CDU will die Basis in die Suche nach Merkel-Nachfolger einbeziehen
Die CDU will die Parteibasis bei der Suche eines Nachfolgers für Parteichefin Angela Merkel umfassend einbeziehen. Die Kandidaten sollen sich den Mitgliedern auf Regionalkonferenzen vorstellen, wie die stellvertretenden Parteivorsitzenden Julia Klöckner und Armin Laschet am Sonntag in Berlin sagten. In der Debatte um die künftige Ausrichtung der CDU forderte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther weiterhin eine Orientierung "an der Mitte".
Gewählt wird der neue Parteichef auf einem Parteitag Anfang Dezember in Hamburg von rund tausend Delegierten. Die sollten in den kommenden Wochen "ihre Ohren aufsperren" und zuhören, wie die Stimmungen auf den geplanten Regionalkonferenzen seien, sagte der CDU-Vizevorsitzende Thomas Strobl am Sonntag am Rande einer zweitägigen Klausur der Parteispitze in Berlin.
Strobl machte zudem den Vorschlag, auch interessierte Bürger und Anhänger einzubeziehen. Für die CDU sei die Kandidatensuche eine "riesige Chance", sagte der Vizevorsitzende. Er sieht seine Partei sogar regelrecht "wachgeküsst".
Bislang haben drei prominente Kandidaten ihre Kandidatur für die Nachfolge Merkels auf dem Posten des CDU-Vorsitzenden angekündigt: CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer, Gesundheitsminister Jens Spahn und der frühere Unionsfraktionschef Friedrich Merz.
Besonders Kramp-Karrenbauer hatte in den vergangenen Monaten einen engen Kontakt zur Basis, da sie im Rahmen ihrer "Zuhörtour" Dutzende Veranstaltungen in ganz Deutschland absolvierte. Merz hingegen trat in den vergangenen Jahren innerhalb der Partei nicht in Erscheinung.
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident und CDU-Vorsitzende Laschet, die rheinland-pfälzische Parteichefin Klöckner und Strobl als Chef der baden-württembergischen CDU machten deutlich, dass sie den Meinungsbildungsprozess in der CDU nicht beeinflussen wollen. "Ich werde mich hüten, diesen Prozess abzuwürgen, indem ich wage, von oben herab zu sagen, wer der richtige Kandidat ist", sagte Klöckner. Es sei "unangemessen" jetzt schon Vorfestlegungen durch die Parteiführung zu machen, bevor die Kandidaten sich der Basis vorgestellt hätten, sagte auch Laschet.
Es solle bis zum Parteitag auch über inhaltliche Fragen diskutiert werden, kündigte Strobl an. Die Wahl des Merkel-Nachfolgers gilt als Richtungsentscheid für die Partei: Kramp-Karrenbauer gilt als enge Vertraute der Kanzlerin, Spahn und Merz als Verfechter einer konservativeren Linie.
Günther warnte davor, die Partei nach rechts rücken zu wollen. "Der Kurs in der Vergangenheit war richtig", sagte er in Berlin. Die CDU sei daher gut beraten, "wenn wir den Kurs, den wir eingeschlagen haben, auch fortsetzen".
Der Ministerpräsident betonte: "Daran haben sich auch alle Kandidaten für den Bundesvorsitz aus meiner Sicht zu orientieren". Er stellte sich damit indirekt gegen Forderungen von Merz und vor allem von Spahn nach einer Kurskorrektur. Allerdings räumte Günther ein, die CDU müsse sich wieder "bundesweit besser aufstellen", um auch wieder höhere Umfragewerte zu erreichen.
(U.Beriyev--DTZ)