Macron fordert nach Twitter-Attacken Respekt von Trump
Nach den Twitter-Attacken von US-Präsident Donald Trump hat Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron von dem 72-Jährigen mehr Respekt verlangt. Die Vereinigten Staaten und Frankreich seien historische Verbündete, "und unter Verbündeten schuldet man sich Respekt", sagte Macron am Mittwochabend dem Fernsehsender TF1. "Ein Verbündeter zu sein bedeutet nicht, ein Vasall zu sein", betonte der 40-Jährige.
Für das Interview hatte Macron die militärische Kulisse des Flugzeugträgers Charles de Gaulle gewählt, der wegen seines Nuklear-Antriebs für die französische Atommacht steht. Macron selbst bewertete Trumps Äußerungen nicht, stimmte aber der Frage des Journalisten zu, ob die Tweets des US-Präsidenten "unhöflich und taktlos" gewesen seien. Macron antwortete darauf: "Sie haben alles gesagt."
Macron betonte, Trump betreibe mit seinen Twitter-Botschaften "amerikanische Politik, und ich lasse ihn amerikanische Politik machen". Die Franzosen würden von ihm erwarten, auf die Tweets des US-Präsidenten nicht weiter einzugehen.
Zugleich schlug Macron versöhnliche Töne an. Er verwies auf den gemeinsamen Kampf der beiden Staaten gegen den "islamistischen Terror". In Syrien und Afrika "arbeiten unsere Soldaten jeden Tag zusammen, riskieren ihr Leben zusammen", sagte Macron.
Nach seinem Amtsantritt demonstrierte Macron zunächst einen betont herzlichen Umgang mit dem US-Präsidenten und bereitete ihm im Sommer 2017 einen pompösen Empfang in Paris. Unter anderem wegen der Klima- und Handelspolitik des US-Präsidenten kühlte das Verhältnis aber bald ab.
Zu Beginn dieser Woche ging Trump Macron dann polemisch an: Nach seiner Rückkehr aus Paris von den Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegs kritisierte er Macrons Idee einer europäischen Armee. Zugleich machte sich Trump über Macrons "niedrige Zustimmungsraten" in der französischen Bevölkerung lustig.
Die Popularität des französischen Präsidenten ist im Sinkflug, laut letzten Umfragen unterstützen nur noch 21 bis 26 Prozent seinen Kurs. Damit ist er deutlich unbeliebter als seine Vorgänger François Hollande und Nicolas Sarkozy.
In dem Fernsehinterview zeigte sich Macron nun ungewohnt selbstkritisch, wie Kommentatoren urteilten. "Ich habe es nicht geschafft, das französische Volk mit seinen Anführern auszusöhnen", räumte der Staatschef ein. Die Bürger wollten "keine Erklärungen", sondern Lösungen. Daran werde er die kommenden Monate arbeiten.
Die Wut auf Macron entzündet sich derzeit vor allem an den hohen Kraftstoffpreisen. Zwar hatte seine Regierung am Mittwoch Entlastungen im Umfang von 500 Millionen Euro für einkommensschwache Haushalte in Aussicht gestellt. Aber zugleich bekräftigte der Präsident, an der Angleichung der Dieselsteuer an die Benzinsteuer zum 1. Januar festzuhalten. Die Mehreinnahmen für den Fiskus werden von der konservativen Opposition auf 15 Milliarden Euro geschätzt.
Die Regierung für die hohen Spritpreise verantwortlich zu machen, sei Populismus, sagte Macron. Viele Leute und Parteien versuchten, aus den Protesten Profit zu schlagen. Für Samstag haben Bürger unter dem Schlagwort "gilets jaunes" (gelbe Warnwesten) zu landesweiten Straßenblockaden aufgerufen. In den sozialen Netzwerken findet der Aufruf großen Widerhall. (U.Stolizkaya--DTZ)