Deutsche Tageszeitung - Südlibanon: Drei Tote bei israelischem Angriff - Fünf Blauhelme unter Verletzten

Südlibanon: Drei Tote bei israelischem Angriff - Fünf Blauhelme unter Verletzten


Südlibanon: Drei Tote bei israelischem Angriff - Fünf Blauhelme unter Verletzten
Südlibanon: Drei Tote bei israelischem Angriff - Fünf Blauhelme unter Verletzten / Foto: © AFP

Bei einem israelischen Angriff auf ein Auto in der Nähe eines Kontrollpostens in der südlibanesischen Stadt Sidon sind nach libanesischen Angaben drei Menschen getötet und sieben weitere verletzt worden. Unter den Verletzten seien auch Soldaten der UN-Friedenstruppe im Libanon (Unifil), erklärte die libanesische Armee am Donnerstag. Unifil zufolge wurden fünf ihrer Soldaten leicht verletzt. Im nördlichen Gazastreifen meldete der Zivilschutz indes zwölf Tote bei einem Angriff auf eine Schule. Die israelische Armee ordnete Evakuierungen in der Region an.

Textgröße ändern:

"Der israelische Feind zielte auf ein Auto, als es den Awali-Checkpoint in Sidon passierte", erklärte die libanesische Armee weiter. Dies habe zum Tod von drei Insassen geführt. Bei den Verletzten handele es sich um fünf malaysische Unifil-Soldaten sowie drei libanesische Soldaten, die den Checkpoint sicherten.

Die Unifil-Mission teilte ihrerseits mit, ein Konvoi von neu eingetroffenen Friedenstruppen sei durch Sidon gefahren, als es zu dem Angriff kam. Die fünf Blauhelme seien dabei leicht verletzt worden und würden vom libanesischen Roten Kreuz vor Ort behandelt. "Sie werden ihren Dienst fortsetzen", hieß es.

Der libanesischen Nachrichtenagentur NNA zufolge befand sich das Fahrzeug der Unifil-Truppen "in der selben Schlange" wie das angegriffene Auto.

Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP sah die verkohlten Überreste des angegriffenen Autos wenige Meter vom Kontrollpunkt entfernt. Er sah auch verletzte UN-Blauhelmsoldaten auf dem Gehweg. Seinen Angaben zufolge umfasste der Unifil-Konvoi mehrere Busse.

Die Unifil-Friedenstruppe ist seit 1978 im Libanon stationiert, sie umfasst mehr als 10.000 Soldaten und Zivilkräfte. Zu den am stärksten beteiligten europäischen Ländern zählen Italien mit gut tausend Soldaten, Spanien mit etwa 680 und Frankreich mit 670. Die Bundeswehr ist an dem maritimen Einsatzverband der Unifil beteiligt, der Waffenschmuggel auf dem Seeweg unterbinden soll.

Die vorwiegend von sunnitischen Muslimen bewohnte Stadt Sidon war bisher von den israelischen Angriffen, die auf Hisbollah-Stellungen im Libanon abzielen, weitgehend verschont geblieben. Allerdings hatte Israel in den vergangenen Wochen die Angriffe auf den dicht besiedelten Vorort Haret Saida verstärkt, wo auch viele schiitische Muslime wohnen.

In der Nacht hatte Israels Luftwaffe erneut Angriffe auf Vororte der Hauptstadt Beirut geflogen. Dabei wurde ein Gebiet in der Nähe des Flughafens getroffen. Behörden zufolge wurde der Flugbetrieb nicht beeinträchtigt.

Bei einem israelischen Angriff im Gazastreifen wurden indes palästinensischen Angaben zufolge mindestens zwölf Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt. Die Zivilschutzbehörde im Gazastreifen erklärte, die israelische Luftwaffe habe die zur Notunterkunft umfunktionierte Grundschule im Flüchtlingslager al-Tschati nahe der Stadt Gaza im Norden des Palästinensergebietes bombardiert.

Die israelische Armee rief am Donnerstag die Bewohner mehrerer Gebiete im nördlichen Gazastreifen erneut dazu auf, sich in Sicherheit zu bringen. "Wir informieren sie, dass das bezeichnete Gebiet als gefährliche Kampfzone gilt. Begeben Sie sich für Ihre Sicherheit umgehend nach Süden", erklärte Militärsprecher Avichay Adraee im Onlinedienst X. Der Beitrag zeigte eine Karte des Gebietes nördlich der Stadt Gaza.

Israel geht im Krieg gegen die radikalislamische Hamas seit dem 6. Oktober verstärkt im Norden des Gazastreifens vor. Erklärtes Ziel der Armee ist es, die Hamas-Mitglieder daran zu hindern, die Miliz wieder aufzubauen.

Der Krieg im Gazastreifen war durch einen beispiellosen Angriff der Hamas auf Israel vor mehr als einem Jahr ausgelöst worden. Am 7. Oktober 2023 hatten Kämpfer der islamistischen Palästinenserorganisation und anderer militanter Palästinensergruppen in mehreren Orten im Süden Israels nach israelischen Angaben mehr als 1200 Menschen getötet und 251 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Israel geht seitdem militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden mehr als 43.400 Menschen getötet.

Die Hisbollah-Miliz im Libanon eröffnete einen Tag nach dem Überfall am 7. Oktober 2023 mit regelmäßigen Raketenangriffen eine zweite Front gegen Israel. Als Reaktion beschoss Israel Ziele im Nachbarland. Seit einigen Wochen hat die israelische Armee ihre Angriffe auf Ziele der Hisbollah im Libanon deutlich verstärkt und zudem Ende September auch Bodeneinsätze im Südlibanon begonnen.

(N.Loginovsky--DTZ)

Empfohlen

US-Präsident Biden sichert "friedliche und geordnete" Übergabe an Trump zu

Der scheidende US-Präsident Joe Biden hat mit einer kurzen Rede an die Nation auf den Wahlsieg von Donald Trump reagiert und dabei eine "friedliche und geordnete" Übergabe der Amtsgeschäfte angekündigt. Nach dem monatelangen erbittert geführten Wahlkampf rief der 81-Jährige seine Landsleute am Donnerstag zur Beruhigung der Gemüter auf. Der Rechtspopulist Trump, der eine rigorose America-First-Politik verfolgt, soll am 20. Januar den Eid für eine zweite Amtszeit im Weißen Haus ablegen.

Habeck meldet sich im Onlinedienst X zurück

Einen Tag nach dem Bruch der Ampel-Koalition hat sich Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) auf der Plattform X zurückgemeldet. "Back for good" (endgültig zurück), schrieb Habeck am Donnerstag in dem Onlinedienst, der früher Twitter hieß.

Nahost-Konflikt: Unesco besorgt über Welterbestätten im Libanon

Angesichts der andauernden Kämpfe zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz wächst auch die Sorge um die Welterbestätten im Libanon. Die Unesco kündigte am Donnerstag ein Treffen an, in dem über den Schutz kultureller Stätten im Libanon beraten werden soll. Die Sondersitzung des Unesco-Komitees soll demnach am 18. November in Paris stattfinden. Dabei soll beraten werden, ob libanesische Kulturgüter auf die Unesco-Liste für Stätten unter "Sonderschutz" aufgenommen werden sollen und mehr Geld zur Verfügung gestellt werden soll.

Hightech-Milliardär Musk nennt Kanzler Scholz einen "Narr"

Zur Regierungskrise in Deutschland hat sich nun auch der US-Milliardär Elon Musk zu Wort gemeldet und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) beleidigt. "Olaf ist ein Narr", schrieb der Hightech-Unternehmer am Donnerstag auf Deutsch im Online-Dienst X. Nach der nächsten Wahl werde Scholz nicht mehr da sein, fügte Musk in einem weiteren Eintrag auf Englisch hinzu.

Textgröße ändern: