Harris und Trump werben am letzten Wahlkampfwochenende für sich
Am letzten Wahlkampfwochenende vor der US-Präsidentschaftswahl geben Vizepräsidentin Kamala Harris und Ex-Präsident Donald Trump noch einmal alles: Beide Kandidaten absolvierten am Samstag weitere Auftritte und versuchten, sich jeweils als die bessere Wahl für die Vereinigten Staaten darzustellen. Die Rivalen liefen sich dabei fast über den Weg: Weil beide im Bundesstaat North Carolina Versammlungen abhielten, stand die Air Force Two-Maschine der Vizepräsidentin auf dem Flughafen von Charlotte nur wenige Meter entfernt von Trumps Privatjet.
Rund 75 Millionen US-Bürger haben bereits ihre Stimme abgegeben. Die Umfragen sagen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der Kandidatin der Demokraten und dem Republikaner voraus. Einen Hoffnungsschub erhielt Harris mit der Veröffentlichung einer Umfrage am Samstag: Demnach liegt sie im Bundesstaat Iowa, wo Trump bei den vorangegangenen beiden Präsidentschaftswahlen jeweils klar gewonnen hatte, drei Prozentpunkte vor Trump.
Neben North Carolina absolvierte Harris am Samstag auch Wahlkampfauftritte in Georgia, Trump legte einen Auftritt in Virginia ein. Unangekündigt flog die Vizepräsidentin einen Abstecher nach New York, um bei der legendären Fernseh-Comedyshow Saturday Night Live aufzutreten und dabei möglichst noch unentschiedene Wähler für sich zu gewinnen.
Zuvor wandte sich Harris in einer Wahlkampfrede in Atlanta im Swing State Georgia vor allem an Frauen, unter denen sie besonders viele Unterstützerinnen hat: "Donald Trump ist noch nicht fertig. Er wird Abtreibungen landesweit verbieten. Er will den Zugang zu Geburtenkontrolle beschränken und die Bundesstaaten zwingen, die Schwangerschaften von Frauen zu überwachen", warnte sie.
Im diesjährigen Präsidentschaftswahlkampf spielt das Thema Abtreibung eine große Rolle. Der Oberste Gerichtshof hatte vor zwei Jahren das bundesweite Recht auf Schwangerschaftsabbruch gekippt, nachdem Trump während seiner Präsidentschaft drei konservative Richter ernannt und den Konservativen damit eine Mehrheit im Supreme Court verschafft hatte. In Washington gingen am Samstag laut Schätzungen rund 15.000 Menschen beim National Women's March für Frauen- und Abtreibungsrechte auf die Straße.
Trump heizte seiner stramm rechten Wählerschaft derweil bei einem Auftritt in Salem im Südstaat Virginia ein. Seine Gegnerin Harris bezeichnete er als "dumm" und mit einem "niedrigen IQ" geschlagen. Im Falle ihres Wahlsieges drohe den USA eine wirtschaftliche Depression: "Wollt ihr eure Jobs und vielleicht auch euer Haus und eure Rente verlieren?"
Zuvor hatte Trump bei einem Auftritt in Gastonia, North Carolina erneut seine zentrale Wahlkampfbotschaft verbreitet, wonach illegale Einwanderung zahlreiche Kriminelle und Gewalttäter ins Land bringe und nur er Frauen vor diesen beschützen könne: "Wenn Sie allein zuhause sind und da dieses Monster unterwegs ist, das wegen sechs verschiedener Morde angeklagt und aus dem Gefängnis freigekommen ist, dann wollen Sie lieber Trump haben", sagte der 78-Jährige.
In der Innenstadt der Hauptstadt Washington begannen in den vergangenen Tagen Büros und Geschäfte bereits damit, ihre Fenster mit Sperrholzplatten zu verrammeln. Die Stadtverwaltung sprach von einer "wechselhaften, unvorhersehbaren Sicherheitslage". Vor vier Jahren hatte die US-Hauptstadt im Gefolge der Wahl Gewalt erlebt, die am 6. Januar in der Erstürmung des Kapitols durch fanatische Trump-Anhänger gipfelte.
Trump weigert sich bislang sich darauf festzulegen, ob er eine Niederlage bei der Wahl akzeptieren würde. Vor vier Jahren hatte er nach seiner Wahlniederlage unhaltbare Betrugsvorwürfe erhoben, diesmal spricht er bereits vor dem Wahltag von möglichem Betrug. Am Samstag behauptete, er könne selbst im mehrheitlich demokratisch wählenden Kalifornien siegen - "wenn es eine ehrliche Wahl wäre".
Zum extrem aufgeladenen politischen Klima trägt eine Flut von Desinformation und Falschbehauptungen in den Onlinenetzwerken bei, die nach Angaben der US-Behörden teils von Russland gesteuert wird, aber auch von Influencern aus dem Rechtsaußenlager, unter ihnen der Trump-Verbündete und Besitzer des Onlinedienstes X, Elon Musk.
(A.Nikiforov--DTZ)