Deutschland rutscht im Klimaschutz-Vergleich weiter ab
Schlechtes Klimaschutz-Zeugnis für Deutschland: Der einstige Vorreiter ist im internationalen Klimaschutz-Vergleich weiter abgerutscht. Mit Rang 27 verzeichne Deutschland seine bisher zweitschlechteste Platzierung in der 14-jährigen Geschichte des Klimaschutz-Indexes, teilte Germanwatch am Montag bei der UN-Klimakonferenz in Kattowitz mit. Vergangenes Jahr hatte Deutschland auf Rang 22 gelegen. Schlusslichter des Index sind in diesem Jahr die USA und Saudi-Arabien.
Für den Index analysierte Germanwatch gemeinsam mit dem NewClimate Institute und dem Climate Action Network (CAN) die Klimapolitik von 56 Staaten und der EU. Der klimaschädliche CO2-Ausstoß steigt demnach nach drei Jahren der Stagnation weltweit wieder an. "Unser Klimaschutz-Index zeigt: Es mangelt nicht an Bekenntnissen zum Pariser Klimaabkommen, sondern es mangelt bisher an politischem Willen für konkrete Schritte zur Umsetzung", erklärte Jan Burck von Germanwatch, einer der Index-Autoren.
So sei das Emissionsniveau etwa in Deutschland seit 2009 "ungefähr" gleichbleibend hoch, der zuvor starke Ausbau der erneuerbaren Energien flaue ab, und bei der nationalen Klimapolitik erreiche es nur "mäßige" Noten. Vor allem bei der "dringend notwendigen Verkehrswende" stehe die Bundesregierung auf der Bremse, erklärte Burck. Und auch bei der drängenden Frage zum Kohleausstieg sei sie "mit leeren Händen" nach Kattowitz gefahren.
Für eine erfolgreiche Energiewende in Deutschland sind laut Germanwatch ein massiver Um- und Ausbau der Stromnetze und bessere Speichermöglichkeiten nötig. Darüberhinaus müsse der Kohleausstieg bis etwa 2030 vollzogen sein und die Wende im Verkehrssektor hin zu einem niedrigeren CO2-Ausstoß vorangetrieben werden. Burck mahnte, entscheidend dabei sei auch eine Bepreisung von CO2 in allen Sektoren.
Wie schon in den Vorjahren blieben die ersten drei Plätze des Klimaschutz-Index demonstrativ frei. Nach wie vor unternehme kein Land der Welt genug, um das Pariser Klimaschutzabkommen angemessen umzusetzen und den globalen Temperaturanstieg auf deutlich unter zwei Grad zu halten, begründete Germanwatch diese Entscheidung.
Mit relativ guten Entwicklungen beim Ausbau der erneuerbaren Energien und beim CO2-Emissionsniveau landete Schweden auf dem vierten Rang, gefolgt von Marokko. Der nordafrikanische Staat punktet insbesondere mit dem rapiden Ausbau der erneuerbaren Energien. Die EU liegt dank ihrer Klimapolitik auf Rang 16 und damit ebenfalls noch in der Kategorie "gut".
Die USA setzen ihren freien Fall fort und landen auf Rang 59, nur noch einen Platz vor dem Schlusslicht Saudi-Arabien. Positiv bewertete Germanwatch allerdings die energiepolitische Dynamik in "vielen US-Bundesstaaten, Städten und aus der Demokratischen Partei".
Die großen CO2-Emittenten Indien und China verbesserten sich und belegen nun den elften und den 33. Platz. Indien überzeugt laut Germanwatch vor allem mit einem dynamischen Ausbau der erneuerbaren Energien und "recht guten Klimazielen" - negativ fallen allerdings die Planungen für neue Kohlekraftwerke ins Gewicht. China schafft es erstmals in die Kategorie "mäßig". Allerdings stiegen die Emissionen wieder an, so dass ein neues Abrutschen drohe, warnte die Germanwatch.
Der Klimaschutz-Index vergleicht und bewertet seit 2005 die Klimaschutzbemühungen der Staaten mit dem größten CO2-Ausstoß. Dabei fließen die CO2-Emissionen, der Ausbau erneuerbarer Energien, Energieverbrauch sowie die generelle Klimapolitik ein. (U.Stolizkaya--DTZ)