Nato besorgt wegen hoher Verluste der afghanischen Sicherheitskräfte
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat sich besorgt über die hohe Zahl von Toten und Verletzten unter den afghanischen Sicherheitskräften im Kampf gegen die radikalislamischen Taliban gezeigt. Für das Militärbündnis sei dies Grund, seine "Präsenz nicht zu reduzieren", sagte Stoltenberg am Mittwoch beim Treffen der Nato-Außenminister in Brüssel. Ziel müsse es sein, das Leistungsvermögen und die Widerstandsfähigkeit der afghanischen Streitkräfte zu erhöhen.
Der afghanische Präsident Aschraf Ghani hatte im November eingeräumt, dass seit der Übernahme der Sicherheitsverantwortung von der Nato im Jahr 2015 fast 30.000 Mitglieder der einheimischen Sicherheitskräfte getötet wurden. Dies war eine deutlich höhere Zahl als bis dahin von der afghanischen Regierung angegeben.
Die Nato hatte ihren Kampfeinsatz in Afghanistan Ende 2014 beendet. Das Militärbündnis ist aber noch mit der Ausbildungs- und Unterstützungsmission "Resolute Support" in dem Land aktiv. Sie umfasst derzeit gut 16.900 Soldaten. Deutschland ist mit 1300 Soldaten zweitgrößter Truppensteller. Die Staats- und Regierungschefs hatten Afghanistan bei ihrem Gipfel im Juli zugesichert, die Mission bis 2024 weiter zu finanzieren.
Die Nato-Außenminister bekräftigten am Donnerstag die "fortgesetzte finanzielle und logistische Unterstützung" des Landes. Ziel sei es, "die Bedrohung durch Terrorismus in allen Formen zu beseitigen". Die radikalislamischen Taliban hatten in den vergangenen Jahren in Afghanistan wieder deutlich an Boden gewonnen. Ihre Zahl wird auf derzeit rund 60.000 Kämpfer geschätzt.
Stoltenberg hatte am Montag aber auch davor gewarnt, dass in Afghanistan die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) erstarken könnte. "Wir müssen sicherstellen, dass das Kalifat, das der IS im Irak und in Syrien verloren hat, nicht in Afghanistan wiedererrichtet wird", sagte er. Das Land dürfe nicht erneut "ein sicherer Rückzugsort für internationale Terroristen werden", von dem aus Anschläge in westlichen Staaten geplant würden.
(U.Beriyev--DTZ)