Deutsche Tageszeitung - Deutschlands Wirtschaft blickt mit Sorge auf neue Amtszeit von Trump

Deutschlands Wirtschaft blickt mit Sorge auf neue Amtszeit von Trump


Deutschlands Wirtschaft blickt mit Sorge auf neue Amtszeit von Trump
Deutschlands Wirtschaft blickt mit Sorge auf neue Amtszeit von Trump / Foto: © AFP

Protektionismus, höhere Zölle, rauer Ton: Ökonomen und Verbände sehen nach dem Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl schwere Zeiten auf die deutsche Wirtschaft zukommen. Der Handel mit den USA drohe deutlich schwieriger zu werden, erklärte am Mittwoch etwa die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK). Auch der Außenhandelsverband BGA blickt "mit Anspannung" auf die ersten Amtshandlungen Trumps. Der Deutsche Aktienindex (Dax) drehte ins Minus.

Textgröße ändern:

"Trump verfolgt eine ausgeprägt protektionistische Agenda, die auf höhere Importzölle und stärkere Beschränkungen des internationalen Handels setzt, insbesondere gegenüber China und potenziell auch gegenüber Europa", erklärte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Dafür müssten Vorkehrungen getroffen werden.

Deutsche Exporteure, für die die USA der größte Absatzmarkt außerhalb der EU seien, müssten mit "empfindlichen Einbußen rechnen", sollte Trump seine Drohung wahr machen und Basiszölle von 20 Prozent auf Importe aus der EU und 60 Prozent auf Importe aus China erheben, fuhr Fuest fort. Dann könnten die deutschen Exporte in die USA nach Ifo-Schätzungen um rund 15 Prozent zurückgehen.

Trump, der eine entschiedene "America first"-Strategie verfolgt, hatte schon im Wahlkampf keinen Hehl aus seinen protektionistischen Plänen gemacht, um die heimische Industrie zu stärken. Er will außerdem im eigenen Land die Unternehmensteuern senken und deutete an, ein Mitspracherecht bei den Zinssätzen haben zu wollen, die eigentlich von der unabhängigen US-Zentralbank festgelegt werden. Außerdem droht Millionen von Beschäftigten ohne Papiere die Ausweisung.

BGA-Präsident Dirk Jandura erinnerte den Republikaner daran, dass er ein "hohes Maß an Verantwortung für die außen- und wirtschaftspolitische Lage der Welt" trage. Ein US-Präsident "kann und darf nie nur und ausschließlich 'America first' sein". Die Welt brauche "weniger und nicht mehr Handelsbeschränkungen".

An großen Worten zu Trumps Sieg ließen es die Verbände und Experten nicht vermissen: Von einem "Epochenwechsel" in den transatlantischen Beziehungen sprach der Industrieverband BDI. Das Ergebnis der US-Wahlen sei ein "Weckruf" für Deutschland und Europa und die vorhandenen Strategien zur Stärkung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit, Verteidigungsfähigkeit und für den Umgang mit China müssten "mit deutlich mehr Tempo" weiterentwickelt werden.

Das IfW Kiel sprach sogar vom "wirtschaftlich schwierigsten Moment in der Geschichte der Bundesrepublik". Zu der aktuellen inneren Strukturkrise kämen nun "massive außenwirtschaftliche und sicherheitspolitische Herausforderungen" auf Deutschland zu, "auf die wir nicht vorbereitet sind".

Das Institut der deutschen Wirtschaft sieht in Trumps Wahl ein "Worst-Case-Szenario", damit stehe die deutsche Wirtschaft vor der "nächsten Krise in einer an Rückschlägen reichen Zeit". Ein sich abzeichnender Handelskonflikt kann nach Berechnungen des Instituts über vier Jahre 180 Milliarden Euro kosten.

Besonders im Fokus einer protektionistischen Politik steht die Automobilindustrie: "Die USA nehmen schon seit einigen Jahren zunehmend stärker zuerst ihre eigenen Interessen in den Blick - und diese Entwicklung wird sich vermutlich weiterhin verstärken", kommentierte der Automobilverband VDA den Wahlausgang. Deutschland und Europa müssten daher "mehr Verantwortung übernehmen".

Die europäischen Börsen öffneten angesichts des deutlichen und raschen Ausgangs der US-Wahlen zunächst im Plus. Experten bezeichneten das vor dem Hintergrund möglicher negativer Auswirkungen durch drohende Zölle als "überraschend". Der Dax drehte bis zum Nachmittag ins Minus; in Großbritannien und Frankreich standen die Börsenindizes am Nachmittag noch leicht im Plus.

In den USA legten die Kurse im vorbörslichen Handel zu. Unter anderem die Tesla-Aktie gehörte zu den Gewinnern - Firmenchef Elon Musk ist ein erklärter Trump-Unterstützer. Andere Wertpapiere profitierten angesichts der erwarteten Stärkung der US-Wirtschaft durch niedrigere Unternehmensteuern sowie weniger Regulierungen etwa in der Technologie- und der Finanzbranche.

(S.A.Dudajev--DTZ)

Empfohlen

Baerbock zu Besuch bei neuer syrischer Führung in Damaskus eingetroffen

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) ist zu einem Besuch bei der neuen syrischen Führung in Damaskus eingetroffen. Die Ministerin sei "soeben gelandet", teilte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin am Freitag der Nachrichtenagentur AFP mit. Vor ihrer Abreise hatte Baerbock laut einer vom Außenamt veröffentlichten Mitteilung erklärt, die Reise sei "ein klares Signal an die Syrerinnen und Syrer: Ein politischer Neuanfang zwischen Europa und Syrien, zwischen Deutschland und Syrien ist möglich".

Baerbock und französischer Außenminister zu Besuch in Damaskus eingetroffen

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und ihr französischer Kollege Jean-Noël Barrot sind zu einem Besuch bei der neuen syrischen Führung in Damaskus eingetroffen. Das teilte das Außenministerium in Paris am Freitag mit. Baerbock und Barrot wollen demnach unter anderem Ahmad al-Scharaa treffen. Unter der Führung von dessen islamistischer Miliz Hajat Tahrir al-Schams (HTS) war am 8. Dezember die Herrschaft des langjährigen syrischen Machthabers Baschar al-Assad beendet worden.

Gerichtsmedizin bestätigt Suizid und Identität von Cybertruck-Fahrer in Las Vegas

Nach der Explosion eines Cybertruck des Autokonzerns Tesla in Las Vegas hat die gerichtsmedizinische Untersuchung bestätigt, dass der Fahrer sich zuvor in dem Wagen erschossen hatte. Das Autopsieergebnis bekräftige, dass der Insasse Suizid begangen habe, teilte die Polizei von Las Vegas am Donnerstag im Onlinedienst X mit. Außerdem sei bestätigt worden, dass es sich bei dem Fahrer um den 37-jährigen Matthew Livelsberger gehandelt habe.

Venezuela setzt 100.000 Dollar-Kopfgeld auf Oppositionsführer González Urrutia aus

Angesichts der Rückkehr des venezolanischen Oppositionspolitikers Edmundo González Urrutia nach Lateinamerika haben die Behörden seines Heimatlands ein Kopfgeld in Höhe von 100.000 Dollar auf ihn ausgesetzt. Die venezolanische Polizei veröffentlichte am Donnerstag in Online-Netzwerken ein Foto von González Urrutia, über dem "Gesucht" stand. Quellen im Justizapparat des Landes bestätigten der Nachrichtenagentur AFP, dass der Fahndungsaufruf in allen Flughäfen und Polizeiwachen des Landes aufgehängt werden solle.

Textgröße ändern: