Deutsche Tageszeitung - Trump und Kim erzielen auch bei zweitem Gipfeltreffen keine Einigung

Trump und Kim erzielen auch bei zweitem Gipfeltreffen keine Einigung


Trump und Kim erzielen auch bei zweitem Gipfeltreffen keine Einigung
Trump und Kim erzielen auch bei zweitem Gipfeltreffen keine Einigung / Foto: ©

Mit dem gescheiterten Gipfel zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un haben sich die Hoffnungen auf Fortschritte bei der Denuklearisierung Nordkoreas vorerst zerschlagen. Der Gipfel in Hanoi ging am Donnerstag vorzeitig und ohne Ergebnis zu Ende. Trump begründete dies mit der Forderung Kims, sämtliche Sanktionen gegen Nordkorea aufzuheben. Pjöngjang widersprach dieser Darstellung. Trotz der gescheiterten Gespräche äußerte sich Trump zuversichtlich.

Textgröße ändern:

Acht Monate nach dem ersten Gipfeltreffen in Singapur war der Druck auf Trump gewachsen, diesmal konkrete Zusagen zur atomaren Abrüstung zu erhalten. Doch ein ursprünglich geplantes Mittagessen und die Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung wurden kurzfristig von der Tagesordnung gestrichen. Trump reiste noch am Donnerstag ab.

Die Verhandlungen seien vor allem wegen des Streits über die Sanktionen abgebrochen worden, sagte der US-Präsident. Kim habe verlangt, die Strafmaßnahmen vollständig aufzuheben. "Das konnten wir nicht machen", sagte der US-Präsident. Als Fehlschlag wollte er das Treffen trotzdem nicht werten. "Manchmal muss man einfach gehen", sagte Trump. Er sei "optimistisch", dass die Gespräche vor und während des Gipfels zu einem "wirklich guten Ergebnis" in der Zukunft führen könnten. "Ich will es lieber richtig machen als schnell", sagte Trump.

Der nordkoreanische Außenminister Ri Yong Ho erklärte, Pjöngjang habe der US-Delegation einen "realistischen Vorschlag" unterbreitet und keineswegs die vollständige Aufhebung der Sanktionen gefordert. Nordkorea sei bereit, die Atomanlage Yongbyon stillzulegen, wenn die USA im Gegenzug einen Teil der Strafmaßnahmen zurücknähmen, sagte er nach Angaben der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap.

Bei ihrem ersten Gipfel in Singapur hatten sich Trump und Kim auf eine "Denuklearisierung" verständigt. Konkrete Schritte wurden jedoch nicht vereinbart, auch ein Zeitrahmen blieb offen.

Zuletzt hatten die USA wiederholt gefordert, dass Nordkorea seine Atomwaffen vollständig, unumkehrbar und nachprüfbar aufgibt. Trump stellte dem international isolierten Land immer wieder einen wirtschaftlichen Aufschwung in Aussicht, sollte es sich auf eine Abrüstung einlassen.

Beobachter hatten daher auf einen Fahrplan für die Denuklearisierung gehofft. Spekuliert wurde auch über eine förmliche Beendigung des Kriegszustands. Der Koreakrieg war 1953 mit einem Waffenstillstand zu Ende gegangen, ein Friedensabkommen gibt es bis heute nicht.

Bei dem Treffen in Hanoi wurde auch die Eröffnung eines US-Verbindungsbüros in Nordkorea erörtert, die Kim als "begrüßenswert" bezeichnete. Auch Trump nannte dies eine "großartige Sache".

Konkret vereinbart wurde letztlich aber nichts. Kim habe aber zugesagt, die Atomwaffentests nicht wieder aufzunehmen, erklärte Trump. Er versicherte auch, dass sein persönliches Verhältnis zum nordkoreanischen Machthaber weiterhin gut sei. "Wir mögen uns einfach", sagte Trump, der in einer Verhandlungspause mit Kim im Garten des Metropole-Hotels spazieren gegangen war.

Noch im Jahr 2017 hatten sich die beiden Politiker öffentlich beschimpft und verhöhnt: Trump bezeichnete Kim als "kleinen Raketenmann". Kim konterte, Trump sei ein "geistig umnachteter seniler Amerikaner".

Ein neuer Gipfel zwischen Trump und Kim wurde zunächst nicht vereinbart. US-Außenminister Mike Pompeo sagte, beide Seiten müssten sich nun neu organisieren, bevor ein weiteres Treffen anberaumt werden könne. Er habe weiterhin Hoffnung, "dass wir Fortschritte erzielen können".

In einem Telefonat mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In an äußerte Trump sein "Bedauern" über den ausgebliebenen Durchbruch, wie die Regierung in Seoul mitteilte. Ein Sprecher Moons nannte es "bedauerlich", dass Trump und Kim keine "vollständige Einigung" erzielt hätten.

Auch Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) bedauerte das abrupte Ende des Gipfels. Eine Verschrottung der nordkoreanischen Atomwaffen würde die Welt "ein großes Stück sicherer" machen, sagte Maas im ZDF.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres äußerte die Hoffnung auf weitere Verhandlungen und lobte das Gipfeltreffen als "mutige Diplomatie".

Auch Nordkoreas Verbündeter China sprach sich dafür aus, dass Washington und Pjöngjang ihren Dialog fortsetzen. Der Streit um das nordkoreanische Atomprogramm könne nicht "über Nacht" beigelegt werden, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Peking.

Japan lobte dagegen Trumps Entscheidung, den Gipfel vorzeitig abzubrechen. Ministerpräsident Shinzo Abe sagte nach einem Telefonat mit Trump, er unterstütze die Entscheidung, keinen "einfachen Kompromiss" einzugehen und stattdessen weiter zu verhandeln, "voll und ganz".

(U.Stolizkaya--DTZ)

Empfohlen

Streit mit von der Leyen: Frankreich tauscht EU-Kommissar Breton aus

Vor Amtsantritt der neuen EU-Kommission unter Ursula von der Leyen hat mit dem französischen EU-Kommissar Thierry Breton einer ihrer größten Brüsseler Kritiker überraschend hingeworfen. "Ich trete mit sofortiger Wirkung von meinem Amt als Europäischer Kommissar zurück", erklärte Breton in einem Brief an die Kommissionspräsidentin, den er am Montag im Onlinedienst X veröffentlichte. Sein Nachfolger in der nächsten EU-Kommission soll Frankreichs amtierender Außenminister Stéphane Séjourné werden.

Hamas-Chef Sinwar: Sind bereit für "langen Abnutzungskrieg" gegen Israel

Die Hamas ist nach den Worten ihres Chefs Jahja Sinwar bereit für einen "langen Abnutzungskrieg" gegen Israel. "Wir haben uns darauf vorbereitet, einen langen Abnutzungskrieg zu führen, der den politischen Willen des Feindes brechen wird", sagte der Chef des Politbüros der Hamas am Montag in einer an die Huthi-Miliz im Jemen gerichteten Botschaft.

Scholz baut in Usbekistan und Kasachstan wirtschaftliche Beziehungen weiter aus

Die Nutzung von Rohstoffen, die Ölversorgung in Deutschland und der Ukraine-Krieg haben am zweiten Tag der Zentralasien-Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Mittelpunkt gestanden. Er habe "sehr gute Gespräche" geführt, sagte Scholz am Montag nach einem Treffen mit Kasachstans Präsident Kassym-Schomart Tokajew in Astana. Zudem seien "sehr viele sehr praktische Vereinbarungen abgeschlossen worden", was "ein gutes Zeichen für die Verbesserung der ökonomischen und politischen Beziehungen" sei.

Wüst will Merz als Kanzlerkandidat und ruft CSU zu Unterstützung auf

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat sich für eine Kanzlerkandidatur des Bundesvorsitzenden Friedrich Merz ausgesprochen. Er selbst strebe nicht nach der Kanzlerkandidatur im kommenden Jahr, sagte Wüst am Montag nach einer Vorstandssitzung der Landes-CDU in Düsseldorf. Wüst rief auch die Schwesterpartei CSU auf, eine Kandidatur von Merz zu unterstützen, weil "das die gemeinsamen Wahlchancen der Union enorm erhöhen würde".

Textgröße ändern: