Deutsche Tageszeitung - Weiter heftige Debatte über UN-Migrationspakt

Weiter heftige Debatte über UN-Migrationspakt


Weiter heftige Debatte über UN-Migrationspakt
Weiter heftige Debatte über UN-Migrationspakt / Foto: ©

Die Debatte über den umstrittenen UN-Migrationspakt in Deutschland hält unvermindert an. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Norbert Röttgen (CDU), wies am Montag einen Vorstoß seines Parteifreundes Jens Spahn zurück, eine Unterzeichnung des Dokuments womöglich zu verschieben. Während weitere CDU-Politiker den Migrationspakt verteidigten, kam aus den Reihen der CSU scharfe Kritik an dem Text.

Textgröße ändern:

Bundesgesundheitsminister Spahn, der für den CDU-Parteivorsitz kandidiert, hatte am Wochenende eine Abstimmung auf dem CDU-Bundesparteitag über den Umgang mit dem UN-Flüchtlingspakt gefordert. "Notfalls" werde Deutschland den Pakt später unterzeichnen. Der Parteitag findet am 7. und 8. Dezember statt. Der UN-Pakt soll eigentlich am 10. und 11. Dezember offiziell angenommen werden.

Röttgen wies den Vorstoß einer möglichen späteren Unterzeichnung zurück. Dies wäre eine "doppelte Führungsschwäche", die sich Deutschland nicht erlauben dürfe, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete der "Bild"-Zeitung (Montagsausgabe).

"Erstens müssen wir unsere innenpolitischen Prozesse so organisieren, dass wir außenpolitisch handeln können und nicht umgekehrt. Zweitens ist dieser Pakt ein enorm wichtiger erster Schritt der internationalen Gemeinschaft, Migration zu steuern. Das ist unser nationales Interesse."

Auch CDU-Bundesvize Thomas Strobl sagte, Deutschland wäre "praktisch der größte Profiteur, wenn der Pakt umgesetzt wird". "Wir sollten uns von der populistischen Hysterie von Rechts nicht verrückt machen lassen", sagte der baden-württembergische Innenminister der "Bild"-Zeitung. Er sei dafür, für den Migrationspakt zu werben - "und absolut dagegen, dass wir aus Furcht vor der irreführenden AfD-Kampagne auch nur einen Teilrückzug vollführen".

Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jürgen Hardt, sagte ebenfalls, der UN-Migrationspakt sei "in unserem deutschen Interesse". "Es wäre töricht, ihn abzulehnen", sagte Hardt der Zeitung "Die Welt" (Montagsausgabe). Er kritisierte eine "absurde Debatte über angebliche negative Wirkungen des Migrationspakts": "Diffuse Ängste werden geschürt und Menschen werden verunsichert."

Dagegen kritisierte der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Peter Ramsauer (CSU), den Text scharf. "Durch das gesamte Dokument zieht sich eine Haltung, Migration als etwas Normales und gar Wünschenswertes anzusehen", sagte Ramsauer der "Welt". "Das öffnet dem Flüchtlingsstrom nach Europa und nach Deutschland Tür und Tor."

Dadurch ergebe sich eine "völlige Aushöhlung und Umdeutung des deutschen Asylrechts", sagte Ramsauer. Eine solche Vereinbarung könne er "nicht mittragen".

Über den UN-Migrationspakt wird schon seit Wochen heftig diskutiert. Der "Global Compact for Migration" der Vereinten Nationen soll bei einer Konferenz in Marrakesch am 10. und 11. Dezember offiziell angenommen werden. Er umfasst eine Reihe von Leitlinien und Maßnahmen, deren Umsetzung rechtlich aber nicht bindend ist. Im Kern geht es um eine bessere internationale Zusammenarbeit in der Migrationspolitik und um Standards im Umgang mit Flüchtlingen.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) nahm den Text erneut gegen Kritik in Schutz. Der Vertrag sei "ein solider und substanzreicher Text", der Deutschland nutze, sagte Maas den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagsausgaben).

(U.Beriyev--DTZ)

Empfohlen

Polizei in Bayern entdeckt bei Durchsuchung zu Arzneimitteln Kriegswaffen

Die bayerische Polizei hat bei einer Durchsuchung wegen des Verdachts auf den Verkauf nicht zugelassener Arzneimittel ein ganzes Arsenal von Kriegswaffen entdeckt. Die Kriminalpolizei Erlangen habe am Mittwoch in der Wohnung und im Keller eines Mannes unter anderem fünf Maschinenpistolen, fünf Sturmgewehre, 25 Langwaffen und mehrere Kurzwaffen sichergestellt, teilte die Generalstaatsanwaltschaft München am Freitag mit. Sie übernahm nun die Ermittlungen wegen eines möglichen extremistischen Hintergrunds.

Scholz drängt Putin zu Verhandlungen mit Ukraine - Kreml fordert Zugeständnisse Kiews

In seinem ersten Telefonat mit Kreml-Chef Wladimir Putin seit fast zwei Jahren hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) den russischen Präsidenten zu Friedensverhandlungen mit Kiew aufgefordert. Er habe Putin dazu aufgerufen, den "Angriffskrieg gegen die Ukraine zu beenden und seine Truppen zurückzuziehen", schrieb Scholz am Freitag im Onlinedienst X. Russland müsse Verhandlungen mit der Ukraine über einen "gerechten und dauerhaften" Frieden führen. Der Kreml erklärte, ein Abkommen könne es nur geben, wenn Kiew die "neuen territorialen Realitäten" anerkenne.

"Wir sind bereit" - Grüne rüsten sich bei Parteitag in Wiesbaden für Wahlkampf

Die Grünen haben am Freitag mit einem dreitägigen Parteitag begonnen, auf dem sie nach dem Bruch der Ampel-Koalition den Wahlkampf einläuten wollen. "Wir haben wenig Zeit, aber wir sind bereit", sagte die politische Bundesgeschäftsführerin Emily Büning in Wiesbaden mit Blick auf den voraussichtlichen Wahltermin am 23. Februar. "Der Wahlkampf wird hart und daher brauchen wir euch alle", rief sie den Delegierten zu.

Französische Kulturministerin Dati soll in Korruptionsverfahren vor Gericht

Die französische Kulturministerin Rachida Dati soll sich in einem Korruptionsverfahren vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft beantragte am Freitag die Eröffnung eines Gerichtsverfahrens, die Entscheidung liegt nun bei den Untersuchungsrichtern. Die konservative Kultur- und ehemalige Justizministerin steht unter Verdacht, in ihrer Zeit als EU-Abgeordnete von der Firma Renault 900.000 Euro für Lobbyarbeit erhalten zu haben. Der frühere Renaultchef Carlos Ghosn soll deswegen ebenfalls vor Gericht.

Textgröße ändern: