Landgericht Münster setzt Verfahren gegen früheren Wachmann im KZ Stutthof aus
Der NS-Prozess gegen einen früheren KZ-Wachmann vor dem Landgericht Münster liegt vorerst auf Eis. Wegen Verhandlungsunfähigkeit des 95-jährigen Angeklagten setzte die Kammer am Donnerstag das Verfahren aus, wie ein Gerichtssprecher mitteilte. Ein Sachverständiger soll demnach den erkrankten Mann im Januar erneut untersuchen. Sollte der Angeklagte dann wieder verhandlungsfähig sein, müsste die Hauptverhandlung neu beginnen.
Dem Gerichtssprecher zufolge schloss der Gutachter am Donnerstag vor Gericht zwar nicht aus, dass sich der Gesundheitszustand des 95-Jährigen verbessern könne, dies sei aber eher unwahrscheinlich. Bei einer dauerhaften Verhandlungsunfähigkeit des Angeklagten wegen dessen schweren Herz- und Nierenleidens müsste der Prozess eingestellt werden.
Der Prozess gegen den früheren Wachmann des Konzentrationslagers Stutthof bei Danzig hatte am 6. November begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem früheren SS-Mann Beihilfe zum Mord in mehreren hundert Fällen vor.
Er habe als Angehöriger der Wachmannschaft in Stutthof Kenntnis von den Naziverbrechen an Lagerinsassen gehabt und die Morde durch seine Wachtätigkeit willentlich gefördert haben. Der Angeklagte bestritt hingegen, von systematischen Massentötungen gewusst zu haben.
(I.Beryonev--DTZ)