Deutsche Tageszeitung - Tausende Studenten protestieren gegen fünfte Kandidatur Bouteflikas in Algerien

Tausende Studenten protestieren gegen fünfte Kandidatur Bouteflikas in Algerien


Tausende Studenten protestieren gegen fünfte Kandidatur Bouteflikas in Algerien
Tausende Studenten protestieren gegen fünfte Kandidatur Bouteflikas in Algerien / Foto: ©

In Algerien wird der Widerstand gegen eine fünfte Kandidatur von Präsident Abdelaziz Bouteflika stärker. Nach landesweiten Kundgebungen am Freitag, kleineren Demonstrationen in der Hauptstadt Algier am Sonntag und Protesten von Anwälten am Montag demonstrierten am Dienstag mehrere tausend Studenten in Algier gegen eine weitere Amtszeit des 81-jährigen Staatschefs. Die Polizei ging mit Tränengas gegen die jungen Leute vor.

Textgröße ändern:

Die Demonstranten reagierten auf eine Erklärung von elf Studenten-Vereinigungen, in der diese ihre Unterstützung für Bouteflika versichert hatten. Daraufhin versammelten sich am Vormittag etwa 500 Studenten der Universität von Algier unter der Losung "Nicht in meinem Namen". Sie riefen unter anderem "Nein zur fünften Amtszeit", "Bouteflika hau ab" und "Algerien frei und demokratisch".

Sicherheitskräfte der Universität schlossen daraufhin die Tore des Campus, um die Studenten an einer Demonstration auf der Straße zu hindern. Dennoch kam es auch außerhalb der Anlage zu Protesten von 100 bis 200 Studenten. Diese zogen am Nachmittag durch die Innenstadt, wobei sich ihnen weitere Gruppen anschlossen. Die Polizei versuchte, die Demonstration mit Tränengas zu beenden. Es kam zu kleineren Zusammenstößen.

Mehrere Professoren erklärten sich mit den Protesten der Studenten solidarisch. Sie kritisierten ein "politisches System, das zu einer echten Bedrohung für unsere Zukunft geworden ist".

Im Großraum Algier trafen sich zudem rund 500 Journalismus-Studenten auf ihrem Campus, mehrere hunderte weitere Studenten demonstrierten vor der Anlage, wie ein örtlicher Reporter berichtete.

Auch außerhalb der Hauptstadt gingen Algerier gegen eine weitere Kandidatur ihres Präsidenten auf die Straße. Die Nachrichtenseite TSA berichtete über Demonstrationen in Constantine, Tizi Ouzou, Ouargla und Annaba.

Angesichts des wachsenden Widerstands will Bouteflika die offizielle Einreichung seiner Kandidatur vorziehen. Er werde seine Unterlagen bereits am Sonntag vorlegen, teilte Bouteflikas Wahlkampf-Manager Abdelmalek Sellal mit.

Bouteflika steht seit bald 20 Jahren an der Spitze des Staates. Dass er bei der Wahl am 18. April erneut antritt, obwohl er sich seit einem Schlaganfall vor sechs Jahren weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat und im Rollstuhl sitzt, hat tausende Algerier auf die Straßen getrieben.

Das Ausmaß der Proteste hat offenbar auch Algeriens Regierung überrascht. Ministerpräsident Ahmed Ouyahia versicherte am Montag im Fernsehen, die Präsidentschaftswahl werde wie geplant im April stattfinden. Sie werde in "friedlicher und zivilisierter Weise entscheiden", ob Bouteflika ein fünftes Mandat bekomme.

In dem autoritär geführten Maghreb-Staat gibt es trotz des Ölreichtums große soziale Probleme, die Arbeitslosigkeit ist hoch, Korruption grassiert. Mehr als ein Drittel der Algerier sind nach Angaben der Weltbank jünger als 20 Jahre. Sie sind besonders von Arbeitslosigkeit betroffen.

(P.Tomczyk--DTZ)

Empfohlen

Streit mit von der Leyen: Frankreich tauscht EU-Kommissar Breton aus

Vor Amtsantritt der neuen EU-Kommission unter Ursula von der Leyen hat mit dem französischen EU-Kommissar Thierry Breton einer ihrer größten Brüsseler Kritiker überraschend hingeworfen. "Ich trete mit sofortiger Wirkung von meinem Amt als Europäischer Kommissar zurück", erklärte Breton in einem Brief an die Kommissionspräsidentin, den er am Montag im Onlinedienst X veröffentlichte. Sein Nachfolger in der nächsten EU-Kommission soll Frankreichs amtierender Außenminister Stéphane Séjourné werden.

Hamas-Chef Sinwar: Sind bereit für "langen Abnutzungskrieg" gegen Israel

Die Hamas ist nach den Worten ihres Chefs Jahja Sinwar bereit für einen "langen Abnutzungskrieg" gegen Israel. "Wir haben uns darauf vorbereitet, einen langen Abnutzungskrieg zu führen, der den politischen Willen des Feindes brechen wird", sagte der Chef des Politbüros der Hamas am Montag in einer an die Huthi-Miliz im Jemen gerichteten Botschaft.

Scholz baut in Usbekistan und Kasachstan wirtschaftliche Beziehungen weiter aus

Die Nutzung von Rohstoffen, die Ölversorgung in Deutschland und der Ukraine-Krieg haben am zweiten Tag der Zentralasien-Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Mittelpunkt gestanden. Er habe "sehr gute Gespräche" geführt, sagte Scholz am Montag nach einem Treffen mit Kasachstans Präsident Kassym-Schomart Tokajew in Astana. Zudem seien "sehr viele sehr praktische Vereinbarungen abgeschlossen worden", was "ein gutes Zeichen für die Verbesserung der ökonomischen und politischen Beziehungen" sei.

Wüst will Merz als Kanzlerkandidat und ruft CSU zu Unterstützung auf

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat sich für eine Kanzlerkandidatur des Bundesvorsitzenden Friedrich Merz ausgesprochen. Er selbst strebe nicht nach der Kanzlerkandidatur im kommenden Jahr, sagte Wüst am Montag nach einer Vorstandssitzung der Landes-CDU in Düsseldorf. Wüst rief auch die Schwesterpartei CSU auf, eine Kandidatur von Merz zu unterstützen, weil "das die gemeinsamen Wahlchancen der Union enorm erhöhen würde".

Textgröße ändern: