Deutsche Tageszeitung - Im Bundesrat wird es sehr eng für den Digitalpakt an Schulen

Im Bundesrat wird es sehr eng für den Digitalpakt an Schulen


Im Bundesrat wird es sehr eng für den Digitalpakt an Schulen
Im Bundesrat wird es sehr eng für den Digitalpakt an Schulen / Foto: ©

Im Bundesrat wird es eng für die vom Bundestag beschlossene Grundgesetzänderung, die auch Voraussetzung für eine verstärkte Digitalisierung an den Schulen ist. Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen, Nordrhein-Westfalen und Bayern wollen in der Länderkammer am 14. Dezember mit Nein stimmen, wie die fünf Ministerpräsidenten nach Information von Deutsche Tageszeitung klarstellten. Sie begründeten dies vor allem mit der Bildungshoheit der Länder.

Textgröße ändern:

Der Bundestag hatte am Donnerstag eine Reform der Verfassung gebilligt, mit der das Kooperationsverbot in der Bildung weiter gelockert werden soll. Es geht zudem um mehr Bundesmittel beim Nahverkehr und Wohnungsbau.

"Die Länder wollen einen Digitalpakt ermöglichen. Wir möchten allerdings einen besseren Weg zu seiner Umsetzung finden", schreiben die Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne), Volker Bouffier, Michael Kretschmer, Armin Laschet (alle CDU) und Markus Söder (CSU) in einem Medienbeitrag. "Eine Änderung des Grundgesetzes brauchen wir dafür eigentlich nicht."

Mit dem sogenannten Digitalpakt will der Bund die Schulen mit fünf Milliarden Euro unterstützen. Investiert werden soll in schnelles Internet, Tablets, aber auch Schulungen des Personals. Wegen der Länderhoheit in Bildungsfragen bedarf es dafür aber einer Grundgesetzänderung.

"Der Bund kann und muss nicht das Recht bekommen, die Länder in ihren traditionellen Kernkompetenzen zu steuern und zu kontrollieren", schreiben die fünf Regierungschefs. Gerade in der Schulbildung biete der Föderalismus große Vorteile, wie passgenaue Lösungen vor Ort. Das schütze "vor einem unflexiblen und statischen Zentralismus".

Die Ministerpräsidenten lehnen es demnach ab, "ab 2020 eine hälftige Ko-Finanzierung von Bundesinvestitionen durch die Länder in der Verfassung für alle Zeit festzuschreiben". Das führe dazu, "dass Teile des Landesbudgets zumindest faktisch einem bundespolitischen Willen unterworfen sind".

Der Bundesrat wird deshalb wohl den gemeinsamen Vermittlungsausschuss mit dem Bundestag anrufen. "Der Digitalpakt wird kommen. Aber unter vernünftigen Voraussetzungen", schrieb Sachsens Ministerpräsident Kretschmer im Kurzbotschaftendienst Twitter. Die Finanzverteilung dürfe nicht zu Lasten der schwächeren Länder verschoben werden. Auch müsse "ein Wirrwarr aus Verantwortungen" vermieden werden.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Laschet warnte vor einem "Zentralismus aus Berlin", der die Vielfalt des Bildungssystems schwäche. Es dürfe weder kurz- noch langfristig eine "bundesweite Einheitsschule" geben, sagte er nach Information von Deutsche Tageszeitung, in einem aktuellen Interview.

Wenn die Länder mehr Geld für die Digitalisierung der Schulen bräuchten, wäre es am einfachsten, den Anteil aus dem gemeinsamen Steueraufkommen von Bund und Ländern aufzustocken. Dazu sei es unnötig, "an der Verfassung herumzuwerkeln", sagte Laschet.

FDP-Chef Christian Lindner kritisierte den NRW-Ministerpräsidenten wegen seines Neins zur Grundgesetzänderung. "Er fällt seiner eigenen CDU-Bundestagsfraktion und seinem Koalitionspartner in den Rücken", sagte Lindner in einem Interview dazu. Der Bundestagsbeschluss sei bereits ein Kompromiss. "Einer Aufweichung würde die FDP nicht zustimmen", sagte der FDP-Chef.  (W.Novokshonov--DTZ)

Empfohlen

Bayerns FDP-Chef Hagen fordert Ausstieg aus Ampel-Koalition

Nach den herben Verlusten für die FDP bei der Landtagswahl in Brandenburg hat der bayerische Landes-Parteichef Martin Hagen den Ausstieg der Liberalen aus der Ampel-Koalition im Bund gefordert. "Wenn man merkt, dass es nicht mehr geht, dann muss man auch irgendwann bereit sein, den Stecker zu ziehen", sagte Hagen der "Augsburger Allgemeinen" vom Montag. "Wir müssen im Bundesvorstand Tacheles reden", sagte Hagen mit Blick auf die Sitzung am Montag.

Frankreichs neue rechtsorientierte Regierung tritt zu erster Kabinettssitzung zusammen

Zwei Tage nach ihrer Ernennung kommt die neue rechtsorientierte Regierung Frankreichs am Montag zu ihrer ersten Kabinettssitzung zusammen. Am Vormittag will zunächst Premierminister Michel Barnier mit den 39 Regierungsmitgliedern zusammenkommen, bevor in allen betroffenen Ministerien die Übergabe der Amtsgeschäfte stattfindet. Für 15.00 Uhr ist dann die Kabinettssitzung bei Staatschef Emmanuel Macron im Pariser Elysée-Palast geplant.

Bundeskanzler Scholz trifft in New York den ukrainischen Präsidenten Selenskyj

Bei seinem Besuch in New York will Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Montagvormittag (10.30 Ortszeit, 16.30 Uhr MESZ) ein Statement abgeben, bei dem er sich zum Ausgang der Wahl in Brandenburg äußern könnte. Anschließend sind am Rande der UN-Sitzungswoche Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, dem brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva sowie dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan geplant.

Spitzengremien von CDU und CSU küren Merz zum Kanzlerkandidaten

Die Parteivorstände von CDU und CSU wollen CDU-Chef Friedrich Merz am Montag formell zum gemeinsamen Kanzlerkandidaten der Union küren. Den Führungsgremien in Berlin und in München liegt dafür ein gemeinsamer Vorschlag von Merz und dem CSU-Vorsitzenden Markus Söder vor. Die Chefs der beiden Unionsparteien hatten am Dienstag nach internen Absprachen bekannt gegeben, das der 68 Jahre alte Merz die Kanzlerkandidatur übernimmt. Die Parteivorstände müssen diese Personalie in ihren Sitzungen noch billigen - dies gilt aber als Formsache.

Textgröße ändern: