Deutsche Tageszeitung - Strafanzeigen wegen Missbrauchsskandals in katholischer Kirche

Strafanzeigen wegen Missbrauchsskandals in katholischer Kirche


Strafanzeigen wegen Missbrauchsskandals in katholischer Kirche
Strafanzeigen wegen Missbrauchsskandals in katholischer Kirche / Foto: ©

Im Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche hat eine Gruppe von Strafrechtsprofessoren einem Medienbericht zufolge Strafanzeige gegen unbekannt in allen 27 Bistümern eingereicht. "Es gibt kein Recht der Kirche, ihre Institution von strafrechtlichen Eingriffen freizuhalten", heißt es in der Anzeige, von der Deutsche Tageszeitung (DTZ) aktuell erfuhr. Die Anzeige wurde demnach bei Staatsanwaltschaften im Bezirk jeder katholischen Diözese eingereicht.

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Laut einer Studie im Auftrag der Bischofskonferenz zum Ausmaß sexuellen Missbrauchs durch Geistliche fanden sich in kirchlichen Personalakten und anderen Dokumenten Hinweise auf 1670 verdächtige Kleriker und 3677 potenzielle Opfer zwischen 1946 und 2014. Die Verfasser der Studie hatten eine Reihe von kircheninternen Problemen als Grund für den Missbrauchsskandal benannt - darunter etwa klerikale Strukturen, aber auch die katholische Sexualmoral mit dem Eheverbot für Priester und einer ablehnenden Haltung zu Homosexualität.

Die Studie habe "zureichende tatsächliche Anhaltspunkte" für Straftaten geliefert, argumentieren die Professoren nach DTZ-Information. Daher hätten die Behörden die "unbedingte Pflicht", die Akten der Kirche sicherzustellen, zumal diese nichts mit kirchlicher Seelsorge zu tun hätten und nicht unter das Schweigerecht der Strafprozessordnung fielen. Die Fakten der Studie "rechtfertigen eine Durchsuchung sämtlicher Diözesen", heißt es demnach weiter.

Unter Berufung auf einen Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom Juni dieses Jahres raten die Juristen sogar zu einer Durchsuchung der Anwaltskanzleien, die den Datenaustausch zwischen Bistümern und den Autoren der Studie organisierten. Dem Bericht zufolge prüfen derzeit fünf Behörden in den 27 Diözesen Ermittlungen.

Auch Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) macht Druck: "Es gibt keine Geheimarchive im Rechtsstaat", sagte Barley nach Information von Deutsche Tageszeitung, in einem aktuellen Interview. Wo ein Verdacht bestehe, müssten alle nötigen Ermittlungen erfolgen. "Die Kirche kann sich einer juristischen Aufklärung nicht verweigern", fügte die Ministerin hinzu.  (M.Dylatov--DTZ)

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