Deutsche Tageszeitung - Georgien: EU knüpft Beitritt an Bruch mit Russland

Georgien: EU knüpft Beitritt an Bruch mit Russland


Georgien: EU knüpft Beitritt an Bruch mit Russland
Georgien: EU knüpft Beitritt an Bruch mit Russland / Foto: © AFP

Die Europäische Union knüpft künftige Beitritte an einen Bruch der Kandidatenländer mit Russland. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sagte am Mittwoch in Brüssel, die Beitrittsanwärter könnten nicht Beziehungen zu Russland aufrechterhalten "und erwarten, dass das eigene Land Teil der Europäischen Union wird". Er appellierte vor allem an Georgien, sich zu entscheiden. Kritik übte er auch an der Türkei.

Textgröße ändern:

Borrell stellte den Jahresbericht über die Fortschritte der zehn Beitrittsanwärter vor. Neben den sechs Westbalkanländern gehören dazu die Ukraine, Moldau, Georgien und die Türkei.

Borrell rief Georgien erneut auf, die "schwerwiegenden Unregelmäßigkeiten" bei der Parlamentswahl am vergangenen Sonntag zu untersuchen. Dort ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Wahlfälschung zugunsten der pro-russischen Regierungspartei Georgischer Traum.

In dem Bericht wirft die EU-Kommission Georgien vor, die Außen- und Sicherheitspolitik der EU nur zu 49 Prozent mitzutragen. Dies sei "besonders wenig". Noch sei eine Wiederannäherung an die EU möglich, betonte Borrell. Dafür müsse die Regierung in Tiflis unter anderem das von Brüssel beanstandete Gesetz gegen "ausländische Einflussnahme" aufheben. Die EU hatte den Beitrittsprozess mit Georgien deshalb Ende Juni eingefroren.

Auch die Türkei kooperiere außenpolitisch immer weniger, kritisierte Borrell. Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte zuletzt an einem Gipfel der Brics-Staaten unter Kreml-Chef Wladimir Putin teilgenommen. Zudem gilt Erdogan als einer der schärfsten Kritiker Israels. Nach jahrelangem Stillstand mit Ankara hatten sich die EU-Staats- und Regierungschefs im April eigentlich dafür ausgesprochen, die Beziehungen wiederzubeleben.

Den Beitrittsprozess mit der Ukraine will die EU rasch vorantreiben. Im kommenden Jahr sollen "so bald wie möglich" inhaltliche Beitrittsgespräche stattfinden, wie die Kommission betont. Ende Juni hatte die EU die Verhandlungen mit Kiew formell eröffnet. Ungarn verhindert laut Diplomaten unter seinem EU-Ratsvorsitz in diesem Halbjahr jedoch nennenswerte Fortschritte.

(W.Uljanov--DTZ)

Empfohlen

Republikaner Schwarzenegger unterstützt bei US-Wahl Kamala Harris

Der "Terminator"-Filmstar und frühere republikanische Gouverneur Arnold Schwarzenegger hat zur Wahl der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris aufgerufen. "Ich werde immer erst Amerikaner sein, bevor ich Republikaner bin", schrieb der 77-jährige ehemalige Bodybuilder am Mittwoch im Onlinedienst X. "Deshalb stimme ich diese Woche für Kamala Harris und Tim Walz."

Strittige Wahl in Georgien: Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Betrugsverdachts

Nach der umstrittenen Parlamentswahl in Georgien hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen möglicher Wahlfälschung eingeleitet. Zur Prüfung der Vorwürfe, dass die pro-russische Regierungspartei Georgischer Traum nicht wie offiziell verkündet den Urnengang gewonnen habe, sei Präsidentin Salome Surabischwili für Donnerstag "einbestellt" worden, teilte die georgische Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit. Surabischwili will der Vorladung jedoch nicht nachkommen.

Litauen-Wahl: Chefin der Sozialdemokraten will nicht Regierungschefin werden

In Litauen hat die Vorsitzende der bei der Parlamentswahl siegreichen Sozialdemokraten, Vilija Blinkeviciute, ihre Bewerbung um das Amt der Regierungschefin zurückgezogen. Als Grund für den überraschenden Entschluss nannte die 64-Jährige am Mittwoch ihr Alter und ihren Gesundheitszustand. An ihrer Stelle nominierten die Sozialdemokraten den 45-jährigen früheren Parteichef Gintautas Paluckas für das Amt des Ministerpräsidenten.

UN-Sicherheitsrat warnt einstimmig vor israelischem Verbot des UNRWA

Der UN-Sicherheitsrat hat in überraschender Einigkeit seine Besorgnis über das vom israelischen Parlament beschlossene Verbot des UN-Palästinenserhilfswerks (UNRWA) zum Ausdruck gebracht. Am Mittwoch warnten alle Mitglieder - einschließlich der USA - in einer Erklärung "nachdrücklich vor allen Versuchen, die Arbeit und das Mandat des UNRWA abzubauen oder zu beschneiden". Eine Unterbrechung der Arbeit der Hilfsorganisation habe "schwerwiegende humanitäre Folgen" für Millionen palästinensischer Geflüchteter.

Textgröße ändern: