Deutlich mehr Bundesbürger besitzen Schreckschusspistolen und Signalwaffen
Schreckschusspistolen und Signalwaffen stehen bei den Deutschen so hoch im Kurs wie offenbar noch nie: Die Zahl der sogenannten kleinen Waffenscheine stieg binnen vier Jahren um gut das Doppelte, wie eine Umfrage des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND/Freitagsausgaben) bei den 16 Bundesländern ergab. Gab es 2014 noch 261.332 kleine Waffenscheine, waren es Ende Oktober bereits 599.940 - ein Zuwachs von rund 130 Prozent.
Der Anstieg ist der Umfrage zufolge in allen Ländern feststellbar. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen beispielsweise stieg die Zahl der kleinen Waffenscheine von rund 65.000 im Jahr 2014 auf nunmehr rund 154.000, in Niedersachsen von rund 24.000 auf rund 59.000 und in Berlin von knapp 9000 auf annähernd 19.000.
Wer einen kleinen Waffenschein besitzt, darf Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen verdeckt führen, aber nur im Notfall damit schießen. Voraussetzung für die Erteilung ist, dass der Bewerber volljährig ist sowie persönlich geeignet und zuverlässig erscheint. Scharfe Waffen sind in Deutschland nicht ohne Weiteres zugänglich.
Der Vizevorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jörg Radek, zeigt sich angesichts der neuen Zahlen alarmiert. "Wir müssen aufpassen, dass wir in Deutschland keine amerikanischen Verhältnisse bekommen", sagte er dem RND. "Es besteht die Gefahr, dass Waffen nicht ordnungsgemäß eingesetzt werden und ihre Inhaber sich selbst gefährden."
Das Gegenüber könne meist nicht einschätzen, um welche Waffe es sich handle und wie geübt ihr Inhaber sei. Dies könne zu Überreaktionen führen. "Eine Gesetzesverschärfung hilft uns nicht. Was uns hilft, ist die Einsicht, dass Waffen das Problem nicht lösen", sagte Radek.
Die Grünen-Innenexpertin Irene Mihalic warnte vor einem Sicherheitsrisiko. "Mehr private Waffen schaffen nicht mehr Sicherheit - im Gegenteil: Sie haben das Potenzial, Konflikte in Gewalt eskalieren zu lassen", sagte Mihalic. Das Gewaltmonopol liege beim Staat, daran dürfe es keine Zweifel geben.
(V.Sørensen--DTZ)