Deutschland: CDU steht vor einer historischen Zäsur
Die CDU steht vor einer historischen Zäsur: Am Freitag wählen 1001 Delegierte in Hamburg eine oder einen neuen Parteivorsitzenden, nachdem Angela Merkel nach mehr als 18 Jahren ihren Rückzug angekündigt hat. Angesichts der jüngsten Positionierungen zugunsten eines der drei Kandidaten mehrten sich am Donnerstag die Mahnungen zur Geschlossenheit der Partei.
Für den Parteivorsitz nominiert sind bislang CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer, Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz und Gesundheitsminister Jens Spahn - letzterer gilt allerdings als abgeschlagen. Am Freitagmorgen könnten noch weitere Bewerber hinzukommen, wenn es weitere Personalvorschläge gibt, wie CDU-Bundesgeschäftsführer Klaus Schüler am Donnerstag nach einer Sitzung des Bundesvorstands mitteilte.
Auf dem Programm steht zudem die letzte Rede Merkels als CDU-Vorsitzende. Im Anschluss ist eine Aussprache geplant, in der es auch zu einer Würdigung der Leistung Merkels kommen werde, sagte Schüler.
Derweil wurde Kritik an Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble geäußert, weil er eine Empfehlung für Merz abgegeben hatte. Damit sei der "Damm gebrochen", sagte Wirtschaftsminister Peter Altmaier und sprach sich selbst für Kramp-Karrenbauer aus. "Ich glaube, dass sie unser Land gut führen kann", Mehrheiten erreichen könne und "in der Mitte" Wahlen gewinne.
Auch der saarländische Regierungschef Tobias Hans erneuerte seine Unterstützung für Kramp-Karrenbauer. Diese würde auch ein "gutes Bild" zusammen mit dem voraussichtlichen CSU-Chef Markus Söder abgeben, damit wäre "die Bandbreite der Union" gut abgebildet, sagte Hans in Hamburg. Der Vorsitzende der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen im Bundestag, Günter Krings, sprach sich derweil für Spahn aus.
Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier sagte in Hamburg, er werde keine Empfehlung für einen der drei Kandidaten abgeben, "weil ich Respekt vor den Delegierten habe". Er sehe seine Aufgabe darin, nach der Wahl am Freitag die CDU "mit der Kraft der drei" Kandidaten beieinander zu halten.
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet warnte vor einer Spaltung der CDU. Es müsse alles dafür getan werden, dass die Partei am Abend nach der Wahl geschlossen zusammenstehe, sagte Laschet in Hamburg. Dann beginne die eigentliche Arbeit. Dabei müsse sich auch die Gruppe, deren Kandidat nicht gewinne, mitmachen und "sich auch in der Parteiführung wiederfinden".
Auch CDU-Vize Julia Klöckner sagte, sie hoffe, dass an Tag Eins nach der Wahl "alle sich hinter dem oder der neuen Vorsitzenden versammeln". Eine Empfehlung lehnte sie erneut ab: "Ich traue meinen Delegierten zu, dass sie in freier und geheimer Wahl das richtige Kreuz machen", sagte sie in der Hansestadt.
Kramp-Karrenbauer selbst rief ihre Partei zur Einigkeit nach der Wahl des Parteivorsitzes auf. Es sei wichtig, dass die CDU "geschlossen bleibt", sagte die derzeitige CDU-Generalsekretärin im ZDF. Dies sei eine Aufgabe aller.
Merkel selbst äußerte sich "dankbar" über ihre Zeit als CDU-Chefin. Sie sei "gespannt" auf die Wahl ihres Nachfolgers, sagte Merkel in Hamburg. "Das ist Demokratie pur, wenn Auswahl besteht." (I.Beryonev--DTZ)