Deutsche Tageszeitung - UN-Klimakonferenz in Kattowitz hat noch sehr viel Arbeit vor sich

UN-Klimakonferenz in Kattowitz hat noch sehr viel Arbeit vor sich


UN-Klimakonferenz in Kattowitz hat noch sehr viel Arbeit vor sich
UN-Klimakonferenz in Kattowitz hat noch sehr viel Arbeit vor sich / Foto: ©

Kurz vor dem offiziellen Ende der UN-Klimakonferenz liegt noch eine Menge Arbeit vor den Verhandlern in Kattowitz. Der polnische Konferenzvorsitz schloss am Donnerstag in einer Mitteilung nicht aus, dass die Konferenz statt am Freitag erst "ein paar Tage" später enden werde. Vertreter der besonders vom Klimawandel bedrohten Inselstaaten warnten vor einem "mittelmäßigen Ergebnis". Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan forderte ein sofortiges Zurückfahren der Treibhausgas-Emissionen.

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Die nun auf höchster Ebene geführten Verhandlungen "könnten am 14. Dezember enden, allerdings könnten die Verhandlungen auch um ein paar Tage verlängert werden, um eine Einigung zu erzielen", hieß es am Donnerstag am Ende einer Mitteilung des Konferenzvorsitzes.

Die UN-Klimakonferenz in Kattowitz (COP) hatte am 2. Dezember begonnen, offiziell soll sie am Freitag enden. In der Vergangenheit war bei den Weltklimakonferenzen immer wieder überzogen worden.

Am Donnerstag wollte Konferenz-Präsident Michal Kurtyka die Texte der unterschiedlichen Verhandlungsgruppen zu einem Gesamtentwurf zusammenfügen. Die deutsche Delegation hatte sich am Morgen zufrieden über den Stand der Verhandlungen geäußert.

Die bislang vorliegenden Verhandlungstexte seien "durchaus gut, aber nicht perfekt", sagte der Leiter der Abteilung Klimaschutzpolitik im Bundesumweltministerium, Karsten Sach. Er führte aus, das Zusammenführen der Verhandlungstexte sei ein wichtiger Moment, auch weil die Verhandlungsthemen miteinander zusammenhingen und letztlich nur zusammen gelöst werden könnten.

In Kattowitz soll das sogenannte Regelbuch zur konkreten Umsetzung des Pariser Klimaabkommens fertiggestellt werden. Darin soll unter anderem festgeschrieben werden, wie die nationalen Klimaziele künftig eingereicht und überprüft werden. Neben diesen Transparenzregeln sind die Finanzhilfen der Industrieländer für die Entwicklungsländer ein weiterer Knackpunkt der Verhandlungen.

Angesichts der Befunde des 1,5-Grad-Berichts des Weltklimarats IPCC stehen die Verhandler außerdem unter Druck, ihre Zusagen zur Verringerung der Treibhausgas-Emissionen schnell nachzubessern.

Der IPCC-Bericht hatte Anfang Oktober dargelegt, dass eine Erderwärmung von mehr als 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau verheerende Folgen hätte. Abgewendet werden kann dies laut Weltklimarat nur noch durch ein schnelles und entschiedenes Umsteuern der internationalen Gemeinschaft.

Die Präsidentin der Marshall-Inseln, Hilda Heine, rief alle Verhandlungsdelegationen in einer Videobotschaft auf, sich gegen ein "mittelmäßiges Ergebnis der COP24 zusammenzuschließen". Um eine Erderwärmung von mehr als 1,5 Grad zu verhindern, müsse die internationale Gemeinschaft schon vor dem Inkrafttreten des Pariser Klimaabkommens 2020 mehr unternehmen.

"Wir diskutieren hier nicht belanglose Texte oder Satzzeichen, sondern unser Überleben", sagte der Sekretär der philippinischen Klimawandel-Kommission, Emmanuel De Guzman, in Kattowitz. "Unentschlossenheit und Schwäche angesichts der größten Gefahr, der die Menschheit jemals gegenüber stand, ist nichts weniger als unmoralisch."

Greenpeace-Chefin Morgan sagte, alle Delegationen müssten sich nun besinnen, "warum sie hier sind". Angesichts der Befunde des IPCC-Berichts und der bereits spürbaren Auswirkungen der Erderwärmung müssten alle Länder sich "sofort verpflichten, aus der Kohle auszusteigen" und auf erneuerbare Energien umzusteigen.

Auch Schüler aus Polen richteten einen Appell an die Verhandler. Sie verteilten selbstgebastelte Geschenke, die Kinder aus 78 Schulen in Kattowitz angefertigt hatten, an die Vertreter aller UN-Staaten. Diese sollten die Delegierten daran erinnern, "dass wir alle, Kinder und Erwachsene, auf einem Planeten leben, dessen Schicksal davon abhängt, was sie hier tun", sagte die Schülerin Sandra Szylak vor dem Konferenzplenum.  (U.Stolizkaya--DTZ)

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