Deutsche Tageszeitung - Neue Brexit-Verhandlungen zwischen Brüssel und London

Neue Brexit-Verhandlungen zwischen Brüssel und London


Neue Brexit-Verhandlungen zwischen Brüssel und London
Neue Brexit-Verhandlungen zwischen Brüssel und London / Foto: ©

Eine Woche vor der erneuten Unterhaus-Abstimmung über das Brexit-Abkommen haben London und Brüssel neue Verhandlungen geführt. EU-Verhandlungsführer Michel Barnier traf den britischen Brexit-Minister Stephen Barclay und den obersten Rechtsberater der britischen Regierung, Geoffrey Cox, am Dienstagabend in Brüssel zu einem vierstündigen Gespräch, wie ein EU-Vertreter sagte. Die Presse soll demnach am Mittwoch über mögliche Ergebnisse des Treffens informiert werden.

Textgröße ändern:

Zuvor hatte Barclay den Willen der britischen Regierung betont, einen Durchbruch mit der EU zu erzielen. "Wir sind entschlossen, einen Deal über die Linie zu bekommen und beim Brexit zu liefern", schrieb er im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Das britische Unterhaus hatte den mit der EU ausgehandelten Austrittsvertrag im Januar mit 432 zu 202 Stimmen abgelehnt. Die konservative Premierministerin Theresa May will das Abkommen am kommenden Dienstag erneut im Parlament zur Abstimmung stellen - nur gut zwei Wochen vor dem geplanten EU-Austritt am 29. März. Ohne Annahme droht ein chaotischer Brexit.

Die Gespräche mit Brüssel seien "an einem kritischen Punkt", sagte eine Sprecherin Mays in London. Die Premierministerin führt demnach ihrerseits Gespräche mit Staats- und Regierungschefs in verschiedenen Hauptstädten. Dies werde sie auch noch in den kommenden Tagen tun.

Hauptproblem ist die umstrittene Auffanglösung für Nordirland. Der so genannte Backstop soll eine harte Grenze zwischen der britischen Provinz Nordirland und dem EU-Mitglied Irland verhindern. Großbritannien würde dabei ohne andere Vereinbarung bis auf weiteres in einer Zollunion mit der EU bleiben.

Britische Brexit-Hardliner fordern deshalb eine zeitliche Begrenzung oder eine Ausstiegsklausel. Die EU will dagegen das 584 Seiten lange Austrittsabkommen nicht wieder aufschnüren und lehnt Änderungen daran ab. Im Gespräch sind deshalb Zusicherungen in Form eines Protokolls oder sonstigen Dokuments.

Der britische Außenminister Jeremy Hunt sagte, London habe "positive" Signale aus europäischen Hauptstädten erhalten. Er wolle sie nicht überbewerten, "weil es noch viel Arbeit gibt", sagte er der BBC. Die EU-Partner würden aber erkennen, "dass wir eine Mehrheit im Parlament bekommen können", wenn Großbritannien "nicht rechtlich im Backstop gefangen bleibt". Hier könnte laut Hunt "ein fairer Schlichtungsmechanismus" eine Rolle spielen.

Der Regierungs-Rechtsberater Cox nahm an dem abendlichen Treffen in Brüssel teil, um sicherzustellen, dass London "rechtsverbindliche Änderungen am Backstop" erhalte, sagte Mays Sprecherin.

Das Unterhaus hatte vergangene Woche einen Drei-Stufen-Plan der Premierministerin zum Vorgehen beim Brexit gebilligt. Wird das Brexit-Abkommen am 12. März erneut abgelehnt, stimmen die Abgeordneten tags darauf über einen Austritt ohne Vertrag ab. Wird auch dies zurückgewiesen, entscheiden sie am 14. März über eine Verschiebung des Austrittsdatums.

(U.Beriyev--DTZ)

Empfohlen

Netanjahu nennt Tötung von Hamas-Chef Sinwar "Anfang vom Ende" des Gaza-Krieges

Die Tötung von Hamas-Chef Jahja Sinwar ist nach Worten des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu der "Anfang vom Ende" des Gaza-Krieges. "Jahja Sinwar ist tot", sagte Netanjahu in einer Videobotschaft am späten Donnerstagabend in englischer Sprache. "Das ist zwar nicht das Ende des Krieges in Gaza, aber der Anfang vom Ende." Laut Armee töteten israelische Soldaten den Chef der radikalislamischen Palästinensergruppe am Mittwoch bei einem Einsatz im südlichen Gazastreifen. Westliche Staaten äußerten nach dem Tod Sinwars Hoffnung auf ein Ende des Konfliktes.

Grüne Jugend wählt nach Eklat neue Führungsspitze

Die Grüne Jugend kommt ab Freitag (17.30 Uhr) in Leipzig zu ihrem dreitägigen Bundeskongress zusammen. Nach dem Eklat um den Rücktritt und die Abkehr der Partei des bisherigen Vorstands steht vor allem am Samstag die Neuwahl der Führungsspitze der Grünen-Nachwuchsorganisation auf der Tagesordnung. Um den Vorsitz der Grünen Jugend bewerben sich Jette Nietzard und der Fridays-for-Future-Mitbegründer Jakob Blasel.

Bundesrat wählt Rehlinger zur neuen Präsidentin der Länderkammer

Der Bundesrat wählt am Freitag die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger zu seiner neuen Präsidentin (Sitzung ab 09.30 Uhr). Sie soll ab dem 1. November auf die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD) folgen. Die Wahl der Bundesratspräsidentin oder des Bundesratspräsidenten folgt einer festgelegten Reihenfolge, die mit der Einwohnerzahl der Länder zusammenhängt.

Linke beginnt Parteitag in Halle

Die Linkspartei beginnt am Freitag (14.00 Uhr) ihren dreitägigen Bundesparteitag in Halle an der Saale. Am ersten Tag sind Reden der scheidenden Ko-Parteichefin Janine Wissler, von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow sowie eines Überlebenden des Anschlags in Halle von 2019, Ismet Tekin, geplant. Zudem soll über den Leitantrag debattiert werden. In diesem wird eine "existenzbedrohenden Situation" der Partei konstatiert und deshalb für einen Neustart geworben.

Textgröße ändern: