "umfangreiche Abstimmungen", sagte er. Daher werde der Prozess "noch etwas Zeit in Anspruch nehmen". Zuerst hatte die "Bild"-Zeitung über das Vorhaben berichtet.

Rechtsextremer israelischer Minister: Waffenruhe für Libanon wäre großer Fehler

Israels rechtsextremer Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir hat eine mögliche Waffenruhe im Libanon als "großen Fehler" bezeichnet. Ein solches Abkommen wäre "eine verpasste historische Gelegenheit, die Hisbollah zu vernichten", erklärte er am Montag im Onlinedienst X.

Emirate nehmen nach Mord an Rabbiner drei Usbeken fest

Nach der Ermordung eines Rabbiners haben die Behörden der Vereinigten Arabischen Emirate drei Verdächtige festgenommen. Es handele sich um drei "usbekische Staatsbürger" im Alter von 28 bis 33 Jahren, meldete die amtliche Nachrichtenagentur WAM am Montag unter Berufung auf das Innenministerium. Die genauen Tatumstände und das Motiv würden noch ermittelt. Der in den Emiraten lebende Rabbiner Zvi Kogan war am Wochenende tot aufgefunden worden. Israel stufte seine Ermordung als "antisemitischen Terrorakt" ein.

Textgröße ändern: