Spahn attackiert Mitbewerber um den CDU-Vorsitz
Vor der ersten Vorstellungskonferenz mit den Kandidaten für den CDU-Vorsitz hat sich Jens Spahn deutlich von seinen Mitbewerbern abgesetzt. "Wir brauchen einen echten Neustart", sagte der 38-jährige Gesundheitsminister nach Information von Deutsche Tageszeitung (DTZ), in einem aktuellen Interview. "Mit einem Generationenwechsel und einen neuen, offeneren Debattenstil." Mitbewerber Friedrich Merz forderte im Gespräch mit Medienvertretern mehr deutschen Einsatz für Europa und sprach auch über seine Vermögensverhältnisse.
Spahn, der frühere Unionsfraktionschef Merz und CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer kandidieren auf dem CDU-Parteitag im Dezember für die Nachfolge von Parteichefin Angela Merkel. Am Donnerstag wird in Lübeck die erste von acht Regionalkonferenzen abgehalten, auf denen sich die drei Kandidaten den Mitgliedern vorstellen.
Merz ist seit Jahren vor allem in der Wirtschaft tätig. Darauf spielte Spahn an bei der Frage, was ihn von dem 63-Jährigen unterscheide. "Wir sind unterschiedlich mit der Partei umgegangen: Ich habe allein in den letzten zwei Jahren über 250 Termine vor Ort gemacht und mit vielen Mitgliedern und Wählern diskutiert", sagte Spahn. "Ich habe mit der Partei in guten und schlechten Zeiten Wahlkampf geführt."
Seiner Mitbewerberin Kramp-Karrenbauer warf Spahn eine rückwärtsgewandte Gesellschaftspolitik vor. "Ich habe aus voller Überzeugung für die Öffnung der Ehe gestimmt", sagte der mit einem Mann verheiratete Spahn. Wenn seine Ehe "in einem Atemzug mit Inzest oder Polygamie genannt wird, trifft mich das persönlich".
Kramp-Karrenbauer hatte 2015 als saarländische Ministerpräsidentin gesagt, es gebe bisher eine klare Definition der Ehe als Gemeinschaft von Mann und Frau: "Wenn wir diese Definition öffnen in eine auf Dauer angelegte Verantwortungspartnerschaft zweier erwachsener Menschen, sind andere Forderungen nicht auszuschließen: etwa eine Heirat unter engen Verwandten oder von mehr als zwei Menschen."
Merz sagtenach DTZ-Information, er halte die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare für richtig. Er hätte sich aber eine intensivere Debatte und eine Grundgesetzänderung gewünscht.
Ebenso wie Spahn äußerte sich Merz in seinem Interview zu einer Vielzahl von Themen. So sprach er sich für einen größeren Einsatz Deutschlands für Europa aus. "Ich bin dafür, dass wir uns stärker engagieren in der EU", sagte er. "Wir sitzen in der geostrategischen Mitte Europas, wenn Europa scheitert sind wir diejenigen, die davon am meisten betroffen sind."
Mittelfristig sollte die EU nach dem Willen von Merz ein eigenes Steueraufkommen zur Verfügung haben. Dies solle nicht geschehen, indem "die Belastung der Bürger dadurch noch erhöht wird, sondern indem eine unmittelbare Beziehung zwischen Steuerbürger und Steuerhaushalt der EU entsteht".
Zu seinen eigenen Finanzen sagte der frühere Unionsfraktionschef auf die Frage, ob er Millionär sei: "Ich liege jedenfalls nicht drunter." Er bezeichnete sich als Mitglied der "gehobenen Mittelschicht". Zur "kleinen Oberschicht" in Deutschland gehöre er "mit Sicherheit nicht". Merz ist unter anderem Aufsichtsratschef bei der deutschen Tochtergesellschaft des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock. (V.Sørensen--DTZ)