Erste kubanische Mediziner verlassen nach Streit um Ärzte-Programm Brasilien
Hunderte kubanische Mediziner haben sich nach dem Streit um das Programm "Mehr Ärzte" in Brasilien auf den Rückweg in ihre Heimat gemacht. Am Flughafen der brasilianischen Hauptstadt Brasília versammelten sich am Donnerstagabend 430 Ärzte, um mit zwei Charterflügen nach Kuba zurückzukehren. Insgesamt sollen nach heftiger Kritik des designierten brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro vor Mitte Dezember 8300 kubanische Mediziner das Land verlassen.
Kuba hatte vergangene Woche angekündigt, das Programm "Mehr Ärzte" in unterversorgten Regionen Brasiliens einzustellen. Grund seien "unverhohlene, verächtliche und drohende" Äußerungen des Rechtsaußen-Politikers Bolsonaro, der die Präsidentschaftswahl im Oktober gewonnen hatte.
Bolsonaro hatte während des Wahlkampfs mehrfach mit der Beendigung des Programms gedroht und die Fortsetzung kürzlich an Bedingungen geknüpft. So sollten sich die kubanischen Ärzte erneuten Prüfungen unterziehen. Außerdem sollten sie ihre Familien nach Brasilien holen dürfen und das volle Gehalt bekommen, das die Regierung in Brasília an Havanna überweist.
Tatsächlich leitet die kubanische Regierung nur 30 Prozent des von Brasilien bezahlten Gehalts an die Ärzte weiter. Der Rest des Geldes fließt in den kubanischen Staatshaushalt. Bolsonaro hatte von "Sklaverei" gesprochen und gesagt, er wolle nicht die "kubanische Diktatur" finanzieren.
Nach Angaben des kubanischen Gesundheitsministeriums waren seit 2013 knapp 20.000 kubanische Mediziner in Brasilien im Einsatz. Sie hätten mehr als 113 Millionen Menschen behandelt.
Ärzte aus Kuba genießen einen guten Ruf, weshalb die Regierung des kommunistischen Landes sie seit Jahrzehnten in zahlreiche unterversorgte Länder entsendet. Für den Inselstaat sind die im Ausland arbeitenden Ärzte eine wichtige Einnahmequelle - sie bringen mehr Geld ein als der Tourismus.
(V.Sørensen--DTZ)