Erstmals mehr Organspender in Deutschland nach Jahren des Rückgangs
Nach Jahren des Rückgangs ist die Zahl der Organspender in Deutschland erstmals wieder gestiegen. Bis Mitte November wurden 832 Spender registriert - mehr als im gesamten Vorjahr, wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) am Donnerstag auf ihrem Jahreskongress in Frankfurt am Main mitteilte. 2017 wurden in Deutschland 797 Spendern Organe entnommen, das war der niedrigste Stand seit 20 Jahren.
Auch die Zahl der entnommenen Organe steig in diesem Jahr. Bislang konnten den Angaben zufolge 2566 Organe aus Deutschland über die europäische Vermittlungsstelle Eurotransplant an schwerkranke Patienten vermittelt werden. Es handelte sich um 1317 Nieren, 245 Herzen, 286 Lungen, 644 Lebern, 72 Bauchspeicheldrüsen und zwei Dünndärme. "Jedes einzelne Organ bedeutet Hoffnung für schwerkranke Menschen, für die es keine anderen Therapiemöglichkeiten mehr gibt", erklärte die DSO.
Einen der Gründe für den positive Trend vermutet die Organisation in der öffentlichen Diskussion um die geringen Spenderzahlen und mögliche Konsequenzen. Allein die verstärkte Aufmerksamkeit für das Thema habe vermutlich dazu geführt, "dass Ärzte und Pflegende im Klinikalltag häufiger an die Möglichkeit von Organspenden denken und den Kontakt zu uns aufnehmen", erklärte Axel Rahmel, Medizinischer Vorstand der DSO.
Aber auch in der Bevölkerung habe das Thema zu mehr Diskussionen geführt, so dass die Frage nach einer möglichen Organspende für die Angehörigen nicht so häufig überraschend kam. Bundesweit stehen laut DSO etwa zehntausend schwer kranke Menschen auf der Warteliste. Täglich sterben im Schnitt drei davon, weil nicht rechtzeitig ein passendes Organ zur Verfügung steht.
Die DSO begrüßte die von der Bundesregierung angestoßenen Reformen bei der Organspende. "Die Maßnahmen setzen genau da an, wo Schwachstellen in der Organisation und Zusammenarbeit mit den Entnahmekrankenhäusern bestehen", erklärte Rahmel. Sie seien "Ausdruck der Verbindlichkeit und Wertschätzung für die Organspende in Deutschland".
Der Gesetzentwurf sieht unter anderem eine bessere Vergütung von Kliniken und eine stärkere Position der Transplantationsbeauftragten in den Krankenhäusern vor. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will außerdem erreichen, dass die Organe künftig unter bestimmten Voraussetzungen auch in kleineren Krankenhäusern entnommen werden können.
Die derzeit diskutierte Widerspruchslösung bei Organspenden könnte nach Ansicht der DSO zudem dazu beitragen, dass "die Organspende am Lebensende zur Selbstverständlichkeit wird". Auch Spahn unterstützt die Einführung der Widerspruchslösung. Danach soll jeder als Spender gelten, wenn er oder Angehörige nicht ausdrücklich widersprechen. Bislang ist eine explizite Zustimmung erforderlich.
(M.Dylatov--DTZ)