Nordkorea und USA setzten nach Gipfel-Pleite auf weitere Gespräche
Nach dem Scheitern des Gipfeltreffens zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un haben beide Seiten ihre Bereitschaft zu weiteren Verhandlungen bekräftigt. Die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA schrieb am Freitag, Trump und Kim hätten vereinbart, "weiter produktive Gespräche zu führen". Auch ein US-Regierungsvertreter sagte, es gebe "reichlich Gelegenheit zu sprechen".
Das Gipfeltreffen in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi war am Donnerstag ohne Einigung abgebrochen worden. Der US-Präsident begründete dies damit, dass Kim eine Aufhebung aller Sanktionen gegen Nordkorea gefordert hätte.
Der nordkoreanische Außenminister Ri Yong Ho wies dies zurück. Pjöngjang habe der US-Delegation einen "realistischen Vorschlag" unterbreitet: Nordkorea sei bereit, die Atomanlage Yongbyon stillzulegen, wenn die USA im Gegenzug einen Teil der Strafmaßnahmen zurücknähmen.
Ein ranghoher US-Vertreter sagte am Freitag, Nordkorea habe faktisch die Aufhebung "aller Sanktionen außer für Rüstungsgüter" verlangt. Es sei um Sanktionen im Umfang von "vielen Milliarden Dollar gegangen". Im Gegenzug habe Pjöngjang nur angeboten, einen "Teil" des Yongbyon-Atomkomplexes stillzulegen, der demnach aus mehr als 300 separaten Einrichtungen besteht. Nordkorea sei aber nicht Willens gewesen, sein "Programm von Massenvernichtungswaffen vollständig einzufrieren".
Den Angaben zufolge forderte Trump die nordkoreanische Seite bei den Gesprächen auf, wie beim Poker mit vollem Einsatz zu spielen. "Der Präsident hat Kim ermutigt, All In zu gehen", sagte der Regierungsvertreter. "Wir hätten das gemacht - wir waren vorbereitet, ebenfalls All In zu gehen."
Trotz des Scheiterns des Gipfels nannte der US-Regierungsvertreter das Treffen "ermutigend". Es gebe weiterhin "reichlich Gelegenheit zu sprechen".
Die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA bezeichnete das Treffen als "erfolgreich". Trump und Kim hätten vereinbart, "weiter produktive Gespräche zu führen, um über die Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel und die Verbesserung der Beziehungen zwischen den USA und Nordkorea zu diskutieren".
Derweil sorgten Äußerungen Trumps zum Fall des nach nordkoreanischer Haft verstorbenen Studenten Otto Warmbier in den USA für Empörung. Der US-Präsident sagte nach Ende des Gipfeltreffens, er habe mit Kim über den mutmaßlich schwer gefolterten Studenten gesprochen. Kim "sagt mir, dass er nichts darüber wusste, und ich nehme ihn beim Wort". Kim habe den Fall zwar "sehr gut gekannt, aber erst später davon erfahren".
Der demokratische Abgeordnete Adam Schiff bezeichnete Trumps Äußerungen als "abscheulich". Der demokratische Senator Chris Van Hollen warnte, die USA dürften "Kim Jong Un nicht einen Blankoscheck dafür ausstellen, einen der unseren zu foltern und zu ermorden". Der demokratische Senator Tim Kaine warf Trump vor, sich an die Seite von "Diktatoren" anstelle von US-Bürgern zu stellen.
Auch der Minderheitsführer von Trumps Republikanern im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy, kritisierte den US-Präsidenten. "Ich sehe Nordkoreas Führer nicht als jemanden an, der ein Freund ist. Wir alle wissen, was mit Otto passiert ist, wir wissen, was dieses Land getan hat."
(V.Korablyov--DTZ)