Bekannter chinesischer Fotograf bei Reise in Unruheprovinz Xinjiang verschwunden
Ein bekannter chinesischer Fotograf ist nach Angaben seiner Frau vor fast vier Wochen bei einer Reise in die Unruheprovinz Xinjiang verschwunden. Sie habe seit Anfang November nichts mehr von ihrem Mann Lu Guang gehört, sagte Xu Xiaoli der Nachrichtenagentur AFP. Berichten zufolge soll er festgenommen worden sein.
Lu, der in den USA lebt und mehrere renommierte Preise gewonnen hat, war nach Angaben seiner Frau als Tourist nach Xinjiang gereist, um sich mit Fotografen zu treffen und Seminare zu geben. Am Abend des 3. November sei der Kontakt zu ihrem Mann in der Provinzhauptstadt Urumqi abgebrochen, sagte Xu in New York. Lu hatte demnach vor, am 5. November weiter in die Provinz Sichuan zu reisen, um einen Freund zu treffen. Dort kam er aber nie an.
Sie habe später von einem Freund gehört, dass ihr Mann von der chinesischen Staatssicherheit festgenommen worden und in die Stadt Kashgar gebracht worden sei, schrieb Xu im Onlinedienst Twitter. Die Behörden in Lus Heimatstadt Yongkang in der Provinz Zhejiang hätten ihr diese Angaben bestätigt. "Ich bin äußerst besorgt und hoffe, dass er so bald wie möglich sicher nach Hause zurück kommt", schrieb Xu bei Twitter.
Die Polizei in Yongkang sagte auf Anfrage von AFP, sie habe keine Informationen über den Fall. Eine Anfrage bei der Propagandabehörde in Xinjiang blieb unbeantwortet. Ein Vertreter der Polizei in Kashgar ging zwar ans Telefon, legte aber auf, als er hörte, dass der Anruf von AFP kam.
Die Provinz Xinjiang im äußersten Nordwesten Chinas ist die Heimat der muslimischen Minderheit der Uiguren. Die Uiguren klagen seit Jahren gegen Unterdrückung, bei Unruhen gab es hunderte Tote. Peking begründet die harten Sicherheitsmaßnahmen in Xinjiang mit dem Kampf gegen Terrorismus und Unabhängigkeitsbestrebungen.
Nach Schätzungen der UNO werden bis zu eine Million Uiguren und andere turkstämmige Muslime in Internierungslagern festgehalten und politisch indoktriniert. Ausländische Journalisten werden in Xinjiang häufig von der Polizei verfolgt und festgenommen, um Bericht über die Lager und den Umgang mit den Uiguren zu verhindern.
Lu, der unter anderem mit dem World Press Photo Award ausgezeichnet wurde, hat in seiner 25-jährigen Karriere vor allem die dunkle Seite des Wirtschaftswachstums und der damit einhergehenden gesellschaftlichen Veränderungen in China dokumentiert. Auf seinen Bildern hielt er Umweltverschmutzung, die Ausbeutung von Arbeitern, von Aids geplagte Dörfer und den illegalen Import von afrikanischem Holz fest.
(V.Sørensen--DTZ)