Gewalt im Gazastreifen eskaliert nach Einsatz israelischer Spezialeinheit
Nach einem Einsatz israelischer Spezialkräfte im Gazastreifen ist die Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern erneut eskaliert. Bei Luftangriffen der israelischen Armee seien drei Palästinenser getötet worden, teilte am Montag das Gesundheitsministerium im Gazastreifen mit. Israels Militär meldete unterdessen 200 Raketen und Granaten, die aus der palästinensischen Enklave auf israelisches Gebiet gefeuert worden seien. Dabei wurde demnach auch ein Reisebus getroffen, ein 19-jähriger Israeli wurde nach Angaben von Ärzten schwer verletzt und schwebte in Lebensgefahr.
Die israelische Armee erklärte, etwa 60 Raketen und Granaten hätten abgefangen werden können. Drei Menschen seien in der südisraelischen Stadt Sderot verletzt worden. In Ashkelon und Netivot wurden Häuser durch den Beschuss aus dem Gazastreifen zerstört.
Die Armee erklärte, sie fliege Luftangriffe "im ganzen Gazastreifen". Mehr als 20 Stellungen der im Gazastreifen regierenden radikalislamischen Hamas und der Palästinensergruppe Islamischer Dschihad seien getroffen worden.
Die militante Volksfront zur Befreiung Palästinas erklärte, bei zwei der getöteten Palästinenser handele sich um ihre Kämpfer. Ein drittes Opfer gab es im Norden des Gazastreifens. Das Gesundheitsministerium meldete zudem neun Verletzte.
Der militärische Arm der im Gazastreifen herrschenden radikalislamischen Hamas bekannte sich dazu, Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert zu haben. "Das gemeinsame Kommando palästinensischer Gruppen verkündet den Beginn von Bombardierungen von Siedlungen des Feindes mit einer großen Anzahl Raketen", erklärten die Essedin-al-Kassam-Brigaden.
Die erneute Gewalteskalation war vom Einsatz israelischer Spezialkräfte im Gazastreifen ausgelöst worden. Dabei starben sieben Palästinenser und ein israelischer Offizier. Nach palästinensischen Angaben war unter den getöteten Palästinensern ein Kommandeur der Kassam-Brigaden. Die Hamas hatte nach dem israelischen Einsatz vom Sonntag Rache geschworen.
Die israelische Armee teilte mit, der Einsatz der Spezialkräfte sei nicht wie geplant verlaufen. Bei einem "Schusswechsel" im Süden des Gazastreifens nahe der Stadt Chan Junis sei ein Oberstleutnant getötet und ein weiterer Offizier leicht verletzt worden.
Die Kassam-Brigaden erklärten, die israelischen Soldaten seien in einem Zivilfahrzeug in den Gazastreifen eingedrungen. Die im Gazastreifen herrschende Hamas sprach von einem "feigen israelischen Angriff".
Eine Bodenoperation israelischer Soldaten im Gazastreifen ist ein relativ seltener Vorgang. Der israelischen Armee zufolge nahmen die Soldaten an einer "Geheimdienstoperation" teil. Die Streitkräfte bestritten zugleich Angaben der Hamas, wonach bei dem Einsatz Palästinenser ermordet oder gefangengenommen werden sollten.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu beendete am Sonntag vorzeitig einen Besuch in Paris. Wegen der Sicherheitslage im Süden des Landes habe Netanjahu sich entschieden, den Besuch abzubrechen und noch am Abend nach Israel zurückzukehren, erklärte sein Büro. Am Montag rief er das Sicherheitskabinett zu einer Sitzung zusammen.
Seit rund einem halben Jahr gibt es verstärkte Spannungen zwischen Israel und den Palästinensern im Gazastreifen. An der Grenze kommt es seit Ende März immer wieder zu anti-israelischen Protesten, die meist in Zusammenstöße mit Soldaten münden. Dabei wurden seither mindestens 231 Palästinenser getötet. Mit dem Gefecht vom Sonntag stieg die Zahl der getöteten israelischen Soldaten auf zwei.
In den vergangenen Tagen waren die UNO und Ägypten mit ihren Bemühungen vorangekommen, einen Waffenstillstand zwischen der Hamas und Israel auszuhandeln. Ein solches Abkommen könnte ein Ende der palästinensischen Proteste im Tausch gegen eine Lockerung der israelischen Blockade des Palästinensergebiets bedeuten.
(U.Stolizkaya--DTZ)