Zehntausende protestieren vor UN-Konferenz gegen Kohle und für das Klima
Unmittelbar vor dem Beginn der UN-Klimakonferenz in Kattowitz haben zehntausende Menschen in Berlin und Köln für mehr Klimaschutz und einen Ausstieg aus der Kohle demonstriert. Nach Angaben der Organisatoren marschierten am Samstag rund 16.000 Menschen zum Berliner Kanzleramt, in Köln protestierten etwa 20.000 Menschen an der Deutzer Werft. Sie forderten die Politik zum Handeln auf. Die Klimakrise sei "längst bittere Realität", erklärten die Organisationen.
Bei der am Sonntag in Polen startenden UN-Klimakonferenz "wird sich entscheiden, ob die Politik es ernst meint, die globale Erwärmung bei 1,5 Grad zu begrenzen", sagte der Vorsitzende der Naturfreunde Deutschlands, Michael Müller, in Berlin. Der Vorsitzende der Organisation BUND, Hubert Weiger, sagte, nötig seien "mutige Entscheidungen für einen schnellen Kohleausstieg und einen sinnvollen Strukturwandel in den Kohlerevieren" - der Ausstieg aus der Kohle müsse noch vor 2030 kommen.
Zu den beiden Demos aufgerufen hatte ein breites Bündnis von Umweltverbänden und anderen Nichtregierungsorganisationen, darunter auch Greenpeace, der Nabu und der WWF. Die Leiterin von Greenpeace International, Jennifer Morgan, sagte der Nachrichtenagentur AFP mit Blick auf die Debatten über den Kohleausstieg, Deutschland sei nach ihrer Ansicht "im Moment fast das wichtigste Land für den Klimaschutz".
Die Doppel-Demo einen Tag vor dem Beginn der UN-Klimakonferenz in Polen stand unter dem Motto "Kohle stoppen - Klimaschutz jetzt!" Eine zentrale Forderung der Kundgebungen ist die Abschaltung der Hälfte der Kohlekraftwerkskapazitäten in Deutschland bis 2020. "Keine Kohle für die Kohle", stand auf Transparenten, außerdem forderten die Demonstranten die Rettung des Hambacher Forsts, der in Teilen dem nahegelegenen Kohlekraftwerk weichen soll.
Kritik übte das Bündnis auch an der Bundesregierung. Nachdem diese die Verhandlungen der Kohlekommission ins kommende Jahr verschoben habe, stehe sie nun in Kattowitz "mit leeren Händen da", erklärten die Organisationen. "Die Bundesregierung hat das Klimaziel 2020 aufgegeben, obwohl sie es durch entschlossenes Handeln noch erreichen könnte", hieß es weiter.
"Ich habe drei Enkel, und ich glaube, wir müssen etwas tun, um die Welt zu retten", sagte einer der Demonstranten, Jürgen Canehl, in Berlin. Sabine Rutsch, eine Lungenärztin, fügte hinzu, die schädliche Auswirkung der Kohleverbrennung sei lange bekannt. Es sei daher "längst überfällig", dass alle Kohlekraftwerke in Europa geschlossen werden.
(V.Korablyov--DTZ)