Humanitäre Katastrophe im Jemen verschärft sich durch Zuzug von Flüchtlingen
Die katastrophale humanitäre Lage im Bürgerkriegsland Jemen verschärft sich durch den Zuzug zahlreicher Flüchtlinge aus Afrika. Im laufenden Jahr würden schätzungsweise 150.000 Migranten in dem kriegszerstörten Land ankommen, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Dienstag in Genf mit. Sie bezeichnete es als "alarmierend", dass so viele Migranten in ein "gefährliches Kriegsgebiet" kämen.
Bei den meisten Ankömmlingen handelt es sich laut IOM um Armutsmigranten aus Äthiopien und Somalia, die den Jemen nach der Überfahrt über das Rote Meer als Transit-Land auf dem Weg zu den reichen Ölstaaten am Persischen Golf nutzen wollen.
Die Zahl solcher Migranten sei im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent gestiegen. Sie übersteige inzwischen bei weitem die Zahl der Bootsflüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Europa kämen, sagte IOM-Sprecher Joel Millman. Dies finde international nicht genug Beachtung.
Im Jemen seien die Migranten vielen Gefahren ausgesetzt: "Es gibt Minenfelder, die durchquert werden müssen, es gibt Schusswechsel", sagte Millman. Er beklagte, dass Menschenschmuggler mit Verweis auf das Chaos im Jemen um Migranten werben: Sie argumentierten, dass die dortigen Behörden "viel zu beschäftigt mit dem Krieg sind, um die Grenzen zu schützen".
Der IOM liegen keine Zahlen zu Migranten vor, die dann im Jemen getötet wurden. Auf der Überfahrt über das Rote Meer seien seit Jahresbeginn mindestens 156 Menschen ums Leben gekommen, sagte der Sprecher.
Die IOM veranstaltet am Mittwoch im afrikanischen Kleinstaat Dschibuti an der gegenüberliegenden Küste des Jemen eine Konferenz mit den Anrainerstaaten. Dort soll über eine Eindämmung der Migrationsbewegungen nach Jemen und in die Golfstaaten beraten werden, sagte Millman.
Die Vereinten Nationen stufen die Lage im Jemen derzeit als schlimmste humanitäre Katastrophe der Welt ein. Nach vier Jahren Bürgerkrieg steht das Land am Rande einer Hungersnot. Die UNO bemüht sich derzeit um eine Wiederaufnahme der Friedensgespräche unter den Konfliktparteien.
(U.Stolizkaya--DTZ)