Deutsche Tageszeitung - Grüne fordern Rechtsanspruch für Frauen auf Schutz vor Gewalt

Grüne fordern Rechtsanspruch für Frauen auf Schutz vor Gewalt


Grüne fordern Rechtsanspruch für Frauen auf Schutz vor Gewalt
Grüne fordern Rechtsanspruch für Frauen auf Schutz vor Gewalt / Foto: ©

Die Grünen haben einen Rechtsanspruch für Frauen auf Schutz vor Gewalt gefordert. In Deutschland fehlten mindestens 4000 Plätze in Frauenhäusern, sagte Parteichefin Annalena Baerbock den Zeitungen der Funke Mediengruppe anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am Sonntag. Um diese Lücke zu schließen, müsse die Regierung ein Vielfaches der geplanten 30 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung forderte mehr Unterstützung für Frauen mit Behinderung.

Textgröße ändern:

"In einem reichen Land wie Deutschland sollte uns der Schutz von Frauen das wert sein", sagte Baerbock zu ihren Forderungen. Das Übereinkommen des Europarats zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen schreibe vor, dass auf 7500 Einwohner ein Schutzplatz komme.

Mit Blick auf Übergriffe durch Zuwanderer warnte die Grünen-Chefin vor Pauschalurteilen. "Weder die Staatsangehörigkeit noch die Religion machen jemanden zum Gewalttäter." Gewalt entstehe oft dann, wenn bestimmte Faktoren zusammenkämen. So spielten die eigene Gewalterfahrung, "falsche Vorbilder", "gewaltlegitimierende Männlichkeitsnormen", Perspektivlosigkeit oder der Bildungsgrad eine Rolle. Solche Strukturen müssten aufgebrochen werden.

Grundsätzlich aber gelte: "Nichts, rein gar nichts, rechtfertigt Gewalt gegen Frauen - kein Alkohol, kein Ehekrach und keine noch so traumatische Fluchterfahrung", fügte Baerbock hinzu. Wichtig sei es, Mädchen schon im Kindesalter Mut zu machen, sich gegen Übergriffe zu wehren. Baerbock äußerte sich vor dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am Sonntag.

Der Behindertenbeauftragte der Regierung, Jürgen Dusel, forderte eine "deutliche" Verbesserung der Beratungsstrukturen und Unterbringungsmöglichkeiten für behinderte Frauen und Mädchen. "Barrierefreiheit und örtliche Erreichbarkeit müssen sowohl für Beratungsangebote als auch für Schutzeinrichtungen zum Standard werden", forderte er. Nötig sei auch eine bessere professionelle Begleitung nach einer akuten Krise, damit der Übergang in ein verändertes Leben gelingen könne.

Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) schrieb in der "Rhein-Neckar-Zeitung", durch die neue Öffentlichkeit angesichts der #MeToo-Bewegung sei klar geworden, dass sexualisierte Gewalt "ein gesellschaftliches Problem" sei. Die jüngst vom Familienministerium vorgelegten Zahlen zu häuslicher Gewalt zeigten zudem ein "erschreckendes Bild". Demnach gab es 2017 knapp 139.000 registrierte Fälle.

Dass zu wenige Frauen Hilfe suchten oder bekämen, liege auch am Machtgefälle zwischen Männern und Frauen. "Wir müssen die männlich geprägten Strukturen aufbrechen", schrieb Barley. Gewalt gegen Frauen müsse mit Sensibilisierung, Prävention und wo nötig auch harter Bestrafung bekämpft werden.

Die in Berlin regierenden SPD, Linken und Grünen kündigten in einer gemeinsamen Erklärung an, im nächsten Doppelhaushalt das Unterstützungssystem von gewaltbetroffenen Frauen weiter zu stärken. Die Zahlen zur Kriminalitätsstatistik seien "erschreckend" und zeigten, dass Frauen viel besser geschützt werden müssten.

Außenminister Heiko Maas (SPD) schrieb auf Twitter, jeden Tag erlebten Frauen in Deutschland Gewalt. "Das ist ein Armutszeugnis für uns." Das Thema müsse angesprochen werden: "Helfen wir, wo wir können!"

(U.Stolizkaya--DTZ)

Empfohlen

BSW-Co-Chefin Mohamed Ali: Bringen "Offenheit" für Regierungsbeteiligung mit

Nach der Landtagswahl in Brandenburg hat die Co-Bundesvorsitzende des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW), Amira Mohamed Ali, die grundsätzliche Offenheit ihrer Partei für eine Regierungsbeteiligung erklärt - diese aber an Bedingungen geknüpft. "Wir bringen da eine Offenheit mit, aber uns ist eben wichtig, dass die Inhalte stimmen und dass es wirklich echte Verbesserungen für die Menschen in Brandenburg gibt", sagte Mohamed Ali am Sonntagabend dem Fernsehsender Phoenix.

SPD gewinnt Landtagswahl in Brandenburg vor AfD - drei Parteien ausgeschieden

Aus der Landtagswahl in Brandenburg ist die regierende SPD von Ministerpräsident Dietmar Woidke am Sonntag als Siegerin hervorgegangen. Wie die Landeswahlleitung in Potsdam mitteilte, erreichten die Sozialdemokraten 30,9 Prozent der Stimmen. Sie landeten damit vor der vom Landesverfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuften AfD mit 29,2 Prozent.

Selenskyj zu Besuch in USA eingetroffen - Treffen mit Biden und Scholz geplant

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist zu einem möglicherweise für die weitere Kriegsführung entscheidenden Besuch in den USA eingetroffen. Der Staatschef verkündete seine Ankunft am Sonntag in Online-Medien und kündigte zugleich an, bei US-Präsident Joe Biden und anderen Verbündeten "den Plan für den ukrainischen Sieg auf den Tisch" legen zu wollen.

Freie-Wähler-Spitzenkandidat Vida verliert Direktmandat in Wahlkreise Barnim II

Der Spitzenkandidat der Freien Wähler, Péter Vida, hat bei der Landtagswahl in Brandenburg am Sonntag sein Direktmandat nicht verteidigen können. Vida kam im Wahlkreis Barnim II hinter dem AfD-Direktkandidaten Steffen John und der SPD-Bewerberin Martina Schmidt nur auf den dritten Platz. Nach Angaben der Wahlleitung erzielte Vida 23,9 Prozent der Erststimmen.

Textgröße ändern: