Deutsche Tageszeitung - Israel meldet "begrenzten" Bodeneinsatz im Libanon - USA warnen vor iranischem Raketenangriff

Israel meldet "begrenzten" Bodeneinsatz im Libanon - USA warnen vor iranischem Raketenangriff


Israel meldet "begrenzten" Bodeneinsatz im Libanon - USA warnen vor iranischem Raketenangriff
Israel meldet "begrenzten" Bodeneinsatz im Libanon - USA warnen vor iranischem Raketenangriff / Foto: © AFP

Nach tagelangen Luftangriffen auf Stellungen der pro-iranischen Hisbollah-Miliz im Libanon hat Israel nach eigenen Angaben einen "begrenzten und gezielten" Bodeneinsatz im Südlibanon gestartet. Die israelische Armee sprach von "schweren Gefechten". Die Hisbollah und die UN-Beobachtermission Unifil dementierten hingegen eine israelische Bodenoffensive. Die USA warnten vor einem unmittelbar bevorstehenden Raketenangriff des Iran auf Israel. Das israelische Militär erklärte jedoch, "bisher" keine solche Bedrohung festgestellt zu haben.

Textgröße ändern:

Die israelische Armee hatte in der Nacht zu Dienstag erklärt, die von Luftangriffen und Artillerie unterstützten "begrenzten" Bodeneinsätze richteten sich "gegen terroristische Ziele und Infrastruktur der Hisbollah". Die ins Visier genommenen Ziele befanden sich demnach "in Dörfern nahe der Grenze" zu Israel.

Armeesprecher Avihai Adraee warnte die Menschen im Libanon in einer auf arabisch verfassten Mitteilung im Onlinedienst Telegram davor, in den Südlibanon zu fahren. Der Hisbollah-Miliz warf Adraee vor, in der Region Zivilisten als "menschliche Schutzschilde" zu missbrauchen.

Die an der Grenze zu Israel im Libanon stationierte UN-Beobachtermission Unifil erklärte hingegen, dass sie "derzeit" keine israelische Bodenoffensive feststellen könne. Auch die Hisbollah-Miliz sowie eine Quelle der libanesischen Armee bestritten, dass israelische Soldaten in den Libanon eingedrungen seien.

Von der Nachrichtenagentur AFP auf das Dementi angesprochen, bekräftigte ein israelischer Militärvertreter: "Es sind Truppen vor Ort im Südlibanon". Er wisse jedoch nicht, ob die Kämpfe andauerten.

Die israelische Armee kündigte indes am Dienstag eine Verstärkung ihrer Streitkräfte entlang der Nordgrenze an und erklärte, dass vier zusätzliche Brigaden mobilisiert würden. Am Nachmittag meldete das Militär einen erneuten "präzisen" Luftangriff auf Beirut.

Am Vormittag wurde in Tel Aviv und anderen Städten im Zentrum Israels Raketenalarm ausgelöst. Die Hisbollah beschoss nach eigenen Angaben den israelischen Militärstützpunkt Glilot sowie den Sitz des israelischen Geheimdienstes Mossad in der Nähe von Tel Aviv mit Raketen vom Typ Fadi-4.

Libanesische Sicherheitskreise berichteten von mindestens sechs israelischen Angriffen auf Ziele in der Hauptstadt Beirut. Die libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete zudem von sechs Toten bei einem israelischen Angriff im größten palästinensischen Flüchtlingslager des Landes in Sidon. Unter den Opfern seien drei Kinder und der Sohn eines palästinensischen Kämpfers, hieß es. Ein Vertreter der Lagerbehörden hatte AFP zuvor gesagt, dass bei dem Angriff das Haus des Sohnes von Munir Makdah getroffen wurde, der als Anführer des libanesischen Zweigs des bewaffneten Flügels der Palästinenserpartei Fatah gilt.

Nach Angaben der US-Regierung bereitet der Iran einen unmittelbar bevorstehenden Raketenangriff auf Israel vor. Es gebe "Hinweise darauf, dass sich der Iran darauf vorbereitet, in Kürze einen ballistischen Raketenangriff gegen Israel zu starten", sagte ein US-Regierungsvertreter. Ein solcher direkter Angriff auf Israel werde "schwerwiegende Folgen für den Iran haben", warnte er. Die USA unterstützten "aktiv die Vorbereitungen zur Verteidigung, um Israel für diesen Angriff zu wappnen".

Israels Armeesprecher Daniel Hagari erklärte, Israel habe vorerst "keine Bedrohung aus der Luft durch den Iran" festgestellt. Er betonte, Israel sei im Fall eines Angriffs darauf vorbereitet, "sich zu verteidigen und anzugreifen".

Das Pentagon verkündete unterdessen eine Verstärkung der US-Streitkräfte im Nahen Osten. Der Aufenthalt bereits stationierter Einheiten werde verlängert und diejenigen, die eigentlich als Ersatz vorgesehen waren, würden nun als Verstärkung hinzukommen, sagte die stellvertretende Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh. Dies bedeute "zusätzlich einige tausend" Soldaten.

China und Russland kritisierten Israels Bodeneinsatz im Libanon scharf. Chinas Außenministerium forderte Israel auf, "konkrete Schritte zur Deeskalation der Situation" zu unternehmen. Das russische Außenministerium verurteilte den Angriff "aufs Schärfste" und forderte die israelischen Behörden auf, "ihre Soldaten von libanesischem Gebiet abzuziehen und sich an einer echten Suche nach friedlichen Wegen aus dem Nahost-Konflikt zu beteiligen".

UN-Generalsekretär António Guterres forderte eine Waffenruhe. Ein "umfassender Krieg" im Libanon müsse "um jeden Preis" verhindert werden.

Seit mehr als einer Woche fliegt Israel massive Luftangriffe im Libanon gegen Ziele der mit der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen verbündeten Hisbollah. Die Miliz hatte unmittelbar nach dem Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober mit regelmäßigen Raketenangriffen aus dem Libanon eine zweite Front gegen Israel eröffnet. In den vergangenen Tagen nahm der Hisbollah-Beschuss weiter zu, insbesondere nach der Tötung des langjährigen Hisbollah-Anführers Hassan Nasrallah am Freitag.

(U.Beriyev--DTZ)

Empfohlen

Anschlag auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg: Haftbefehl gegen Tatverdächtigen

Nach dem tödlichen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Magdeburg muss der Tatverdächtige in Untersuchungshaft. Das Amtsgericht habe wegen Mordes sowie mehrfachen versuchten Mordes Haftbefehl gegen den 50-Jährigen erlassen, erklärte die Polizei Magdeburg am Sonntag. Der Mann war am Samstagabend dem Haftrichter vorgeführt worden. Ermittler hatten zuvor erklärt, dass es sich bei seinem Motiv um "Unzufriedenheit mit dem Umgang mit saudiarabischen Flüchtlingen" in Deutschland handeln könnte.

Umfrage: Zwei Drittel der Franzosen unzufrieden mit neuem Premierminister Bayrou

Gut eine Woche nach seiner Ernennung sind zwei Drittel der Franzosen mit Frankreichs neuem Premierminister François Bayrou unzufrieden. Wie eine am Sonntag veröffentlichte Umfrage vom Meinungsforschungsinstitut Ifop für die französische Wochenzeitung "Journal du Dimanche" ergab, sind 66 Prozent der Befragten mit Bayrous Leistung nicht zufrieden. Nur 34 Prozent der Franzosen gaben demnach an, mit ihm zufrieden oder sehr zufrieden zu sein.

Pistorius in jährlichem Ranking erneut beliebtester Politiker

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat in einem jährlichen Politikerranking seinen Platz an der Spitze verteidigt. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Insa für die "Bild am Sonntag" gaben 46 Prozent der Befragten an, dass der SPD-Politiker im neuen Jahr möglichst viel Einfluss in der deutschen Politik haben solle. Das sind nochmal vier Prozent mehr als im Vorjahr.

BSW wählt Landesvorsitzenden Brack zum Spitzenkandidaten für Wahl in Hamburg

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) zieht mit ihrem neuen Hamburger Landesvorsitzenden Jochen Brack als Spitzenkandidat in die Bürgerschaftswahl in rund zweieinhalb Monaten. Der 70-jährige Brack wurde am Samstag bei der Gründungsversammlung des Landesverbands auf Platz eins der BSW-Liste gewählt, wie die Partei in der Hansestadt mitteilte.

Textgröße ändern: