Kardinal Marx räumt Versäumnisse der Kirchenverwaltung im Missbrauchsskandal ein
Der deutsche Kardinal Reinhard Marx hat bei der Missbrauchskonferenz im Vatikan schwere Versäumnisse der Kirchenverwaltung eingeräumt. "Akten, die die furchtbaren Taten dokumentieren und Verantwortliche hätten nennen können, wurden vernichtet oder gar nicht erst erstellt", sagte der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz am Samstag im Vatikan. Nicht die Täter, sondern die Opfer seien "reglementiert" und ihnen sei "Schweigen auferlegt" worden.
"Festgelegte Verfahren und Prozesse zur Verfolgung von Vergehen wurden bewusst nicht eingehalten, sondern abgebrochen oder außer Kraft gesetzt", kritisierte Marx in seinem Vortrag. "Die Rechte von Opfern wurden gleichsam mit Füßen getreten und sie der Willkür Einzelner ausgeliefert. Dies sind alles Geschehnisse, die dem zutiefst widersprechen, wofür die Kirche stehen sollte."
Der sexuelle Missbrauch von Kindern und Jugendlichen sei daher zu einem "nicht geringen Teil" auf Machtmissbrauch in der Verwaltung der katholischen Kirche zurückzuführen, sagte Marx. "Verwaltung hat hier nicht dazu beigetragen, dass der Sendungsauftrag der Kirche erfüllt wird, sondern im Gegenteil, dass er verdunkelt, diskreditiert und verunmöglicht wurde." Die Menschen müssten der Kirchenverwaltung "vertrauen" können, forderte Marx. Nachvollziehbarkeit und Transparenz seien "alternativlos".
Papst Franziskus hatte die Konferenz am Donnerstag mit einem Ruf nach "konkreten und wirksamen Maßnahmen" gegen sexuellen Missbrauch eröffnet. Auf seine Einladung waren die 114 Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenzen weltweit nach Rom gereist. Sie sollen noch bis Sonntag über Konsequenzen aus den Missbrauchsskandalen in vielen Ländern beraten, welche die Kirche in den vergangenen Jahren zutiefst erschüttert haben.
(U.Stolizkaya--DTZ)