Deutsche Tageszeitung - US-Wahl: Von russischer Seite gefälschtes Video in Georgia aufgetaucht

US-Wahl: Von russischer Seite gefälschtes Video in Georgia aufgetaucht


US-Wahl: Von russischer Seite gefälschtes Video in Georgia aufgetaucht
US-Wahl: Von russischer Seite gefälschtes Video in Georgia aufgetaucht / Foto: © GETTY IMAGES NORTH AMERICA/AFP/Archiv

Wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl haben die US-Behörden ein von russischer Seite gefälschtes Video in den Onlinenetzwerken entdeckt, das Betrugsvorwürfe schüren sollte. Das Video zeigt angeblich einen haitianischen Einwanderer, der im Bundesstaat Georgia mehrfach für die demokratische Kandidatin Kamala Harris stimmt, wie die Behörden am Freitag mitteilten.

Textgröße ändern:

Das Video sei komplett von "russischen Einfluss-Agenten" erfunden worden, hieß es in einer Erklärung der Bundespolizei FBI, der Behörde für Cybersicherheit sowie des Büros des Direktors der nationalen Nachrichtendienste (Odni). Es sei Teil der Versuche Russlands, "unbegründete Fragen über die Integrität der US-Wahlen aufzuwerfen und die Spaltung zwischen den Amerikanern herbeizuführen".

Die US-Dienste rechnen damit, dass diese Versuche bis zur Wahl am Dienstag und "in den Wochen und Monaten danach" fortgesetzt werden. Der Wahlleiter von Georgia, Brad Raffensperger, hatte auf das Video aufmerksam gemacht. Es sei "ein Beispiel für gezielte Desinformation, die wir bei dieser Wahl erleben", erklärte er. Mit solchen gefälschten Informationen werde versucht, kurz vor der Wahl "Zwietracht und Chaos zu säen".

Raffensperger erklärte, er habe den Eigentümer des Onlinedienstes X, den Hightech-Milliardär Elon Musk, und die Leiter anderer Onlinenetzwerke um Hilfe bei der Entfernung des Videos gebeten. Der 20-sekündige Clip war am Freitag jedoch weiterhin auf X abrufbar.

Musk unterstützt im Wahlkampf den republikanischen Kandidaten Donald Trump und nutzt X als Sprachrohr für dessen Kampagne. Über seinen Account hat der X-Besitzer, der rund 200 Millionen Follower zählt, bereits mehrfach Falschinformationen und Verschwörungslügen über die Wahl verbreitet.

In dem Video ist ein Mann zu sehen, der in roboterhaftem Tonfall sagt: "Wir kommen aus Haiti. Wir sind vor sechs Monaten nach Amerika gekommen und wir haben bereits die amerikanische Staatsbürgerschaft - wir wählen Kamala Harris." Dann sagt er, er und seine Freunde hätten in mehreren Bezirken gewählt, und zeigt eine Reihe von Führerscheinen.

Eine der Falschanschuldigungen des Trump-Lagers lautet, dass die Demokratische Partei Einwanderer ins Land hole und mit Dokumenten ausstatte, damit sie für Harris stimmen. "Das ist offensichtlich gefälscht und Teil einer Desinformationskampagne", erklärte Raffensperger. "Wahrscheinlich ist es eine Produktion russischer Trollfarmen."

Raffensperger war nach der Präsidentschaftswahl 2020 bekannt geworden, als er sich geweigert hatte, nach der Niederlage des damaligen Präsidenten Trump dessen Forderung nach einer Änderung des Wahlergebnisses in Georgia nachzukommen.

Der Desinformationsforscher Darren Linvill von der Clemson University sagte AFP, das gefälschte Video trage die Handschrift der russischen Propagandagruppe Storm-1516. Die Gruppe hatte bereits zuvor gefälschte Videos produziert, um dem Wahlkampf von Harris schaden.

Georgia zählt zu den sogenannten Swing States, die für den Wahlausgang am kommenden Dienstag entscheidend sind. Vor vier Jahren war es Joe Biden als erstem demokratischen Kandidaten seit Jahrzehnten gelungen, den Staat an der Südostküste zu erobern. Trump ist dort und auf Bundesebene wegen seiner Versuche der nachträglichen Wahlmanipulation angeklagt.

(W.Budayev--DTZ)

Empfohlen

Abstimmung über Amtsenthebungsverfahren gegen Südkoreas Interimspräsidenten Han

Das südkoreanische Parlament stimmt am Freitag über die Einleitung eines Amtsenthebungsverfahrens gegen Interimspräsident Han Duck Soo ab. Die Opposition hat die Abstimmung beantragt, weil Han sich geweigert hatte, drei neue Richter für das Verfassungsgericht zu ernennen, um die Amtsenthebung seines suspendierten Vorgängers Yoon Suk Yeol zu vollziehen. Yoon war Mitte Dezember mit Hilfe von Stimmen aus seiner konservativen PP-Partei suspendiert worden, nachdem er kurzzeitig das Kriegsrecht ausgerufen hatte.

Steinmeier teilt Entscheidung über Auflösung des Bundestags mit

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teilt am Freitag seine Entscheidung darüber mit, ob er den Bundestag auflöst und damit den Weg für eine vorgezogene Neuwahl freimacht. Geplant ist ein Pressestatement Steinmeiers in Schloss Bellevue (11.00 Uhr). Nachdem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am 16. Dezember im Parlament die Vertrauensfrage verloren hatte, hatte er Steinmeier vorgeschlagen, den Bundestag aufzulösen.

Beschädigtes Ostsee-Kabel: Finnische Behörden vermuten Sabotage

Nach der Beschädigung eines Unterwasser-Stromkabels zwischen Finnland und Estland verdächtigen die finnischen Behörden einen von einem russischen Hafen aus gestarteten Öltanker der "schweren Sabotage". Die Ermittler würden dem Verdacht nachgehen, dass das Schiff zur so genannten russischen Schattenflotte gehöre, sagte Finnlands Zolldirektor Sami Rakshit am Donnerstag. Die finnischen Behörden stoppten das Schiff, vernahmen die Besatzung und sicherten Beweise, wie Robin Lardot vom finnischen Nationalen Ermittlungsbüro berichtete. Die EU kündigte weitere Sanktionen gegen die russische Schattenflotte an.

Tote und Verletzte bei israelischem Angriff im Jemen - WHO-Chef unversehrt

Bei israelischen Angriffen auf den internationalen Flughafen der jemenitischen Hauptstadt Sanaa und weitere Ziele in dem Bürgerkriegsland sind am Donnerstag nach Angaben der Huthi-Rebellen sechs Menschen getötet worden. Der Chef der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, der sich während des Angriffs am Flughafen von Sanaa aufhielt, blieb unverletzt.

Textgröße ändern: