Deutsche Tageszeitung - Harte Kompromisse ermöglichen Abschluss des G20-Gipfels mit gemeinsamer Erklärung

Harte Kompromisse ermöglichen Abschluss des G20-Gipfels mit gemeinsamer Erklärung


Harte Kompromisse ermöglichen Abschluss des G20-Gipfels mit gemeinsamer Erklärung
Harte Kompromisse ermöglichen Abschluss des G20-Gipfels mit gemeinsamer Erklärung / Foto: ©

Durch Kompromisse bei den Themen Handel, Klima und Migration haben die G20-Staaten ihr Gipfeltreffen in Buenos Aires mit einer gemeinsamen Erklärung abgeschlossen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sah darin ein Zeichen für "konstruktive Zusammenarbeit" und "Kompromissbereitschaft". Doch beim Klimaschutz scherte US-Präsident Donald Trump abermals aus. Das Gipfelkommuniqué enthält zudem keine explizite Verurteilung des Protektionismus im Welthandel.

Textgröße ändern:

Merkel zog dennoch eine positive Bilanz des zweitägigen Treffens in der argentinischen Hauptstadt. Der Gipfel habe gezeigt, dass sich die großen Industrie- und Schwellenländer "doch mit einer großen Mehrheit" für den Multilateralismus einsetzten, sagte die Kanzlerin am Samstag. Einfach seien Bekenntnisse zur multilateralen Zusammenarbeit im Rahmen der G20 allerdings nicht mehr durchzusetzen, räumte sie ein: "Darum muss gekämpft werden."

Besonders über die Formulierungen zum Klima, zum internationalen Handel und zur Migration wurde hart gerungen, wie es aus französischen Verhandlungskreisen hieß. Demnach zögerten zwischenzeitlich mehrere Staaten, sich zu gemeinsamen Anstrengungen und dem Pariser Klimaschutzabkommen zu bekennen. Am Ende blieb es wie schon beim Gipfel des vergangenen Jahres in Hamburg bei einer 19:1-Erklärung ohne die USA.

Die Umweltschutzorganisation Germanwatch begrüßte dies als "wichtiges Signal" vor dem Auftakt der UN-Klimakonferenz in Kattowitz am Sonntag. "Donald Trump ist klimapolitisch weiter isoliert", erklärte Germanwatch-Vertreter Christoph Bals. "Alle G20-Länder außer den USA sind sich einig, dass das Pariser Abkommen umfassend umgesetzt werden muss."

In der Gipfelerklärung bekräftigten die Unterzeichner des Klimaabkommens, dass das Übereinkommen "unumkehrbar" sei. Trump ließ seinerseits in dem Kommuniqué festhalten: "Die Vereinigten Staaten bekräftigen ihre Entscheidung, sich aus dem Übereinkommen von Paris zurückzuziehen."

Auch in der Handelspolitik spiegelt sich die Linie von Trump in der Abschlusserklärung wider: In dem Gipfelkommuniqué fehlt die sonst bei G20-Gipfeln übliche Verurteilung des Handelsprotektionismus. Das "multilaterale Handelssystem" bleibe derzeit "hinter seinen Zielsetzungen zurück", es gebe "Spielraum für Verbesserungen", heißt es in dem Gipfeldokument.

Die US-Regierung setzt im Welthandel auf eine Politik des "America first" und liefert sich harte Handelsauseinandersetzungen mit anderen Staaten wie China. Nach dem Gipfel beriet Trump noch mit Chinas Staatschef Xi Jinping über den Konflikt der zwei größten Volkswirtschaften der Welt.

Zur Migration erklärten die G20-Staaten in zwei Sätzen, große Flüchtlingsströme seien ein "globales Anliegen mit humanitären, politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen". Sie betonten zudem, gemeinsam Fluchtursachen bekämpfen zu wollen.

Ein klares Bekenntnis zum Multilateralismus, auf das Merkel noch kurz vor Gipfelende gehofft hatte, fehlt in der Erklärung. Die G20 sprechen sich allerdings dafür aus, "zusammen daran zu arbeiten, eine regelbasierte internationale Ordnung zu verbessern, die wirksam auf eine sich schnell verändernde Welt reagieren kann".

Merkel, die wegen der Panne ihres Regierungsflugzeugs die Hälfte des Gipfels verpasste, beriet am Rande des Gipfels unter anderen mit Trump, Xi und dem russischen Staatschef Wladimir Putin. Mit dem Kreml-Chef vereinbarte Merkel diplomatische Beratungen. Nach der jüngsten Eskalation im Asowschen Meer müssten "alle Verschärfungen" vermieden werden, verlangte die Kanzlerin.

(A.Nikiforov--DTZ)

Empfohlen

Teilergebnisse: Linksbündnis von Sri Lankas Präsident gewinnt Parlamentsmehrheit

Bei der Parlamentswahl in Sri Lanka hat die Linkskoalition des Präsidenten Anura Kumara Dissanayake nach Teilergebnissen die Mehrheit in der Volksvertretung des Landes gewonnen. Die Nationale Volksmacht (NPP) holte nach Auszählung von mehr als zwei Dritteln der Stimmen rund 62 Prozent, wie Daten der Wahlkommission am Freitag zeigten. Damit verfügt das Bündnis über mindestens 123 Sitze im 225 Mandate zählenden Parlament.

Erste Ergebnisse: Präsidentenbündnis steht bei Parlamentswahl in Sri Lanka vor Erdrutschsieg

Bei der Parlamentswahl in Sri Lanka steht das Bündnis des neuen Präsidenten Anura Kumara Dissanayake nach ersten Ergebnissen vor einem Erdrutschsieg. Nach Auszählung von der Hälfte der Stimmen holte die Nationale Volksmacht (NPP) bei der Abstimmung am Donnerstag einen unangreifbaren Vorsprung von 63 Prozent der Stimmen, wie Ergebnisse der Wahlkommission am Freitag zeigten.

Grüne beginnen Parteitag in Wiesbaden

Die Grünen beginnen am Freitag ihren dreitägigen Bundesparteitag in Wiesbaden (16.30 Uhr). In dessen Fokus wird die Wahl einer neuen Parteispitze und die Nominierung von Wirtschaftsminister Robert Habeck zum Spitzenkandidaten stehen. Am ersten Tag sind Reden von Habeck sowie Außenministerin Annalena Baerbock geplant. Zudem soll über den Leitantrag mit dem Titel "Verantwortung in dieser Zeit" debattiert und abgestimmt werden.

Zeitung: Musk trifft Irans UN-Botschafter an geheimem Ort zu Gesprächen

Der mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump politisch verbündete Hightech-Milliardär Elon Musk hat einem Zeitungsbericht zufolge den UN-Botschafter des Iran zu Gesprächen über eine mögliche Entspannung des Verhältnisses zu den USA getroffen. Wie die "New York Times" am Donnerstag berichtete, verbrachten Musk und der Botschafter Amir Saeid Iravani am Montag an einem geheimen Ort zusammen.

Textgröße ändern: