Deutsche Tageszeitung - Bolsonaro will Anti-Korruptionsrichter Moro in sein Kabinett holen

Bolsonaro will Anti-Korruptionsrichter Moro in sein Kabinett holen


Bolsonaro will Anti-Korruptionsrichter Moro in sein Kabinett holen
Bolsonaro will Anti-Korruptionsrichter Moro in sein Kabinett holen / Foto: ©

Brasiliens künftiger Präsident Jair Bolsonaro will den bekannten Anti-Korruptionsrichter Sérgio Moro zu seinem Justizminister oder zum Mitglied des Obersten Gerichtshofs machen. Das kündigte der Rechtsaußen-Politiker am Montagabend (Ortszeit) an. Moro hatte den linksgerichteten ehemaligen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva im Juli 2017 in erster Instanz zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilt. Bolsonaro bekräftigte außerdem sein Vorhaben, die Waffengesetze zu lockern.

Textgröße ändern:

Moro sei ein Kandidat für das Amt des Justizministers oder für einen der beiden Richterposten am Obersten Gericht, die während seiner Präsidentschaft neu zu besetzen sein werden, sagte Bolsonaro in seinem ersten Interview nach seiner Wahl zum Staatschef dem Fernsehsender TV Record.

"Ich möchte mit ihm sprechen, um herauszufinden, ob er interessiert ist. Und wenn er interessiert ist, wird er mit Sicherheit eine äußerst wichtige Rolle in unserer Regierung spielen", sagte der neu gewählte Präsident über den Richter.

Der Jurist Moro war als treibende Kraft hinter einer groß angelegten Ermittlungskampagne gegen Korruption in der Politik in Brasilien sehr bekannt geworden. Den früheren Präsidenten Lula brachte er damit hinter Gitter.

Lula war Mitte 2017 schuldig gesprochen worden, von dem in den Petrobras-Skandal verwickelten Baukonzern OAS begünstigt worden zu sein. Anfang 2018 wurde sein Strafmaß auf zwölf Jahre und einen Monat heraufgesetzt. Lula beteuert seine Unschuld und spricht von einem "Komplott" zur Verhinderung seiner Bewerbung für eine dritte Amtszeit. Lulas Arbeiterpartei beschuldigte Moro, voreingenommen geurteilt zu haben.

Selbst nach dem Verbot seiner Kandidatur für die diesjährige Präsidentschaftswahl hatte Lula laut Umfragen als aussichtsreichster Bewerber für das Amt gegolten. Als Ersatzkandidat für Lula hatte dessen Arbeiterpartei im September den ehemaligen Bürgermeister von São Paulo, Fernando Haddad, ernannt. Dieser unterlag Bolsonaro am Sonntag in der Stichwahl.

Bolsonaro ist ein Verteidiger der früheren Militärdiktatur in Brasilien (1964-1985). Er hat einen harten Kampf gegen Korruption und Kriminalität angekündigt. Mit abfälligen Bemerkungen über Frauen, Homosexuelle und Schwarze polarisiert der Ex-Offizier die brasilianische Gesellschaft.

In seinem Interview nach seinem Wahlsieg bekräftige Bolsonaro auch sein Wahlversprechen, die Waffengesetze zu lockern. Dies sei nötig angesichts der ausufernden Gewalt in Brasilien. "Wir befinden uns im Krieg", sagte er. Das Mindestalter für den Waffenbesitz müsse von 25 auf 21 Jahre gesenkt werden, um es den Menschen zu ermöglichen, "ihre Familie zu schützen".

(I.Beryonev--DTZ)

Empfohlen

Frankreich: Mehr als 100.000 Menschen protestieren gegen rechtsgerichteten Premier

In Frankreich haben am Samstag nach Angaben des Innenministeriums mehr als 100.000 Menschen gegen die Ernennung des neuen rechtsgerichteten Premierministers Michel Barnier demonstriert. Allein in Paris waren es demnach 26.000. Aber auch in vielen anderen Städten wie Nantes, Nizza, Marseille und Straßburg gingen die Menschen gegen die Regierungsübernahme durch den 73-jährigen Konservativen auf die Straße. Die Wut der Demonstrierenden richtete sich auch gegen Präsident Emmanuel Macron.

Tausende in Israel demonstrieren erneut für Abkommen für Freilassung der Geiseln

Genau elf Monate nach dem beispiellosen Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel sind dort erneut tausende Menschen für ein Abkommen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung aller Geiseln auf die Straße gegangen. Unter den Teilnehmern der Kundgebungen in Tel Aviv, Jerusalem und anderen Städten waren am Samstag auch Angehörige der immer noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln.

Niedrige Wahlbeteiligung: Präsidentschaftswahl in Algerien zu Ende gegangen

Nach einer einstündigen Verlängerung ist die Präsidentschaftwahl in Algerien am Samstag zu Ende gegangen. Statt wie geplant um 20.00 Uhr schlossen die Wahllokale in dem nordafrikanischen Land angesichts einer sehr niedrigen Wahlbeteiligung erst um 21.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MESZ).

Großdemo für "Freiheit" nach Sperrung des Onlinediensts X in Brasilien

Nach der Sperrung des Onlinedienstes X in Brasilien sind in dem südamerikanischen Land am Samstag tausende Demonstranten auf die Straße gegangen. Die Kundgebung in der Wirtschaftsmetropole São Paulo fand am brasilianischen Unabhängigkeitstag als Gegenveranstaltung zu einer offiziellen Parade in der Hauptstadt Brasília mit dem linksgerichteten Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva statt. Dessen rechtsextremer Amtsvorgänger Jair Bolsonaro unterstützte den Protestmarsch in São Paulo.

Textgröße ändern: