Deutsche Tageszeitung - Deutschland wirft Hisbollah Desinformationskamapgne gegen Unifil vor

Deutschland wirft Hisbollah Desinformationskamapgne gegen Unifil vor


Deutschland wirft Hisbollah Desinformationskamapgne gegen Unifil vor
Deutschland wirft Hisbollah Desinformationskamapgne gegen Unifil vor / Foto: © AFP/Archiv

Die Hisbollah-Miliz im Libanon führt deutschen Regierungsangaben zufolge eine Desinformationskampagne gegen den von Deutschland geführten maritimen Einsatzverband (MTF) der Unifil-Mission. Der Hisbollah nahestehende Medien im Libanon verbreiteten das Narrativ, Deutschland und die MTF hätten "zugunsten Israels in die Kampfhandlungen im Libanon eingegriffen", erklärte das Bundesverteidigungsministerium am Donnerstagabend. "Diese Vorwürfe weist die Bundesregierung entschieden zurück", hieß es weiter.

Textgröße ändern:

Hintergrund ist ein Einsatz der deutschen Korvette "Ludwigshafen am Rhein": Das im Rahmen der Unifil-Mission vor der Küste des Libanon eingesetzte Schiff hatte im Oktober eine anfliegende Drohne abgewehrt. Gegenstand der Desinformationskampagne seien Behauptungen, Deutschland habe somit "militärisch zugunsten Israels in den Konflikt eingegriffen", erklärte das Verteidigungsministerium. Diese Darstellung sei jedoch falsch: "Der Kommandant des Schiffes war zu Abwehrmaßnahmen im Rahmen der Selbstverteidigung gezwungen, um Schaden von Schiff und Besatzung abzuhalten."

Die Miliz behaupte zudem, die Festnahme eines mutmaßlichen Hisbollah-Agenten im Norden des Libanon sei "durch Deutschland und Schiffe der Maritime Task Force erkannt und geduldet, möglicherweise gar unterstützt worden", erklärte das Ministerium weiter. Auch diese Unterstellung sei falsch.

Die Bundeswehr halte sich "strikt" an das Prinzip der Unparteilichkeit des Vereinten Nationen, erklärte das Verteidigungsministerium. Das libanesische Militär "bestimmt und kontrolliert, was mit den durch die Radarstationen gewonnenen Informationen passiert und wer sie erhält". Es bestünden keine direkten Kontakte der MTF zum israelischen Militär.

Im eskalierenden Konflikt zwischen der israelischen Armee und der pro-iranischen Hisbollah-Miliz im Libanon gerät die dortige UN-Friedenstruppe verstärkt zwischen die Fronten.

Am Donnerstag war ein Unifil-Konvoi im Distrikt Bint Dschbeil unter Beschuss geraten. "Zwei oder drei Unbekannte" hätten rund 30 Schüsse auf die Blauhelme abgegeben, nachdem diese aus ihren Fahrzeugen gestiegen waren, um Trümmer von der Straße zu räumen, teilte Unifil mit.

Christian Wagner, Sprecher des Auswärtigen Amtes, sagte am Freitag in Berlin, die Bundesregierung nehme die Meldungen mit "größter Besorgnis zur Kenntnis". Angriffe auf die UN-Mission verstießen gegen das Völkerrecht und seien "inakzeptabel".

Die Unifil-Friedenstruppe ist seit 1978 im Libanon stationiert, sie umfasst mehr als 10.000 Soldaten und Zivilkräfte. Seit der nach dem Libanon-Krieg von 2006 vom UN-Sicherheitsrat verabschiedeten Resolution 1701 wurden die Aufgaben der Blauhelmtruppe deutlich erweitert. Die Resolution sieht unter anderem vor, dass lediglich Soldaten der Unifil und der libanesischen Armee im Grenzgebiet zu Israel eingesetzt werden sollten. Die Hisbollah blieb ungeachtet dessen dort.

Die Bundeswehr leitet derzeit den maritimen Einsatzverband der Unifil, der Waffenschmuggel auf dem Seeweg unterbinden soll. Aktuell sind dort rund 100 deutsche Soldatinnen und Soldaten an Land und auf See im Einsatz.

(P.Hansen--DTZ)

Empfohlen

PKK-Funktionär in Hamburg zu zwei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt

Ein Funktionär der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) ist vom Hamburger Oberlandesgericht zu zwei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt worden. Der zuständige Staatsschutzsenat sah es nach Angaben einer Sprecherin am Freitag als erwiesen an, dass er als Mitglied einer ausländischen terroristischen Vereinigung agiert hatte. Der Mann war laut Anklage von 2019 bis 2024 für die PKK in Bremen tätig und unterstützte deren Gebietsleiter etwa bei Spendensammeln.

Scholz drängt Putin in Telefonat zu Verhandlungen mit Ukraine

Im ersten Telefonat seit fast zwei Jahren hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Russlands Präsident Wladimir Putin "zu Verhandlungen mit der Ukraine" aufgefordert. Diese müssten das Ziel "eines gerechten und dauerhaften Friedens" haben, teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Freitag nach dem einstündigen Gespräch mit. Der Kanzler verurteilte demnach erneut "den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und forderte Präsident Putin auf, diesen zu beenden und Truppen zurückzuziehen".

Kanzlerkandidatur: Prominente SPD-Vertreter stützen Scholz - auch Pistorius

Trotz Bedenken in der eigenen Partei halten Spitzenvertreter der SPD Amtsinhaber Olaf Scholz für den richtigen Kanzlerkandidaten im anstehenden Wahlkampf. Parteichef Lars Klingbeil sowie die Ministerpräsidenten aus Niedersachsen und dem Saarland stärkten Scholz am Freitag den Rücken. Eine neue Umfrage hingegen bescheinigte dem Kanzler erneut deutlich niedrigere Beliebtheitswerte als Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). Dieser wies eigene Ambitionen auf das Kanzleramt aber zurück.

Prozess in Heilbronn wegen Planung von Anschlag auf Synagoge begonnen

Wegen der Planung eines Anschlags auf eine Synagoge müssen sich seit Freitag zwei mutmaßliche Islamisten vor dem Landgericht Heilbronn in Baden-Württemberg verantworten. Ein dritter Mann soll den Haupttäter bei dem Versuch unterstützt haben, nach Syrien zu reisen und sich dort islamistischen Kämpfern anzuschließen. Die Anklage wirft ihnen unter anderem Verabredung zum Mord vor.

Textgröße ändern: