Macron gedenkt in Straßburg der Opfer des Anschlags
Drei Tage nach dem Anschlag in Straßburg hat Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron bei einem Besuch in der Stadt der Opfer gedacht. Auf dem zentralen Kleber-Platz legte er am Freitagabend eine weiße Rose nieder. "Die ganze Nation steht an der Seite der Straßburger", sagte der Staatschef. Der Attacke am Dienstag fielen vier Menschen zum Opfer. Die Ermittler suchen weiter nach möglichen Komplizen des Attentäters, der am Donnerstag erschossen wurde.
Macron verharrte auf dem Kleber-Platz im Stadtzentrum, wo ein Meer aus Blumen und Kerzen an die Opfer des Anschlags erinnert, in stiller Trauer. Die dort versammelte Menge stimmte spontan die Nationalhymne an. Später besuchte der Präsident den Weihnachtsmarkt.
Dort hatte der Attentäter Chérif Chekatt am Dienstagabend das Feuer auf Passanten eröffnet und sie auch mit einem Messer angegriffen. Die Zahl der Todesopfer erhöhte sich am Freitag auf vier, als ein italienischer Journalist seinen Verletzungen erlag. Der 28-jährige Antonio Megalizzi hielt sich in Straßburg auf, um über eine Sitzung des Europarlaments zu berichten.
Ein weiteres Anschlagsopfer ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft hirntot, zudem wurden elf Menschen verletzt, einige von ihnen schwer. Der 29-jährige Chekatt, der zunächst flüchten konnte, wurde am Donnerstagabend von Polizisten erschossen.
Bislang wurden nach Angaben des Pariser Staatsanwalts Rémy Heitz sieben Menschen im Zusammenhang mit der Attacke in Polizeigewahrsam genommen. Dabei handele es sich um vier Angehörige von Chekatt sowie um drei Mitglieder seines nahen Umfelds, sagte Heitz.
Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte den Anschlag kurz nach dem Tod Chekatts für sich. Der 29-Jährige sei einer ihrer "Soldaten" gewesen und dem Aufruf gefolgt, Bürger aus Mitgliedstaaten der Anti-IS-Koalition in Syrien und im Irak anzugreifen.
Frankreichs Innenminister Christophe Castaner äußerte jedoch erhebliche Zweifel an dem Bekenntnis, das er als "völlig opportunistisch" bezeichnete. "Nichts deutet darauf hin, dass er in einem Netzwerk integriert war, nichts deutet darauf hin, dass er in diesem Rahmen besonderen Schutz erhielt", sagte Castaner. Die Untersuchungen seien allerdings noch nicht abgeschlossen.
Nach einer großangelegten Fahndung - auch auf der anderen Seite der Grenze in Deutschland - war Chekatt am Donnerstag gegen 21.00 Uhr von Polizisten auf einer Straße im Straßburger Stadtteil Neudorf gesichtet worden. Als die Polizisten ihn festnehmen wollten, schoss er auf die Beamten. Diese erwiderten das Feuer und töteten den 29-Jährigen.
Nach Angaben aus Ermittlerkreisen hatte eine Frau am Nachmittag gemeldet, Chekatt gesehen zu haben. Anti-Terror-Kräfte durchsuchten daraufhin mit einem Großaufgebot den Stadtteil, in dem der Täter aufgewachsen war - und beendeten schließlich dessen Flucht.
An der Suche nach Chekatt waren seit Dienstag in Frankreich und Deutschland mehr als 800 Sicherheitskräfte beteiligt. In Baden-Württemberg waren nach Angaben dortiger Behörden "deutlich über hundert Beamte" im Einsatz.
Die französische Polizei hatte am Mittwoch ein Fahndungsfoto des Intensivtäters veröffentlicht, der in Frankreich, Deutschland und der Schweiz 27 Mal verurteilt worden war und von den französischen Behörden als Gefährder eingestuft wurde.
Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe leitete im Fall Chekatt ein Verfahren wegen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung ein. Von dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt waren demnach auch sechs Deutsche betroffen, die zwar nicht verletzt, aber traumatisiert seien.
Der seit dem Attentat geschlossene Straßburger Weihnachtsmarkt, der normalerweise jährlich rund zwei Millionen Besucher anzieht, wurde am Freitagvormittag wieder eröffnet. Die Menschen in Straßburg wollten wieder zum Alltag zurückkehren - die Wiedereröffnung des Weihnachtsmarktes werde das "erleichtern", sagte Bürgermeister Roland Ries.
"Ich hoffe, dass das Leben jetzt wieder zur Normalität zurückkehrt, aber ich bin da nicht so sicher", sagte der Händler Franck Hoffmann. "Das Geschäft wird nicht mehr so sein, wie es war."
(V.Sørensen--DTZ)