Konfliktparteien nehmen in Genf Gespräche über Zukunft der Westsahara auf
Die Konfliktparteien in der seit Jahrzehnten schwelenden Westsahara-Krise haben am Mittwoch in Genf neue Gespräche über die Zukunft der Region aufgenommen. An den Beratungen unter Vermittlung des früheren Bundespräsidenten Horst Köhler nehmen Marokko, die nach Unabhängigkeit strebende Polisario-Front sowie die Anrainerstaaten Algerien und Mauretanien teil. Der Altbundespräsident ist seit vergangenem Jahr UN-Sondergesandter für die Westsahara.
Die Erwartungen an das zweitägige Treffen waren gering, da die Konfliktparteien bislang auf ihren Positionen beharren. Die Westsahara ist geteilt in einen größeren westlichen Bereich unter Verwaltung Marokkos sowie in einen östlichen und südlichen Teil, den die Polisario-Front kontrolliert.
Marokko will dem rohstoffreichen Gebiet lediglich Autonomie zubilligen. Die Polisario-Front fordert dagegen einen Volksentscheid über Selbstbestimmung und Unabhängigkeit. Von "Verhandlungen" könne bei dem Treffen in Genf keine Rede sein, sagte ein Diplomat. Vielmehr gehe es darum, die Bereitschaft der Beteiligten zur Fortsetzung des Dialogs auszuloten.
Die UNO nannte die Gespräche in Genf einen "ersten Schritt hin zu einem neuen Verhandlungsprozess". Köhler hatte im Oktober in der Einladung zu dem Treffen erklärt, es sei an der Zeit, ein neues Kapitel im politischen Prozess zur Beendigung der Krise aufzuschlagen. Die letzte Runde informeller Gespräche zum Westsahara-Konflikt im Jahr 2012 war ergebnislos verlaufen.
Die an der Atlantikküste im Nordwesten Afrikas gelegene Westsahara war bis 1975 spanische Kolonie und wurde dann größtenteils von Marokko besetzt und annektiert. Die Befreiungsbewegung Frente Polisario kämpfte gegen die Besatzung und rief 1976 mit Unterstützung Algeriens und Libyens die international nur teilweise anerkannte Demokratische Arabische Republik Sahara aus.
(S.A.Dudajev--DTZ)