Deutsche Tageszeitung - Netanjahu verteidigt vor US-Kongress Israels Vorgehen im Gazastreifen

Netanjahu verteidigt vor US-Kongress Israels Vorgehen im Gazastreifen


Netanjahu verteidigt vor US-Kongress Israels Vorgehen im Gazastreifen
Netanjahu verteidigt vor US-Kongress Israels Vorgehen im Gazastreifen / Foto: © AFP

Begleitet von Kritik und Protesten hat der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vor dem US-Kongress das Vorgehen Israels im Gazastreifen verteidigt. "Unsere Feinde sind Ihre Feinde. Unser Kampf ist Ihr Kampf. Unser Sieg wird Ihr Sieg sein", argumentierte Netanjahu in seiner Rede am Mittwoch (Ortszeit) vor den Abgeordneten in Washington. In Israel und vor dem Kongresssitz protestierten tausende Menschen gegen Netanjahu. Für Donnerstag war ein Treffen Netanjahus mit US-Präsident Joe Biden geplant.

Textgröße ändern:

Der israelische Regierungschef verwies in der gemeinsamen Sitzung von Senat und Repräsentantenhaus auf die derzeit stattfindenden Verhandlungen in Doha über eine Waffenruhe und Freilassung der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln und dankte Biden für dessen "unermüdlichen Anstrengungen im Interesse der Geiseln". Netanjahu zeigte sich "zuversichtlich, dass diese Bemühungen zum Erfolg führen können".

Netanjahu steht in Israel wegen des Schicksals der Geiseln massiv in der Kritik. Auf Großdemonstrationen wird ihm seit Monaten vorgeworfen, sich nicht genügend für deren Freilassung einzusetzen. Am Mittwochabend demonstrierten in Israel erneut Hunderte für eine Waffenruhe im Gazastreifen. Auch am Kapitol in Washington gab es Proteste gegen Netanjahu. Tausende Menschen forderten dort ebenfalls eine Waffenruhe, ein Teil der Demonstranten trug palästinensische Flaggen.

Netanjahu warf dem Iran vor, die Anti-Israel-Proteste in den USA zu finanzieren und zu fördern. Die pro-palästinensischen Protestteilnehmer vor dem Kapitol bezeichnete er als "nützliche Idioten des Iran".

In seiner Kongressrede prangerte Netanjahu ferner eine vom Iran im Nahen Osten errichtete "Achse des Terrors" an, welche die USA, Israel und "unsere arabischen Freunde" bedrohe. Die Hamas und andere Israel-feindliche bewaffnete Gruppierungen wie die Hisbollah im Libanon und die Huthis im Jemen werden von Teheran unterstützt.

Angesichts der anhaltenden Angriffe der Hamas, der Hisbollah und der Huthis auf sein Land warb der israelische Regierungschef für schnellere US-Militärhilfe. Diese könnte das Ende des Krieges im Gazastreifen "erheblich beschleunigen und dazu beitragen, einen größeren Krieg im Nahen Osten zu verhindern", sagte er.

Bei seiner Ankunft im Saal des Repräsentantenhauses wurde der israelische Regierungschef von den oppositionellen Republikanern mit Applaus und Jubel empfangen worden, während sich die Parlamentarier der Demokratischen Partei von Präsident Biden deutlich zurückhielten.

Die ehemalige Vorsitzende des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, sprach im Anschluss an Netanjahus Rede "von der bei weitem schlechtesten Vorstellung eines ausländischen Würdenträgers" vor dem US-Kongress.

Das Verhältnis zwischen Biden und Netanjahu ist stark angespannt. Zwar hat die Biden-Regierung Israel im seit Anfang Oktober andauernden Krieg gegen die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen mit Rüstungslieferungen unterstützt. Allerdings hat sich Biden in den vergangenen Monaten kritisch über die israelische Kriegsführung geäußert.

Netanjahu war am Montag in Washington eingetroffen. Für Donnerstag war das Treffen mit Biden gegen 13.00 Uhr (19.00 Uhr MESZ) im Oval Office des Weißen Hauses geplant.

Die Verhandlungen über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln befinden sich nach Angaben eines ranghohen US-Regierungsvertreters in der "Schlussphase". Biden und Netanjahu würden bei ihrem Treffen versuchen, einige "letzte Lücken" zu schließen, sagte der Regierungsvertreter.

Die Hamas kritisierte Netanjahus Auftritt vor dem Kongress als "irreführend". Der israelische Regierungschef sei derjenige, der "alle Bemühungen zur Beendigung des Krieges vereitelt hat".

Das israelische Militär verkündete am Donnerstag, es habe am Vortag die Leichen von fünf in den Gazastreifen verschleppten Geiseln geborgen. Dabei handelte es sich um die Leichen von vier Soldaten und der Kibbuzbewohnerin Maja Gorens, die alle bei dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober getötet worden waren.

Der Krieg im Gazastreifen war durch den Angriff der Radikalislamisten auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden. Dabei waren nach israelischen Angaben 1197 Menschen getötet und 251 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden. 114 Geiseln werden immer noch dort festgehalten.

Als Reaktion auf den Überfall geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei bislang mehr als 39.100 Menschen getötet.

(L.Svenson--DTZ)

Empfohlen

Frankreich: Mehr als 100.000 Menschen protestieren gegen rechtsgerichteten Premier

In Frankreich haben am Samstag nach Angaben des Innenministeriums mehr als 100.000 Menschen gegen die Ernennung des neuen rechtsgerichteten Premierministers Michel Barnier demonstriert. Allein in Paris waren es demnach 26.000. Aber auch in vielen anderen Städten wie Nantes, Nizza, Marseille und Straßburg gingen die Menschen gegen die Regierungsübernahme durch den 73-jährigen Konservativen auf die Straße. Die Wut der Demonstrierenden richtete sich auch gegen Präsident Emmanuel Macron.

Tausende in Israel demonstrieren erneut für Abkommen für Freilassung der Geiseln

Genau elf Monate nach dem beispiellosen Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel sind dort erneut tausende Menschen für ein Abkommen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung aller Geiseln auf die Straße gegangen. Unter den Teilnehmern der Kundgebungen in Tel Aviv, Jerusalem und anderen Städten waren am Samstag auch Angehörige der immer noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln.

Niedrige Wahlbeteiligung: Präsidentschaftswahl in Algerien zu Ende gegangen

Nach einer einstündigen Verlängerung ist die Präsidentschaftwahl in Algerien am Samstag zu Ende gegangen. Statt wie geplant um 20.00 Uhr schlossen die Wahllokale in dem nordafrikanischen Land angesichts einer sehr niedrigen Wahlbeteiligung erst um 21.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MESZ).

Großdemo für "Freiheit" nach Sperrung des Onlinediensts X in Brasilien

Nach der Sperrung des Onlinedienstes X in Brasilien sind in dem südamerikanischen Land am Samstag tausende Demonstranten auf die Straße gegangen. Die Kundgebung in der Wirtschaftsmetropole São Paulo fand am brasilianischen Unabhängigkeitstag als Gegenveranstaltung zu einer offiziellen Parade in der Hauptstadt Brasília mit dem linksgerichteten Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva statt. Dessen rechtsextremer Amtsvorgänger Jair Bolsonaro unterstützte den Protestmarsch in São Paulo.

Textgröße ändern: