Chef von russischem Militärgeheimdienst GRU nach zwei Jahren im Amt gestorben
Der Chef des russischen Militärgeheimdienstes GRU, Igor Korobow, ist nach nur zwei Jahren im Amt gestorben. Korobow sei im Alter von 62 Jahren einer "langen und schweren Krankheit" erlegen, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau am Donnerstag. Unter Korobows Führung wurde der GRU für eine Reihe umstrittener Aktionen im Ausland verantwortlich gemacht, darunter die Einmischung in die US-Präsidentschaftswahlen und den Giftanschlag in Großbritannien im März.
Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu bezeichnete den am Mittwoch Verstorbenen als "großen Mann, treuen russischen Sohn und Patrioten seines Vaterlandes". Bereits Anfang November war Korobow einer Festveranstaltung zum hundertjährigen Bestehen des GRU mit Präsident Wladimir Putin ferngeblieben.
Korobow war 1985 in den Geheimdienst eingetreten. Seit 2016 stand er an der Spitze des GRU. Sein Vorgänger, Igor Sergun, war im Januar 2016 unerwartet gestorben. Angeblich kam Sergun während einer Mission im Libanon ums Leben.
Für seine Dienste wurde Korobow als "Held Russlands" ausgezeichnet. Der unabhängige Militärexperte Pawel Felgenhauer beschrieb ihn als "Intellektuellen", der mehrere Sprachen beherrschte.
Der bisherige Vize-Chef des GRU, Igor Kostjukow, wurde laut der amtlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zum kommissarischen Leiter des Geheimdienstes ernannt. Dem 57-Jährigen werden demnach gute Chancen eingeräumt, den Posten Korobows zu übernehmen.
Kostjukow hatte seinen damaligen Chef bereits bei der Hundertjahrfeier des GRU Anfang November vertreten. Er wäre laut Tass der erste Marine-Soldat, der Chef des Militärgeheimdienstes wird.
In den vergangenen Jahren war der GRU mit einigen umstrittenen Aktionen Russlands im Ausland in Verbindung gebracht worden. US-Geheimdienste machen den GRU für Cyberangriffe während des Präsidentschaftswahlkampfs im Jahr 2016 verantwortlich. Korobow wurde deshalb im September von den USA mit Sanktionen belegt.
Der Westen wirft der mächtigen Behörde auch eine Reihe von Angriffen auf ausländischem Boden vor, darunter die Vergiftung des russischen Ex-Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter Julia in Großbritannien im März. Die britische Polizei identifizierte im September zwei GRU-Agenten als Tatverdächtige.
Nach Angaben von Russlands Präsident Wladimir Putin handelt es sich bei den beiden Männern um "Zivilisten" und nicht um Kriminelle. Allerdings wurde Korobow Berichten zufolge wegen des Falls zum Rapport in den Kreml einbestellt.
Bei der GRU-Gala Anfang dieses Monats schien der Ärger des Präsidenten aber wieder vergessen. Er pries die "einzigartigen Fähigkeiten" des Militärgeheimdienstes. Putin sagte, er wisse um die "Professionalität, die persönliche Tapferkeit und die Entschlossenheit" der Agenten.
Der GRU ist neben dem Inlandsgeheimdienst FSB und dem Auslandsgeheimdienst SWR einer der drei Moskauer Geheimdienste. Er wurde im Jahr 1918 nach der Revolution von der damaligen Sowjetführung ins Leben gerufen. Er stützt sich auf ein breites Netzwerk an Agenten im Ausland sowie auf eine militärische Eliteeinheit namens Speznas. Der GRU ist berüchtigt für seinen brutalen Umgang mit Abtrünnigen.
(U.Stolizkaya--DTZ)