Deutsche Tageszeitung - Polizei: Mutmaßlicher Briefbomber in den USA ist wohl gefasst

Polizei: Mutmaßlicher Briefbomber in den USA ist wohl gefasst


Polizei: Mutmaßlicher Briefbomber in den USA ist wohl gefasst
Polizei: Mutmaßlicher Briefbomber in den USA ist wohl gefasst / Foto: ©

Nach tagelanger Großfahndung hat die US-Polizei den mutmaßlichen Täter gefasst, der für die Versendung der Briefbomben an prominente Gegner von Präsident Donald Trump verantwortlich sein soll. Der Verdächtige mit dem Namen Cesar Altieri Sayoc wurde am Freitag im Bundesstaat Florida festgenommen und schon kurz danach von den Justizbehörden offiziell mehrerer Verbrechen beschuldigt, darunter "Angriffen" gegen frühere Regierungsmitglieder und andere Zielpersonen.

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Zu den Motiven des mutmaßlichen Attentäters wollten sich weder US-Justizminister Jeff Sessions noch andere Vertreter der Ermittlungsbehörden zunächst äußern. Dafür sei es noch "zu früh", sagte der Direktor der Bundespolizei FBI, Christopher Wray, in Washington.

Die Sprengsätze waren allesamt an Kritiker von US-Präsident Trump gerichtet. Zu den Adressaten gehörten der frühere Präsident Barack Obama, Ex-Vizepräsident Joe Biden, die ehemalige Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, der Multimilliardär George Soros und Hollywoodstar Robert de Niro.

Sayoc ist Medienberichten zufolge 56 Jahre alt und hat eine Adresse in Florida. Er wurde auf einem Parkplatz in Plantation, einem Vorort von Fort Lauderdale, festgenommen. Der Lieferwagen, mit dem er unterwegs war, wurde beschlagnahmt. Laut in den Onlinenetzwerken kursierenden Fotos, die Sayocs Fahrzeug zeigen sollen, prangten auf den Scheiben zahlreiche Aufkleber mit politischem Inhalt. Sie werben für Trump und brandmarken dessen politische Gegner.

Sayoc war schon in früheren Jahren mit dem Gesetz in Konflikt geraten, laut Gerichtsdokumenten wegen schweren Diebstahls und einer Bombendrohung. Die Ermittler kamen ihm nun durch einen Fingerabdruck auf die Spur, den sie auf einem der großen Briefumschläge mit den Rohrbomben gefunden hatten.

Trump gratulierte den Ermittlungsbehörden zu der Festnahme. Sie hätten einen "unglaublichen Job" geleistet. Er verurteilte die Versendung der mutmaßlichen Sprengsätze als "abscheuliche Tat".

Zu den gegen Sayoc erhobenen Beschuldigungen gehören auch die "illegale Versendung von Sprengstoffen" und "Drohungen gegen frühere Präsidenten". Laut Justizministerium drohen ihm bis zu 48 Jahre Haft. Es korrigierte damit Angaben von Sessions, der zuvor versehentlich von 58 Jahren gesprochen hatte.

Wray sagte, dass mindestens 13 Briefe mit Sprengsätzen verschickt worden seien. Er warnte, dass noch weitere Bomben unterwegs sein könnten.

Auch wenn die Untersuchungen dieser Apparate nicht abgeschlossen seien, lasse sich bereits sagen, dass es sich nicht um bloße Attrappen handle, sagte der FBI-Chef. Alle Vorrichtungen hätten aus einer PVC-Röhre, einer kleinen Uhr, einer Batterie, Drähten und einem "energetischen Material" bestanden, das potenziell explodieren könne.

Es sei aber noch nicht klar, ob die Sprengsätze tatsächlich funktionsfähig gewesen seien, erläuterte Wray. Durch die Sendungen war niemand verletzt worden.

Noch am Freitag waren drei weitere der Briefbomben abgefangen worden. Zwei davon waren an afroamerikanische Senatoren der oppositionellen Demokraten, Corey Booker und Kamala Harris, gerichtet. Beide gelten als mögliche Präsidentschaftsbewerber. Der dritte dieser Sprengsätze war für den früheren Nationalen Geheimdienstdirektor James Clapper bestimmt. Die Sendung trug die Adresse des New Yorker Sitzes des Fernsehsenders CNN, wo Clapper regelmäßig als Experte auftritt.

Auch eine der zuvor aufgetauchten Briefbomben war an CNN in New York adressiert. In diesem Fall war sie für den CNN-Experten und früheren Chef des Auslandsgeheimdienstes CIA, John Brennan, bestimmt. Sollte sich nun erweisen, dass der Tatverdächtige ein Trump-Anhänger ist, könnte dies die politische Stimmung rund anderthalb Wochen vor den Kongresswahlen weiter anheizen.

Trump hat zwar als Reaktion auf den Bombenalarm seine Landsleute zur Geschlossenheit aufgerufen. Allerdings attackierte er auch erneut heftig die sogenannten Mainstream-Medien und wies ihnen die Hauptschuld für die extreme politische Polarisierung zu. Der Präsident sieht sich selbst mit Vorwürfen konfrontiert, mit seiner aggressiven Rhetorik zur Vergiftung des politischen Klimas im Land beizutragen.

(I.Beryonev--DTZ)

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