Drei Jahre Haft auf Bewährung für ehemaligen chilenischen Heereschef
Die chilenische Justiz hat den Ex-Heereschef das Landes, Juan Emilio Cheyre, zu drei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Der Richter Mario Carroza befand den Angeklagten am Freitag für schuldig, im Oktober 1973 zu Beginn der Militärdiktatur von Augusto Pinochet 15 Morde in der nördlichen Stadt La Serena gedeckt zu haben. Den Staat verurteilte das Gericht dazu, den Hinterbliebenen insgesamt umgerechnet knapp 250.000 Euro zu zahlen.
Die Anklage wegen Komplizenschaft erhielt der Richter nicht aufrecht. Eine direkte Beteiligung an den Taten habe dem 72-jährigen Cheyre, der Heereschef in den Jahren zwischen 2002 und 2006 war, nicht nachgewiesen werden können. Er muss nun einmal im Monat bei einem Gendarmerieposten vorstellig werden.
Das Heer bedauerte in einer Erklärung die "persönliche Lage" seines ehemaligen Chefs und bekräftigte seinen "absoluten Respekt für den Rechtsstaat".
Der Fall Cheyre gehört zur sogenannten Todeskarawane, die als eines der brutalsten Verbrechen während der bis 1990 dauernden Diktatur von General Augusto Pinochet gilt. Einen Monat nach dessen Putsch gegen den sozialistischen Präsidenten Salvador Allende im September 1973 begaben sich Exekutionskommandos unter Führung ranghoher Militärs auf einen Todeszug durch Chile. Auf direkte Anordnung Pinochets ermordeten sie 75 linksgerichtete politische Häftlinge in Straflagern und Gefängnissen.
Der spätere General Cheyre war zu dieser Zeit Adjutant von Ariosto Lapostol, Kommandeur des Arica-Regiments in La Serena. Auf dessen Befehl ließ Cheyre nach den Morden in den Medien verbreiten, bei den Opfern handele es sich um "15 Extremisten", die gemäß der "Militärgerichtsbarkeit zu Kriegszeiten" verurteilt worden seien.
Im Gerichtsurteil heißt es, beide hätten gewusst, dass diese Darstellung falsch sei. Die Hinrichtungen hätten ohne vorheriges Urteil stattgefunden und nur wegen der politischen Überzeugung der Opfer.
Cheyre wurde 2016 festgenommen, kam nach wenigen Tagen aber gegen Zahlung einer Kaution von umgerechnet 1300 Euro wieder auf freien Fuß.
Lapostol wurde zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt, fünf weitere Ex-Militärs zu fünf Jahren Haft. Vier weitere ehemalige Armeeangehörige erhielten dreijährige Bewährungsstrafen.
Unter Pinochets Gewaltherrschaft wurden amtlichen Angaben zufolge 3000 Menschen verschleppt und ermordet. 38.000 Menschen wurden gefoltert, zehntausende ins Exil getrieben.
(I.Beryonev--DTZ)