Friedensnobelpreisträgerin fordert im Irak Team für Suche nach Jesidinnen
Die Friedensnobelpreisträgerin Nadia Murad hat bei einem Besuch in Bagdad die Schaffung eines "Sonderteams" zur Suche nach den von der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) entführten Jesidinnen gefordert. Gemeinsam mit der internationalen Anti-IS-Koalition müsse dieses "Sonderteam" das Schicksal der von den Dschihadisten nach Syrien verschleppten Frauen klären, forderte Murad am Mittwoch bei einem Treffen mit dem irakischen Präsidenten Barham Saleh.
Die 25-jährige Jesidin aus dem nordirakischen Sindschar-Gebirge war 2014 selbst von den Extremisten verschleppt und missbraucht worden. Seit ihrer Flucht aus den Händen der Dschihadisten setzt sie sich für die Opfer sexueller Gewalt ein. Für ihr Engagement wurde sie am Montag in Oslo zusammen mit dem kongolesischen Arzt Denis Mukwege mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
"Ich bin sehr glücklich, da ich den Irak vor drei Jahren in einem Zustand extremer körperlicher und geistiger Erschöpfung verlassen habe, und heute mit dem Friedensnobelpreis zurückkehre in der Hoffnung, dass er dem Irak Frieden bringt", sagte Murad. Sie wolle aufrufen "zum Frieden zwischen allen Irakern, mit den Jesiden und anderen irakischen Minderheiten, die den Reichtum des kulturellen Erbes des Iraks ausmachen".
Sie habe mit irakischen Regierungsvertretern auch über "das ungewisse Schicksal von Sindschar und seiner jesidischen Bevölkerung" gesprochen, sagte Murad. Mehr als 80 Prozent der Jesiden lebten weiterhin in Flüchtlingslagern, und es fehle ihnen an den grundlegendsten Dingen. Ihren Angaben zufolge werden weiter mehr als 3000 Jesidinnen vermisst. Viele werden in den letzten IS-Bastionen im Osten Syriens vermutet.
Murad setzt sich auch dafür ein, dass die Gräueltaten gegen die Jesiden als Völkermord eingestuft werden. Präsident Saleh versicherte, es sei seine "Priorität", Sindschar wiederaufzubauen, den Opfern Gerechtigkeit zu bringen und das Schicksal der Vermissten zu klären. Er forderte zudem das irakische Parlament auf, ein Gesetz zu verabschieden, dass "das Verbrechen in Sindschar als Völkermord gegen die Jesiden" einstuft.
(A.Nikiforov--DTZ)