Papst: Missbrauchstäter sollen sich weltlicher Justiz stellen
Papst Franziskus hat Missbrauchstäter aus der katholischen Kirche aufgefordert, sich der weltlichen Justiz zu stellen. "Zu denen, die Minderjährige missbrauchen, würde ich sagen: Kehrt um und stellt euch der weltlichen Gerichtsbarkeit, und bereitet euch auf das Gericht Gottes vor", sagte Franziskus am Freitag vor der Kurie im Vatikan. Die Kirche selbst werde "keine Mühe scheuen", um die Täter vor Gericht zu bringen.
Zugleich räumte der Papst diesbezüglich schwere Versäumnisse der Kirche in der Vergangenheit ein. Aus "Verantwortungslosigkeit, Ungläubigkeit, mangelnder Ausbildung, Unerfahrenheit oder spiritueller und menschlicher Kurzsichtigkeit" seien viele Fälle von Kindesmissbrauch nicht ernst und schnell genug behandelt worden. Dies dürfe und werde nie wieder geschehen, versicherte Franziskus.
Allerdings gebe es noch immer Priester, "die die Verletzlichen missbrauchen und dabei einen Vorteil aus ihrer Stellung und ihrer Überzeugungskraft ziehen". Diese Kleriker begingen "abscheuliche Taten" und würden dennoch weiter ihre Funktionen ausüben, als ob nichts geschehen sei. "Oft verbergen sie hinter ihrer grenzenlosen Liebenswürdigkeit, ihrer tadellosen Leistung und ihren engelsgleichen Gesichtern schamlos einen teuflischen Wolf, der bereit ist, unschuldige Seelen zu fressen."
Die Kirche wird seit Jahren von Missbrauchsskandalen weltweit erschüttert. Dabei geht es auch um Vorwürfe von weitreichender Vertuschung, die sich auch gegen den Papst selbst richteten.
Vergangene Woche hatte Franziskus im Zuge der Pädophilie-Skandale zwei Kardinäle aus seinem direkten Umfeld abgesetzt. Es handelt sich um die Kardinäle George Pell aus Australien sowie Francisco Javier Errázuriz aus Chile, die aus dem sogenannten C9-Kardinalsrat ausgeschlossen wurden.
Pell muss sich in Australien wegen Vorwürfen im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch von Kindern vor Gericht verantworten. Er ist derzeit noch Finanzchef im Vatikan. Errázuriz wird vorgeworfen, Berichte über Missbrauch in Chile ignoriert zu haben.
(I.Beryonev--DTZ)