Deutsche Tageszeitung - Aktivisten: Menschenrechte im Niger seit Staatsstreich im "freien Fall"

Aktivisten: Menschenrechte im Niger seit Staatsstreich im "freien Fall"


Aktivisten: Menschenrechte im Niger seit Staatsstreich im "freien Fall"
Aktivisten: Menschenrechte im Niger seit Staatsstreich im "freien Fall" / Foto: © AFP

Die Menschenrechtssituation im Niger hat sich seit dem Staatsstreich vor einem Jahr Menschenrechtsorganisationen zufolge drastisch verschlechtert. Die Menschenrechte befänden sich "im freien Fall", kritisierten die Organisationen Human Rights Watch (HRW), Amnesty International und die Internationale Föderation für Menschenrechte (FIDH) am Donnerstag in einer gemeinsamen Erklärung. Die Militärbehörden in dem westafrikanischen Staat gehen demnach hart gegen "die Opposition, Medien und friedlichen Widerstand" vor.

Textgröße ändern:

Militärs hatten am 26. Juli 2023 im Niger den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum gestürzt und die Macht im Land übernommen. Bazoum und seine Frau Hadiza stehen in der Hauptstadt Niamey nach wie vor unter Arrest.

Das Land hat sich unter der neuen Führung zunehmend Russland zu- und sich von seinen westlichen Verbündeten abgewandt. Die Bundeswehr kündigte Anfang Juli die Aufgabe ihres Lufttransportstützpunktes in Niamey an. Deutschland habe dort "nicht so weitermachen können", sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bei ihrem Besuch in der Elfenbeinküste (Côte d'Ivoire) letzte Woche. Die "Verlässlichkeit" sei nicht mehr gegeben gewesen.

Die Menschenrechtsgruppen forderten die Behörden auf, "sofort alle wegen politischer Vorwürfe Festgehaltenen freizulassen" sowie die Achtung von Grundrechten wie Meinungs- und Versammlungsfreiheit zu garantieren. Auch Bazoum müsse freigelassen werden, forderte Amnestys Direktorin für West- und Zentralafrika, Samira Daoud.

Den Menschenrechtlern zufolge hat die Militärregierung "willkürlich mindestens 30 Vertreter der gestürzten Regierung festgenommen", darunter ehemalige Minister und Vertraute des gestürzten Präsidenten. Ihnen sei kein ordentliches Verfahren gewährt worden.

Gleichzeitig werde die Pressefreiheit im Niger schwer eingeschränkt. Journalisten würden bedroht und "willkürlich" festgenommen, was zu Selbstzensur führe, erläuterten die Organisationen.

Am Freitag begeht die Militärregierung den Jahrestag des Staatsstreichs mit mehrtägigen Feierlichkeiten.

(B.Izyumov--DTZ)

Empfohlen

Frankreich: Mehr als 100.000 Menschen protestieren gegen rechtsgerichteten Premier

In Frankreich haben am Samstag nach Angaben des Innenministeriums mehr als 100.000 Menschen gegen die Ernennung des neuen rechtsgerichteten Premierministers Michel Barnier demonstriert. Allein in Paris waren es demnach 26.000. Aber auch in vielen anderen Städten wie Nantes, Nizza, Marseille und Straßburg gingen die Menschen gegen die Regierungsübernahme durch den 73-jährigen Konservativen auf die Straße. Die Wut der Demonstrierenden richtete sich auch gegen Präsident Emmanuel Macron.

Tausende in Israel demonstrieren erneut für Abkommen für Freilassung der Geiseln

Genau elf Monate nach dem beispiellosen Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel sind dort erneut tausende Menschen für ein Abkommen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung aller Geiseln auf die Straße gegangen. Unter den Teilnehmern der Kundgebungen in Tel Aviv, Jerusalem und anderen Städten waren am Samstag auch Angehörige der immer noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln.

Niedrige Wahlbeteiligung: Präsidentschaftswahl in Algerien zu Ende gegangen

Nach einer einstündigen Verlängerung ist die Präsidentschaftwahl in Algerien am Samstag zu Ende gegangen. Statt wie geplant um 20.00 Uhr schlossen die Wahllokale in dem nordafrikanischen Land angesichts einer sehr niedrigen Wahlbeteiligung erst um 21.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MESZ).

Großdemo für "Freiheit" nach Sperrung des Onlinediensts X in Brasilien

Nach der Sperrung des Onlinedienstes X in Brasilien sind in dem südamerikanischen Land am Samstag tausende Demonstranten auf die Straße gegangen. Die Kundgebung in der Wirtschaftsmetropole São Paulo fand am brasilianischen Unabhängigkeitstag als Gegenveranstaltung zu einer offiziellen Parade in der Hauptstadt Brasília mit dem linksgerichteten Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva statt. Dessen rechtsextremer Amtsvorgänger Jair Bolsonaro unterstützte den Protestmarsch in São Paulo.

Textgröße ändern: